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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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»Nichts. Mir geht's prächtig. Hab gerade ... nachgedacht. Ja, über den Kabeljau.« Rasch nahm er einen Bissen und schluckte. »Der beste, den ich je gegessen habe. Was ist das für eine Sauce, Lady Hunterston?«
    »Weinschaumsauce«, erwiderte Julia besorgt. Was war hier los?
    Auch wenn Desiree wirklich wunderschön war - seit wann achteten die Gäste auf die Serviermädchen?
    Lady Birlington stellte ihr Weinglas ab. »Nun, Ihnen mag es schmecken, ich finde es viel zu salzig.«
    Bevor Julia sich noch über diese unerhörte Bemerkung wundern konnte, krachte es von der Anrichte her, wo eine große Serviergabel zu Boden fiel. Desiree wurde dunkelrot und machte hastig einen Knicks, wobei sie Julia einen gequälten Blick zuwarf. »Verzeihung, Euer... Mylady.«
    »O Gott!«
    Jeder drehte sich zu Edmund um. Er saß mit hervorquellenden Augen da und klappte den Mund auf und zu. »Sie ... ich ... Herr im Himmel, das kann doch nicht sein ... ich meine, wie ist das nur möglich?«
    Das Mädchen klatschte in die Hände. »Lord Valmont! « Sie hielt ihr Handgelenk hoch und berührte einen silbernen Armreif. »Schauen Sie, ich hab immer noch den Armreif, den Sie mir geschenkt haben!«
    Edmund riss die Augen noch weiter auf. »Bei Jupiter! «
    Desiree betrachtete den Armreif und runzelte die Stirn. »Aber mein Lieblingsarmreif ist er nicht. Ich muss ihn über dem Ärmel tragen, sonst wird mein Arm grün.« Sie machte ein reizendes Schmollmündchen. »Das war nicht nett, mich so hinters Licht zu führen.«
    Der junge Mann wurde noch ein wenig röter. »Unsinn! Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Hab Sie noch nie im Leben gesehen.« Lucien hob das Lorgnon und guckte seinen Freund an. »Geizig bis zum bitteren Ende, was, Edmund?«
    »Verdammt, Lucien«, flüsterte Edmund laut. »Ich wurde reingelegt! Für das Ding hat man mir eine ganze Guinee abgeknöpft!«
    »Was fällt dir ein, dem Mädel einen Armreifen zu kaufen?« erkundigte sich Lady Birlington fassungslos. »Das hab ich ja noch nie gehört, dass man für die Dienstboten anderer Leute Geschenke kauft!«
    Edmund schluckte und schaute sich wild um. »Äh, hab ich auch nicht. Also, will sagen, ich war’s nicht. Jemand, der aussieht wie ich.«
    »Und der genauso heißt? Unmöglich!« erklärte Lady Birlington verächtlich.
    Julia lachte atemlos. »Erstaunlich, was für Ähnlichkeiten es manchmal gibt! Erst neulich bin ich einer Frau begegnet, die Prinzessin Caroline fast bis aufs Haar glich.«
    »Vielleicht war es ja Prinzessin Caroline«, schlug Lucien vor. Er polierte das Lorgnon mit seiner Serviette und musterte dann Desiree. »Zumindest hat sie die ärgerliche Angewohnheit, immer genau da aufzutauchen, wo sie am wenigsten erwünscht ist.«
    Lady Birlington runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, Edmund, aber ich fände die Vorstellung höchst unbehaglich, dass jemand herumläuft, der genauso aussieht wie ich. Vor allem, wenn er meinen Namen benutzt und fremden Dienstboten schäbige Armreifen schenkt. Gegen derartige Machenschaften sollte es ein Gesetz geben!«
    »Oh, Mylady«, warf Desiree ein, die Julias panische Zeichen nicht zu bemerken schien, »ich bin sicher, dass es Lord Valmont war.« Sie wandte sich an Edmund. »Ich hab auch noch das Gedicht von Ihnen. «
    Lucien ließ das Lorgnon fallen, das mit einem Band an seiner Weste befestigt war. »Edmund! Welch unerwarteter Tiefsinn!«
    »Hör auf, Lucien«, zischte Edmund.
    Julia hätte sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen. Nun war ihr klar, was Nick Übles im Sinn gehabt hatte, als er ihr Desiree ans Herz legte. Sie ließ alle Vorsicht fahren und guckte Alec unsicher an.
    Er begegnete ihrem Blick mit düsterer, unergründlicher Miene. Einen Moment lang glaubte sie, in seinen grauen Augen einen Funken Triumph zu entdecken. Die Vorstellung erboste sie.
    Sie wandte sich an Burroughs und sagte so würdevoll, wie sie nur konnte: »Bitte tragen Sie den nächsten Gang auf.«
    Der Butler verneigte sich. »Sehr wohl, Mylady.« Ohne dem Dienstmädchen Zeit für mehr als einen gemurmelten Protest zu geben, führte er sie energisch aus dem Raum. Er ließ eine unbehaglich schweigende Gästeschar zurück.
    Lady Chambers nahm einen Schluck Wein. »Einen guten Gänsebraten esse ich für mein Leben gern.« Mit gefährlich glitzernden Augen fragte sie ihren Gatten: »Du nicht auch, Alfred?«
    Er bekam rote Flecken auf den Wangen. »Äh, ja, meine Liebe«, stimmte er zu und stellte das Weinglas so heftig ab, dass es

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