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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Alkoholikern und ist für unsere Zwecke nur leicht verändert worden. Ich habe oft erlebt, wie hilfreich es ist, und gelegentlich ist der Erfolg so durchschlagend, dass alle Zwänge spurlos verschwinden. Deshalb möchte ich Sie auch herzlich einladen, nächsten Monat wiederzukommen.« Aufmunternd tätschelte sie Jacks Arm.
    »Danke«, antwortete er mit einem Hüsteln und kam sich vor wie ein Hochstapler.
    »Kennen Sie Sandy gut?«, fragte sie unbeirrt.
    Er zuckte innerlich zusammen. »Mehr oder weniger«, erwiderte er und räusperte sich verlegen, da ihm Dr. Burtons Gegenwart nur allzu bewusst war.
    »Wenn Sie sie sehen, sagen Sie ihr doch bitte, sie soll das nächste Mal wiederkommen. Bisher hat sie unser Treffen nie verpasst.«
    Jack nickte, und jetzt war er froh, dass Dr. Burton alles mithörte. »Ich werde mein Bestes tun.«
    Sobald Tracey weg war, trat er auf den Psychologen zu. »Haben Sie das mitgekriegt?«, erkundigte er sich triumphierend. »Sie sagt, es ist ungewöhnlich für Sandy, dass sie heute nicht da war. Was sie wohl daran gehindert hat?«

Achtunddreißig
    Jeden Monat ging ich zu der Selbsthilfegruppe. Ich ging hin, weil ich wusste, dass ich es mir damit verdiente, mit Gregory zusammen zu sein.
     
    »Sandy!« Ich hörte, wie Gregory meinen Namen rief. Es war zehn nach zwei, mitten in der Nacht, und ich wühlte halbnackt in meiner Reisetasche, die ich wie üblich neben der Haustür abgestellt hatte.
    »Sandy!«, rief er wieder.
    Dann hörte ich das dumpfe Geräusch, mit dem seine Füße auf dem Boden aufkamen, die Dielen über mir knarrten, Schritte durchquerten das Schlafzimmer. Mein Herz schlug schneller, ich wurde hektisch. Dass Gregory unterwegs zu mir war, setzte mich mächtig unter Druck, und in meiner Verzweiflung kippte ich den Inhalt der Tasche kurzerhand auf den Boden, hob hastig Sachen auf, warf sie zur Seite, schüttelte Klamotten aus, durchwühlte sie, legte sie flach auf den Boden und fuhr mit der Handfläche darüber, ob sich vielleicht etwas in den Taschen verbarg.
    »Was machst du denn da?«, fragte seine Stimme plötzlich dicht hinter mir, und ich fuhr vor Schreck in die Höhe. Mein Herz klopfte wild, und das Adrenalin schoss nur so durch meinen Körper, weil ich mich ertappt fühlte – als hätte ich ein Verbrechen begangen oder ihn betrogen. Ich hasste es, wenn er mir das Gefühl gab, dass ich etwas Falsches tat. Sein Gesicht hatte dann den gleichen Ausdruck, vor dem ich bei anderen Menschen schon so oft weggelaufen war. Seltsam, dass er mich bei ihm noch nicht dazu bewogen hatte. Jedenfalls nicht auf Dauer, zwischendurch war ich ja schon ein paar Mal geflohen.
    Der Duft des Aftershaves, das ich ihm zu jedem unserer sechs gemeinsamen Weihnachtsfeste geschenkt hatte, erfüllte den Raum. Aber ich beantwortete seine Frage nicht, sondern legte nur stumm meine blaue Polizeiuniform auf den Teppich und tastete sie ab.
    »Hallo!«, sagte er. »Ich hab dich gerufen.«
    »Ich hab dich nicht gehört«, entgegnete ich.
    »Was machst du denn?«
    »Wonach sieht es denn aus?«, erwiderte ich ruhig, während ich mit den Händen über ein marineblaues Nylonhosenbein fuhr.
    »Es sieht aus, als kriegen deine Klamotten eine Massage.« Ich spürte mehr als ich sah, wie er noch näher kam und sich schließlich vor mir auf die Couch setzte. Er trug den Bademantel, den ich ihm dieses Jahr zu Weihnachten gekauft hatte, und die karierten Pantoffeln, die er letztes Jahr von mir bekommen hatte. »Ich bin ziemlich eifersüchtig«, murmelte er, während er mir zusah, wie ich über die Taschen der Uniform strich.
    »Ich suche meine Zahnbürste«, erklärte ich und schüttete schwungvoll den Inhalt meines Waschbeutels aus.
    »Aha«, sagte er, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ganz ruhig saß er da und beobachtete mich, aber ich fühlte mich trotzdem unbehaglich, denn unter seinen missbilligenden Blicken hatte ich das Gefühl, ich würde Drogen einwerfen und nicht ganz banal nach einer Zahnbürste suchen. Ein paar Minuten verstrichen, ohne dass meine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.
    »Weißt du, dass oben im Bad eine Zahnbürste von dir steht?«
    »Aber ich hab heute eine neue gekauft.«
    »Und die alte genügt nicht für heute?«
    »Nein, die Borsten sind zu weich.«
    »Ich dachte, du magst weiche Borsten«, wandte er ein und fuhr sich mit der Hand über seinen gepflegten Bart.
    »Nicht zwischen den Zähnen«, grinste ich.
    Er sah mir noch eine Weile zu.
    »Ich mache mir eine Tasse Tee. Möchtest du

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