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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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auch der Geruch nach Zitrone und Zimt an unerwarteter Stelle sein.«
    Zwischen ihnen knisterte es. Der rasche Herzschlag, den er an ihrem zarten Hals spürte, verriet ihm, dass sie es ebenso fühlte - und sich wie er dagegen wehrte.
    Aber warum? Weshalb sollte man sich gegen eine solche körperliche Anziehung wehren? Julia verweigerte ihm die Befriedigung, die seine Begierde lindern könnte. Vielleicht verzehrte sie sich ja nach ihm ebenso wie er sich nach ihr. Wenn er auch nur über ein wenig Edelmut verfügte, würde er etwas unternehmen, um ihrer beider Frustration ein Ende zu bereiten.
    Erfreut ob dieses vernünftigen Einfalls, legte er ihr lächelnd die Hand an die Wange. Sie fühlte sich kühl und glatt wie Seide an. Er flüsterte: »Bei der höchsten Form körperlichen Vergnügens pocht einem das Herz so heftig, dass man glaubt, vor lauter Entzücken, vor lauter Sinnenfreude zu vergehen. Es ist weit mehr als ein Kuss.«
    »Mehr als ein Kuss? Lieber Himmel«, erwiderte sie schwach. Ihre Augen huschten hinter der Brille hin und her, und ihr Atem ging rasch und keuchend.
    Alec strich ihr über die Wange. »Wie du siehst, ist Maraschinogelee überhaupt kein Vergleich dazu.«
    Sie schloss die Augen, erschauerte und schwankte leicht in seine Richtung. Ihr Busen strich an seiner nackten Brust entlang, und Alec biss die Zähne zusammen. Er trieb die Sache viel zu weit. Das wusste er zwar, doch er konnte sich so wenig Einhalt gebieten, wie er den Lauf der Sonne hätte aufhalten können.
    Julia klammerte sich mit beiden Händen am Treppenpfosten fest, zwischen ihnen das hoffnungslos verknotete Retikül. »Du ... du kannst jetzt aufhören.«
    Ihre heisere Stimme verriet ihr Begehren, was ihn nur noch mehr anzog. »Nein, das kann ich nicht«, antwortete er und nahm ihr die Brille ab. Sie protestierte nicht, fixierte ihn aber mit wortlosem Flehen.
    »Julia, erlaube mir doch, dir zu zeigen, wie köstlich, wie erfüllend Leidenschaft sein kann«, meinte er leise. »Bitte, komm mit in mein Zimmer.«
    Ihre Augen weiteten sich, und sie begann: »Ich ... «
    »Verzeihung, Euer Lordschaft«, ertönte da Johnstons Stimme.
    Mit blutrot angelaufenen Wangen presste Julia das Retikül an die Brust, als wäre es ein Schutzschild.
    Alec biss die Zähne zusammen, während ihn eine riesengroße Enttäuschung überkam. Er warf Johnston einen flammenden Blick zu. » Was denn? «
    Der Reitbursche schaute an die Decke. Seine Ohren waren verdächtig rot. »Burroughs sagt, Sie brauchen die Kutsche.«
    Julia sah zu Alec auf. Ihre Augen strahlten unglaublich grün, die Pupillen samtschwarz und noch riesengroß vor Begehren. Sie schien ihn um Dinge anzuflehen, von denen sie eigentlich keine Ahnung hatte. Eine Spur schlechten Gewissens regte sich in ihm,« und er machte ein finsteres Gesicht. Was tat er da? Küsse waren eine Sache, Verführung etwas ganz anderes.
    Er wandte sich an Johnston. Vor lauter Schuldgefühlen war sein Begehren zu einem dumpfen Sehnen geworden. »Bewegen Sie die Pferde, bis ich mich umgezogen habe.«
    Der Reitknecht nickte und ging.
    Vor Frustration krampfte sich Alec der Magen zusammen. Auf sein Frühstück würde er heute mit Freuden verzichten.
    Von oben ertönte ein wildes Kreischen, und Julia guckte erleichtert zur Treppe. »Mrs. Winston braucht anscheinend Hilfe.« Bevor er sie aufhalten konnte, war sie an ihm vorbei und hastete die Treppe empor, als wären ihr sämtliche Höllenhunde auf den Fersen.
    Alec streckte die Hände nach ihr aus, doch schaute Mrs. Winston genau in dem Moment über das Geländer, und das hielt ihn auf. Wütend starrte er sie an. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er fast geglaubt, seine Dienstboten hätten sich zu Julias Beschützern aufgeschwungen. Ein lächerlicher Gedanke, wo sie ihm doch wirklich treu ergeben waren, aber er wurde ihn nicht mehr los.
    Er blickte seiner Frau nach, die mit feuchten Röcken die Treppe hochging und mit einem leisen Türenklappen in ihrem Zimmer verschwand. Dann stieß er den Atem aus und ließ sich gegen das Treppengeländer sinken. Julia war in sein Leben eingebrochen, zwang ihn zu klösterlicher Enthaltsamkeit und verwandelte sich dann vor seinen Augen in eine Sirene. Er war es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden, und noch weniger war er es gewohnt, sich zu bescheiden. Er fuhr sich durch die Haare. Er steckte in einem fürchterlichen Dilemma: Seine frische, unschuldige Gattin reagierte auf seine Zärtlichkeiten wie eine geübte Kokotte, und doch gebot

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