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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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es ihm die Ehre, nicht über einen einfachen Kuss hinauszugehen.
    Wenn er auch nur eine Spur Vernunft besäße, würde er den täglichen Kuss nicht mehr fordern, da er inzwischen zur reinsten Qual geworden war. Alec betrachtete die Treppe, die seine Frau soeben hinaufgegangen war.
    Noch hatte er nicht die Absicht, sein Anrecht auf ihre Lippen aufzugeben. Noch nicht.

16. KAPITEL
    Es wäre nicht ganz richtig zu behaupten, dass niemand Julia in ihrem neuen Staat erkannte, doch die Leute starrten sie offen an, und wenigstens ein junges Paar blieb mitten auf der Tanzfläche stehen und sperrte den Mund auf. Überall hörte man aufgeregtes Flüstern.
    »Anscheinend sind wir das Gesprächsthema des heutigen Abends.« Alec warf einen raschen Blick über die Schulter. »War ja nicht anders zu erwarten.«
    Julia schaute sich ebenfalls um, zu Muck, der ihnen ehrfürchtig folgte. Das Kind hatte ein Wieselgesicht, zwei große Hasenzähne und eine dünne Nase, die wie bei einer Ratte zitterte, und dazu noch ein paar prächtige Segelohren.
    Herrlich angetan mit einer blauen Samtlivree, benahm er sich mustergültig und hatte bisher nichts Schlimmeres angestellt, als in der Kutsche dauernd zu fragen, wann sie endlich ankämen.
    Alec beugte sich vor. »Aufgeregt?« Sein Atem streifte ihr Haar, und es lief ihr kalt den Rücken hinunter.
    Sie nickte, wich jedoch seinem Blick aus. Allmählich wurde sie schwach. Um seinet- wie auch um ihrer selbst willen sollte sie ein wenig Abstand zu ihm wahren. Irgendwie musste sie Alec vor Augen führen, dass er so nicht weitermachen konnte, dass er seine Gaben an leere Freuden verschwendete. Wenn sie nur einen Weg fände, ohne ebendiesen Freuden selbst zu erliegen.
    Nervös zupfte sie an ihrem weichen Kaschmirtuch. »Heute war es ziemlich hektisch, findest du nicht auch?«
    »Allerdings.«
    Etwas in seinem Ton erregte ihre Aufmerksamkeit, worauf sie ihm einen raschen Blick zuwarf, was sie aber sofort bedauerte. Mit seiner formellen Abendgarderobe und der dunklen Haarlocke, die ihm in die Stirn fiel und die silbergrauen Augen überschattete, sah er einfach umwerfend aus. Und er brauchte sie nur zu berühren, und sie schmolz dahin wie ein Stück Butter auf frischem Toast. Alec guckte sich im Saal um. »Verdammt. Nick ist auch da.« Julia folgte seinem Blick. Nick stand neben Therese, und beide wirkten sie, als wären sie den Seiten der Modezeitschrift »La Belle Assemblée« entsprungen. Nick bemerkte ihren Blick und verbeugte sich elegant. Er murmelte Therese etwas zu, worauf diese sich lachend hinter ihrem Fächer verbarg.
    »Eines Tages«, stieß Alec zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »eines Tages werden wir abrechnen, ein für alle Mal.«
    »Warum bist du so gegen ihn eingenommen?«
    Alec zog die Brauen hoch und erwiderte kühl: »Mrs. Winston hat dir doch bestimmt schon von Nick berichtet. Ihr scheint es ja einen Riesenspaß zu machen, unsere Familiengeheimnisse auszuplaudern. «
    Vermutlich war es wirklich lästig, wenn die Dienstboten jede Ungeschicklichkeit und Narretei weitererzählten. »Bis zu Nick ist Mrs. Winston noch nicht vorgedrungen. Sie teilt mir nämlich alles streng chronologisch mit. Bei unserem letzten Geplauder warst du gerade zwölf geworden und hast deinen Großvater in Rage gebracht, weil du das Milchmädchen geküsst hast.«
    »Herr im Himmel«, murmelte er erschrocken. »So arg?«
    »Ärger, als du glaubst. Sie berichtet alles bis ins kleinste Detail.« Julia seufzte. »Ich würde sie ja gern ein bisschen antreiben, damit sie endlich von den interessanten Zeiten erzählt, aber ich befürchte, dass sie dann vergisst, wo sie gerade war, und von vom anfängt.«
    Er lachte, und auch ihre Mundwinkel umspielte ein Lächeln. Erleichtert stellte sie fest, dass sie die Spannung des Nachmittags anscheinend hinter sich gelassen hatten. »Ich wollte dich nicht brüskieren, ich wollte nur wissen, warum du so gegen deinen Vetter eingenommen bist, wo er doch entschlossen scheint, dich ihm gewogen zu machen.«
    Alec runzelte die Stirn. »Er will etwas.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, aber es gab einmal eine Zeit, als er für mich wie ein Bruder war.«
    Julia sah von einem zum anderen. Während Nick golden glänzte wie eine frisch geprägte Münze, war Alec eher der dunkle Typ. Beide wiesen fein gemeißelte, attraktive Gesichtszüge auf. »Wenn man mal von den Haarfarben absieht, ähnelt ihr beide euch enorm.«
    »Die meisten Leute

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