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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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verschiedene Abhandlungen zur Metaphysik geschrieben hatte, verließ seine Wohnung in der High Street eigentlich nur, um zu ihren Versammlungen zu kommen.
    Ihre einzige Sorge war Lord Burton, ein wohlbekannter Philanthrop. Zwar nahm er nie an Veranstaltungen teil, die nicht in Zusammenhang mit einem seiner zahlreichen wohltätigen Projekte standen, aber seine neue Gattin war ein unkalkulierbares Risiko. Lady Burton entstammte dem Kleinadel und war auf den gesellschaftlichen Aufstieg bedacht.
    Doch sie war Lady Burton erst einmal begegnet, und dabei hatte diese Dame sie entschieden ignoriert, so dass sie sie wohl kaum wieder erkennen würde, wenn sie sich auf einer Gesellschaft über den Weg liefen. So hoffte Julia zumindest.
    »Darüber kannst du dir immer noch Sorgen machen, wenn es soweit ist«, murmelte sie und betätigte den Messingklopfer. Fast sofort schwang die Eichentür auf.
    Der grauhaarige Butler verneigte sich. »Mylady. Bitte treten Sie ein.«
    Julia betrat die Eingangshalle. »Guten Abend, Roberts. Wie geht es Ihnen?« Als sie das Haus verlassen hatte, war sie noch eine arme Verwandte gewesen. Nun kehrte sie als Viscountess zurück, reicher als in ihren wildesten Träumen. Sie hätte außer sich vor freudiger Erregung sein müssen, aber Julia fühlte sich nur leicht verlegen, wie jemand, der sich für eine Gesellschaft zu fein gemacht hatte.
    Der Butler schloss die Tür, und seine reglose Miene wurde eine Spur weicher. »Mir geht es gut, Lady Hunterston. Ich hoffe, Ihnen ebenfalls«
    Julia verzog das Gesicht, als sie den Titel hörte. Eigentlich hatte sie es Therese selbst erzählen wollen. »So gut, wie zu erwarten steht. Vermutlich ist das ganze Haus in Aufruhr?«
    Der Butler zwinkerte unmerklich. »So könnte man sagen, Mylady. Ihre Tante hat sich mit einer Migräne ins Bett zurückgezogen, während Lady Therese Lord Hunterston im Salon unterhält. Soll ich Ihre Pelisse nehmen?«
    Alec ist hier. Julia schluckte und fragte sich, ob sie ihm lieber einen Zettel hätte hinterlassen sollen. Da sie aber eigentlich vorgehabt hatte, nur eine Stunde weg zu sein, hatte sie darauf verzichtet. Sie beobachtete, wie der Butler die Brauen hochzog, und schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Roberts. Ich werde wohl nicht lange bleiben.«
    »Sehr wohl.« Er brachte sie zur Tür des Salons. Dort zögerte er. »Wenn Sie gestatten, möchte ich Ihnen gern zu Ihrem gesellschaftlichen Aufstieg gratulieren. Jemanden Netteres hätte es nicht treffen können, Mylady, Sie haben es wirklich verdient.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, was sie beide überraschte. Zum Teufel mit ihrer Erschöpfung. Sie zog ihr Taschentuch hervor und wischte sich hastig über die Augen. »Bitten sagen Sie doch nicht so reizende Sachen zu mir. Ich habe einen harten Tag hinter mir und laufe Gefahr, mich in eine Heulsuse zu verwandeln.«
    Um seine Mundwinkel zuckte es. »Sie sind keine Heulsuse, Madam. Sie sind, wie immer, unsere gute, verdienstvolle Lady Julia.« Sie kicherte und schnaubte sich die Nase. »Inzwischen weiß ich nicht mehr, wer oder was ich bin. Aber trotzdem vielen Dank. Ich hoffe, dass Sie mich einmal besuchen kommen.«
    »Das würde sich wohl kaum schicken«, erwiderte der Butler mit gelindem Tadel.
    Julia faltete das Taschentuch zusammen. »Sich nicht schicken? Was könnte schicklicher sein, als eine alte Freundin zu besuchen?« Er lächelte. »Ich werde Sie anmelden, Madam.« Er wartete nur noch, bis sie ihr Taschentuch verstaut hatte, öffnete dann die Tür und verkündete in so ehrerbietigem Ton, als wolle er die Ankunft des Kronprinzen ankündigen: »Lady Hunterston.«
    Julia zwang sich, Alec nicht anzugucken, obwohl es ihr erster Impuls war. Dennoch war sie sich seiner Anwesenheit nur zu sehr bewusst. Entschlossen schaute sie Therese an. Ihre Cousine lehnte am Piano, und Julia beglückwünschte sie im Stillen zu dieser raffinierten Pose. Das schimmernde dunkle Holz brachte ihren blassen Teint hervorragend zur Geltung und bildete für ihr elegantes blaues Seidenkleid einen idealen Hintergrund.
    Unwillkürlich wanderte ihr Blick doch zu ihrem Ehemann. Er trug formelle Abendkleidung, in der er wie immer schrecklich attraktiv aussah. Sie begann leicht zu zittern, aber nicht, weil ihr kalt gewesen wäre.
    Mit ausgestreckten Händen schwebte Therese auf sie zu. Sie war klein, blond und anmutig, wie eine Fee aus dem Märchenbuch. »Julia! Wie ich mich freue, dass du kommst! «
    Verwirrt ließ sich Julia von ihrer Cousine umarmen. »O

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