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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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heimkommen? Ich gehe heute Abend mit Willie und den Kids hin, da gibt’s eine gute Band, Spiele für die Kinder und das übliche sonntägliche Feuerwerk. Das hast du dir noch nie entgehen lassen.«
    »Ich überleg es mir«, log Jack.
    »Ich weiß gar nicht, woher Gloria ihre Gelassenheit nimmt. Man hat ihr nichts angemerkt – als würde es ihr überhaupt nichts ausmachen, dass du so lange weg bist. Aber du stellst ihre Geduld echt auf eine harte Probe. Bist du sicher, dass du nicht versuchst, sie loszuwerden?«
    Schon wollte Jack sich rechtfertigen, aber im letzten Augenblick ließ er es bleiben und dachte lieber über die Bemerkung nach. »Ich weiß es nicht«, antwortete er schließlich. »Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
     
    »Guten Morgen!«, rief Mary und klopfte an die Tür.
    »Kommen Sie rein!«, antwortete Jack und zog die Decke hoch.
    Vor der Tür klapperte und rappelte es, dann wurde die Klinke heruntergedrückt, und endlich tauchte Mary mit einem Frühstückstablett auf.
    »Wow!«, rief Jack und beäugte es hungrig. Mary stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab, ohne die Zeitschriften und CDs zur Seite zu schieben, was Jacks Frühstück in eine gefährliche Schräglage brachte. Aber es durfte nichts verändert werden. Eigentlich ein Wunder, dass Mary ihn überhaupt hier hatte schlafen lassen.
    »Danke, Mary, das sieht super aus.«
    »Gern geschehen. Ich hab Bobby auch manchmal ein bisschen verwöhnt und ihm das Frühstück ans Bett gebracht«, erzählte sie, während sie sich im Zimmer umsah. »Haben Sie gut geschlafen?«
    »Ja, danke«, antwortete er höflich.
    »Lügner«, widersprach Mary. »Ich hab keine Nacht mehr durchgeschlafen, seit Bobby verschwunden ist, und ich wette, bei Ihnen ist es genauso.«
    Jack lächelte nur, dankbar, dass er nicht der Einzige war, dem es so ging.
    »Ich muss runter und den Laden aufmachen, aber lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich hab ein Handtuch für Sie ins Bad gelegt.« Sie lächelte ihn an, sah sich noch einmal um und verschwand.
     
    Jack war froh, dass er sich Sandys Termine notiert hatte, ehe er Dr. Burton ihren Terminkalender überlassen hatte. Für heute hatte er eingetragen:
YMCA
Aungier Street, 12 Uhr, Raum 4
. Eine nähere Erklärung hatte es nicht gegeben, aber ihm war aufgefallen, dass es diesen Termin jeden Monat gab. Nach dem Desaster mit seinem Anruf in Dr. Burtons Praxis war er zu dem Schluss gekommen, dass es besser war, nicht erst zu telefonieren, sondern lieber gleich hinzugehen.
    Dank Dublins üblichem Verkehrschaos, das er noch nicht in seine Zeitplanung einzubeziehen gelernt hatte, war er erst zehn nach zwölf am Ziel. Der Empfangstresen war nicht besetzt, und auch auf sein Rufen tauchte niemand auf. Aber es gab eine Menge Türen und ein großes Schwarzes Brett mit verschiedensten Anzeigen: Fitnesstraining, Kinderbetreuung, Computerkurse, Beratungsangebote und Jugendarbeit. Was verbarg sich wohl hinter der Tür von Raum 4? Hoffentlich nicht wieder irgendein Psychokram oder womöglich ein Fitnesskurs! Am liebsten wäre ihm etwas mit Computern gewesen, da konnte er wenigstens nebenbei ein bisschen aufholen. Er klopfte leise und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Sandy dort drin war.
    Die Tür ging auf, und eine Frau mit einem freundlichen Gesicht erschien.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn lächelnd und mit gedämpfter Stimme.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, flüsterte Jack. Was immer hier stattfand, es geschah jedenfalls leise. Yoga? Hoffentlich nicht!
    »Keine Sorge, hier ist man jederzeit willkommen. Wollen Sie sich uns anschließen?«
    »Hmm, ja … Eigentlich suche ich Sandy Shortt.«
    »Oh, hat sie Ihnen unser Treffen empfohlen?«
    »Ja«, antwortete er und nickte heftig.
    Sofort öffnete die Frau die Tür noch ein Stück weiter, und die Menschen, die drinnen in einer Runde zusammensaßen, wandten die Köpfe. Keine Matten auf dem Boden, stellte er erleichtert fest, also kein Yoga. Mit klopfendem Herzen schaute er sich nach Sandy um und fragte sich, ob sie ihn womöglich schon entdeckt hatte. Und wenn ja, ob sie ihn überhaupt erkannte. Würde sie sich ärgern, dass er ihr Versteck gefunden hatte, oder würde sie ihm dankbar sein, womöglich sogar erleichtert, dass er ihr Verschwinden bemerkt hatte?
    »Herzlich willkommen. Nehmen Sie doch Platz«, sagte die Frau, während jemand einen Stuhl von einem Stapel an der Wand des kleinen Raums holte. Jack musterte die Gesichter. Als er näher kam, erweiterte sich der Kreis, um

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