Vermählung um Mitternacht
mitmachen musste, verwundert das kaum.«
Alec fuhr fort, seine Krawatte zu binden. Er hatte genug um die Ohren, ohne sich nun auch noch um Chiltons Neigung zur Dramatik zu kümmern.
Nach dem Streit hatte sich Julia ihm gegenüber merklich kühl gezeigt. Auf dem ganzen Weg zu Almack’s hatte sie kein Wort mit ihm gewechselt und war ihm auch in den folgenden Tagen ausgewichen. Das war nun beinahe eine Woche her, und seine störrische Frau schien immer noch nicht nachgeben zu wollen.
Das überraschte ihn nicht; Julia war eine unabhängige, starke Frau, die sich nicht gern geschlagen gab. Er steckte einen Saphir an seine Krawatte und lächelte sein Spiegelbild an. Julia mochte ja eine Woche lang eisiges Schweigen bewahren, aber ihre Reaktion auf seine Berührung hatte sie nicht unter Kontrolle.
Natürlich hatte er aus ihrem täglichen Kuss ein Spiel der Verführung gemacht, was seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe gestellt und Julias Leidenschaft erst geweckt und dann enttäuscht hatte. Vielleicht konnte er heute endlich über einen bloßen Kuss hinausgehen. Leise vor sich hin summend, knöpfte er seine Weste zu.
Mit leisem Knall schloss Chilton den Schrank. »Mylord, ich muss Sie sprechen. Der ganze Haushalt versinkt im Chaos, es ist unerträglich. So kann es einfach nicht weitergehen, sonst...« Seine Gefühle überwältigten ihn.
»Wollen Sie etwa kündigen, Chilton?«
»Nein, Mylord! Niemals würde ich Ihre Dienste verlassen.« Der Kammerdiener machte eine bedeutsame Pause und fügte hinzu: »Egal, wie viele vulgäre Personen noch in Ihr Haus einziehen.« Alec enthielt sich jeden Kommentars. Er ließ sich von Chilton in den Rock helfen und strich die Ärmel glatt.
Nach kurzem inneren Kampf platzte sein Kammerdiener heraus: »Es ist das neue Dienstmädchen, Sir. Lady Hunterston brachte sie gestern Nachmittag zu uns, und sie ist völlig ungeeignet. Irgendetwas muss geschehen!«
Aha, Julias reizloses Mädchen war also da und beleidigte Chiltons Zartgefühl. Das amüsierte ihn aus irgendeinem Grund. Nur um den zimperlichen Kammerdiener ein wenig zu ärgern, sagte er: »Lady Hunterston erwähnte sie. Hübsches Ding, oder?« Vorwurfsvoll schaute sein Diener ihn an. »Ich würde meinen, dass viele dieser Ansicht wären. Doch wirft ihr Betragen die Frage auf ...« Seine lange Nase bebte vor Empörung.
Alec sträubten sich die Nackenhaare. Julia hatte zwar erwähnt, die neue Dienstbotin gehöre nicht zu ihren gefallenen Frauen aus der Vereinigung, aber ... Stirnrunzelnd entließ er den Kammerdiener und machte sich auf die Suche nach Julia.
Oben fand er sie nicht, also begab er sich in den vorderen Salon. Dort blieb er wie angewurzelt stehen. Eine Frau in strenger schwarzer Dienstbotenuniform stand auf einem Schemel und guckte aus dem Fenster »Verzeihung«, sagte er.
Sie zuckte zusammen und drehte sich um, wobei sie ihn aus großen blauen Augen anstarrte. Alec wich zurück, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. Statt der unscheinbaren Kreatur, die er erwartet hatte, sah er sich nun vollkommener weiblicher Schönheit gegenüber. Glänzende schwarze Locken umrahmten ein herzförmiges Gesicht, während die strenge Linie ihres Kleides ihre bezaubernde Gestalt betonte.
Unschuldig wie ein Lämmchen klimperte die Schönheit mit den langen, dichten Wimpern und stieg zuvorkommend vom Schemel. »Sie müssen der Viscount sein.«
»Und Sie das neue Dienstmädchen«, erwiderte er, verzweifelt hoffend, dass er sich irrte.
Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, bei dem sich bezaubernde Grübchen zeigten. »Ich bin so dankbar, dass Lady Hunterston mich gefunden hat.« Sie faltete die Hände, was die vielen Armreife um ihre schmalen Handgelenke zum Klirren brachte.
Als er den blitzenden Staat erblickte, zog er die Brauen hoch. Der Schmuck - Silber, Gold, teilweise mit Juwelen besetzt - blendete ihn förmlich. »Woher kommen Sie?«
»Vom Lowdry Theatre an der Fleet Street.« Unschuldig riss sie die Augen auf. »Ich war dort Schauspielerin.«
»So heißt das also neuerdings«, meinte er trocken. » Schauspielerin . «
Das Dienstmädchen schlug die Hand vor den Mund. »Oh! Lady Hunterston hat mir geraten, nie mehr darüber zu reden.« Sie runzelte die Stirn. »Aber ich finde das wirklich schade. Mr. Bibbs, der Manager, behauptete, ich wäre auf dem besten Weg, seine größte Attraktion zu werden.«
Die Sache wurde ihm nun mit jeder Minute klarer. »Verzeihung, Miss ...?«
»L’Amour. Desiree
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