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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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furchtbaren, grausamen Tod. Ihre zarten Blütenblätter werden unweigerlich verdorren, ihre Blätter sich im Todeskampf winden ... «
    Verwirrt blickte sie auf. »Was?«
    »Ich habe nur ein wenig vom Wetter gesprochen.«
    Julias Lippen zitterten amüsiert. »Ich stelle mich wohl wie ein echtes Trampeltier an.«
    »Das würde ich nicht sagen. Ich bin es nur nicht gewohnt, von meiner Tanzpartnerin ignoriert zu werden.«
    »Ich kann’s nicht ändern. Weißt du, ich muss auf meine Schritte achten. Ich würde dir wirklich nur ungern die Zehen brechen.« Alec lachte und zog sie noch näher an sich. »Erlaube mir, die Schritte für dich zu zählen, Liebes. Ich gelte allgemein als recht guter Tänzer.«
    »O ja, ich weiß.«
    Er runzelte die Stirn. Die Vorstellung, er habe vielleicht schon einmal mit ihr getanzt und könne sich nicht daran erinnern, gefiel ihm nicht. »Haben wir schon einmal miteinander getanzt?«
    Ihre Grübchen erschienen. »Da hättest du noch einige Schrammen vorzuweisen. Therese sagte, dies sei eins der Dinge, die ihr an dir gefielen. Das andere war, wie du küsst. Ich weiß natürlich, wie du kü...« Julia verstummte. Sie war feuerrot geworden.
    Wäre Alec ein Gentleman gewesen, hätte er die Angelegenheit auf sich beruhen lassen, doch er drückte sie so fest an sich, dass die anderen Tänzer ihn, empört anstarrten, und fragte: »Und, findest du auch, dass ich gut küsse?«
    »Das ist nicht fair«, erwiderte sie rau. Sie lief noch röter an, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich ihm zu entziehen.
    »Warum nicht?« Sie hatte wunderbare Haut, wie Sahne, glatt und durchscheinend.
    »Ich habe keinen Vergleich. Schließlich habe ich noch nie einen anderen geküsst.«
    »Und diesen Vergleich brauchst du?«
    »O ja.« Julia legte den Kopf schief. »Vielleicht könnte ich es mit Edmund versuchen. Er hat doch eine Vorliebe für verheiratete Frauen.«Sie begegnete seinem erstaunten Blick und kicherte.
    Ihr Lachen durchströmte ihn heiß, und sofort lockerte er seinen Griff. Alec rang sich ein Lächeln ab, mehr nicht. Eine einzige Berührung, so unschuldig sie auch sein mochte, und er hätte jede Kontrolle über sich verloren und sie auf der Stelle an sich gerissen.
    Julia merkte, wie er sich zurückzog, und alle Lebhaftigkeit wich von ihr. Sie schaute ihn nur beschämt an und enthielt sich ansonsten jeglichen Kommentars. Noch nie war Alec so dankbar gewesen, dass ein Tanz vorüber war. Gleich als die Musik verklang, führte er Julia zu Lady Birlington.
    Die Dame war mit der Dowager Duchess of Roth in ein Gespräch vertieft, einer eindrucksvollen, mageren Frau, die für ihr wohltätiges Engagement bekannt war. Die beiden hießen Julia willkommen, zogen sie sofort ins Gespräch und lobten Muck, der stoisch neben dem Stuhl stand und das Retikül bewachte.
    Alec entschied, dass es ihm leichter fallen würde, Julia von weitem zu beobachten. Wenn Nick sich näherte, würde er einfach wieder zur Gruppe um Lady Birlington stoßen. Er stellte sich an strategisch günstiger Position auf und machte sich auf einen Abend voll Frustrationen gefasst. Ohne die geringste Notiz von ihm zu nehmen, plauderte und tanzte Julia mit einer endlosen Reihe grüner Jünglinge.
    Alec hielt es für eine gute Sache, dass seine Frau so schlecht tanzte. Kein Mann konnte ihre Anmut rühmen, wenn sie ihm dauernd auf die Füße stieg.
    Auch Alec tanzte noch ein paar Walzer mit ihr, doch ein Tanz war so quälend wie der andere. Gegen Ende des Abends hatte Alec ziemlich schlechte Laune. Zu Hause küsste er Julia nur die Hand und zog sich mit einer Flasche Brandy in die Bibliothek zurück.
    Er schenkte sich einen großzügig bemessenen Drink ein und stürzte ihn hinunter. Im ganzen Haus war nicht genug Brandy, um seine Leidenschaft zu zügeln, aber etwas anderes hatte er nicht. Er schenkte sich noch einmal nach und wollte sich in seinem Lieblingssessel niederlassen, doch der war noch in der Reparatur. Sämtliche Reformerinnen und ihre lästigen Schützlinge in Bausch und Bogen verdammend, setzte er sich auf das Sofa und rückte die spärlichen Kissen zurecht.
    Er überlegte, ob Julia bereits schlief, die Decke ihres jungfräulichen Lagers bis ans Kinn hochgezogen. Doch da seine Gedanken die verstörende Tendenz besaßen, unter diese Decke zu wandern, wandte er sich entschlossen wieder dem Brandy zu.
    Schwer seufzend richtete er den Blick zum Kaminsims, um auf die Uhr zu schauen, doch die Uhr war nicht da. Auch sie war Muck zum Opfer gefallen.

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