Vermählung um Mitternacht
feucht, und ihr Herz flatterte wie ein gefangener Schmetterling. Jeden Moment würde sie in Flammen stehen, würde vom Feuer ihrer eigenen Leidenschaft vernichtet werden, bis nur noch ein Häuflein Asche übrig blieb.
Der Gedanke an dieses einsame Häuflein machte sie merkwürdig zornig, und sie funkelte Alec an. »Es steht dir nicht zu, solche Forderungen zu stellen.«
»Ach nein?« Ein Muskel in seinem Kinn spannte sich an, und steif und kalt wie ein Fremder sagte er: »Das Einzige, was mein Großvater je von mir verlangt hat, war, dass ich das Vermögen vor Nick rette. Wir beide, meine Liebe, haben eine Abmachung getroffen. Wenn ich mich an deine Regeln halten soll, musst du dich auch meinen unterwerfen.«
Julias Kehle war wie zugeschnürt. »Dein Großvater hätte mich verstanden. Lady Birlington hat mir erzählt, dass er sehr großzügig war und viele wohltätige Projekte unterstützte.«
Abrupt richtete sich Alec auf. »Denkst du nie an etwas anderes als an deine verflixte Wohltätigkeitsarbeit?«
»Es war der Traum meiner Eltern.«
»Und du? Wovon träumst du, Julia?«
Wenn er bloß wüsste. »Es ist auch mein Traum.«
»Meine Träume sind nicht so edel wie deine.« Er sprach nun ruhiger, und seine Stimme klang schmeichelnd wie Samt auf nackter Haut. »Aber jeder von uns muss seine Neigungen bekämpfen. Ich habe meine Geliebte aufgegeben; doch was hast du aufgegeben?«
Heiße Eifersucht überflutete sie. War es das, was er wollte? Das Recht, zu seiner Geliebten zurückzukehren? Bevor sie sich eine Antwort überlegen konnte, klopfte es an der Tür.
Leise fluchend wandte Alec sich ab, als Burroughs den Raum betrat. »Verzeihung, Mylord, aber die Dowager Duchess of Roth und ihre Nichte sind soeben eingetroffen und warten im vorderen Salon.«
»Wir kommen gleich«, sagte Alec kurz angebunden. Burroughs verneigte sich und ging hinaus.
Julia rang mit einer ganzen Flut von Gefühlen - sie war zornig über Alecs Arroganz, verletzt wegen seines Mangels an Vertrauen und merkwürdig erregt. Sie redete sich ein, dass sie seine Aufmerksamkeiten gar nicht wolle, sich nicht nach seiner Berührung sehne, doch in Wirklichkeit träumte sie von nichts anderem, seit sie ihn vor vier Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Verboten attraktiv und gefährlich war er damals in den Ballsaal der Seftons geschlendert und hatte ihr, ehe sie sich noch dessen bewusst war, das Herz gestohlen. Aber das änderte nichts an der kalten, unangenehmen Wahrheit: Alec liebte sie nicht.
Ihr Stolz brachte sie dazu, aufzustehen und ihm finster in die Augen zu schauen. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich irgendetwas verderben könnte. Schließlich gehört das halbe Vermögen mir, ich wäre doch dumm, mir das entgehen zu lassen.«
Sein Lächeln schnitt ihr kalt ins Herz. »Ah ja, das Geld. Vielleicht ist es das, woran du denkst, wenn du in deinem kalten, einsamen Bett liegst.« Unfreundlich verzog er den Mund. »Wenn du so sehr hinter dem Geld her bist, gibt es auch noch einen anderen Weg, mit dem wir uns das Vermögen sichern können. Die Testamentsvollstrecker haben erklärt, sie würden das Vermögen sofort übertragen, wenn du ein Kind von mir erwarten würdest. Der Gedanke ist verlockend.« Er musterte sie besitzergreifend. »Sehr verlockend.«
Ein Kind? Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Wäre es nicht herrlich, einen kleinen Jungen zu haben mit Alecs grauen Augen ... Was war nur in sie gefahren? Ihr Ehemann erzählte ihr gerade, er habe beschlossen, mit ihr ins Bett zu gehen, aber nicht aus Liebe, sondern um einige Männer gnädig zu stimmen, die er freimütig als alte Narren bezeichnete! Nun, er konnte sich eine andere Frau suchen. »Ohne Liebe bringe ich kein Kind auf diese Welt.«
»Was weißt denn du schon von der Liebe?«
Bevor sie sich zurückhalten konnte, hatte sie schon geantwortet: »Ich kenne sie seit vier Jahren.«
Zornig funkelte er sie an. » Wer? «
Da Julia befürchtete, er könne ihr die Antwort am Gesicht ablesen, wandte sie sich um und ging zur Tür. »Unsere Gäste warten.« Er packte sie am Arm und wirbelte sie herum. » Wer? «
Julia entzog sich ihm und maß ihn mit ebenso zornigen Blicken. »Ist das denn wichtig?«
Einen langen Moment starrte er sie nur wütend an, dann ließ er die Hände sinken, als widerte ihn ihr Anblick an. Wortlos trat er ans Fenster und lehnte sich daran, mit dem Rücken zu ihr, den Kopf gesenkt.
Julia kämpfte gegen Tränen der Wut an, die ihr in die
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