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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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miterleben, wenn er dem neuesten Bewohner von Hunterston House begegnete.
    Kurz darauf rumpelte die Kutsche davon, und hoch oben saß Julias Gossenkind mit einem bunten Seidenschal über seinen zerlumpten Sachen.
    Obwohl er seit Jahren nicht mehr daran gedacht hatte, erinnerte sich Nick jetzt an eine Zeit, als er geglaubt hatte, die Liebe könne tatsächlich Wunder wirken. Während er zuschaute, wie seine schöne, verlotterte Mutter immer weiter im Wahnsinn versank und täglich bösartiger und gehässiger wurde, hatte der heranwachsende Nick mit jeder Faser seines Herzens gehofft, dass Gott ihr die Liebe schicken würde, die sie brauchte, da die seine ganz offensichtlich nicht genügte. Doch die Liebe kam nicht, und in einer schicksalsträchtigen Nacht hatte sich seine Mutter vom Dach gestürzt. Wenn er genau genug hinhörte, konnte er immer noch das Echo ihres Schreis hören.
    Nick blickte der Kutsche nach. Es wäre gerade noch im Bereich des Möglichen, überlegte er leidenschaftslos, dass eine Frau mit Julias Fähigkeit zu lieben seine verlorene Seele rettete ... falls er überhaupt eine besaß. Mit lässigem Schulterzucken wandte er sich ab und ging in seine Wohnung zurück.
    Er mochte ja keine Seele haben, aber Schulden hatte er gewiss. Berge von Schulden, die er alle in der Erwartung des Erbes gemacht hatte, das ihm seiner Meinung nach zustand. Es bedurfte mehr als einer Frau mit einem überraschend schönen Lächeln und einem tödlichen linken Haken, um ihn von seinem Ziel abzubringen.
    Fröhlich pfeifend begann Nick, sein nächstes Zusammentreffen mit der faszinierenden Lady Hunterston zu planen.

12. KAPITEL
    Benebelt betrachtete Alec Burroughs’ langes weißes Nachthemd. »Warum, zum Donnerwetter, sind Sie so angezogen? Sie sehen ja aus wie ein Gespenst.«
    »Es ist vier Uhr früh, Mylord. Ehrbare Leute liegen um diese Zeit längst im Bett.« In seiner kultivierten Stimme schwang Tadel mit.
    »Falsch. Sie sind einer der ehrbarsten Menschen, die ich kenne, und Sie sind noch nicht zu Bett gegangen.« Sehr zufrieden mit seiner meisterlichen Schlussfolgerung, verschränkte Alec die Arme. Selbst wenn er bis zu den Kiemen voll war mit Luciens bestem Brandy, arbeitete sein Verstand immer noch messerscharf.
    Burroughs stellte das Silbertablett mit der Milch ab und half Alec aus dem Mantel. »Ich warte doch immer auf Sie, Mylord. Das ist inzwischen Tradition.«
    Alec warf einen Arm um Burroughs’ schmale Schultern. »Bei Gott, genau das ist es. Eine Tradition. Wie ... wie Weihnachten.« Er mochte ein Verschwender und ein Faulenzer sein, aber trinkfest war er auf jeden Fall.
    Sanft entzog Burroughs sich ihm. »Gestatten Sie, dass ich Sie zu Bett bringe, Sir.«
    Alec winkte ab. »Nein, nein, nein. Ich brauch noch was zur Beruhigung. Und damit ich angenehme Träume hab.« Oder zumindest angenehmere als die beunruhigenden, die ihn in den letzten vierzehn Tagen heimgesucht hatten. Bei all den unsittlichen Visionen, die sich um seine züchtige, unberührte Gattin rankten, und den Albträumen, in denen sich Taschenuhren, Teekannen und andere Haushaltsgegenstände um seinen Hals wanden wie eiserne Ketten, war Schlaf fast so etwas wie eine ferne Erinnerung geworden.
    Er hatte es mit den verschiedensten Aktivitäten versucht, einschließlich Boxen, Fechten und Reiten, in der Hoffnung, dass er danach vor lauter Erschöpfung friedvoll einschlummern würde, doch auch diese Taktik hatte sich als erfolglos erwiesen.
    Und während er in die Hölle der Schlaflosigkeit hinabgestiegen war, hatte seine Frau vor seinen erstaunten Augen aufzublühen begonnen. Modisch gekleidet und frisiert, kam sie seinem müden Hirn ebenso anziehend vor wie eine Sirene aus der griechischen Mythologie.
    Er seufzte schwer. Er wollte vom Leben doch nur ein paar einfache Freuden: Wein, Weib und ein wenig Gesang. Und trotzdem war er nun mit einer Frau verheiratet, die nur an fremdes Elend dachte und sich für die Freuden des Daseins nicht im Mindesten interessierte.
    Alec richtete den verschwommenen Blick auf seinen Butler. »Sagen Sie mir, Burroughs, lachen Sie eigentlich jemals?«
    »Ja, Sir. Ziemlich oft.« Der Butler packte Alec am Arm und führte ihn zur Treppe. »Doch verkneife ich es mir immer so lange, bis Sie den Raum verlassen haben.«
    »Das freut mich aber, dass Sie ...« Alec blieb stehen, den Fuß auf der untersten Treppenstufe. »Das war ja ein Witz.«
    »Eine kleiner, Mylord. Soll ich einen weiteren Anlauf unternehmen?«
    »Himmel! Sie sind

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