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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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nicht anders konnte, als es zu erwidern. »Was für ein Zufall! Bitte setzen Sie sich doch zu uns.« Aufgeregt hüpfte er neben mir her zurück zu der Gruppe.
    »Ich heiße Bernard«, verkündete er, mit einem Lächeln so breit wie das der Grinsekatze. »Herzlich willkommen beim irischen Kontingent. Wir sind hier schrecklich in der Minderzahl«, setzte er stirnrunzelnd hinzu. »Obgleich es ganz danach aussieht, als könnten wir einen Zugewinn verzeichnen.«
    »Wie man’s nimmt«, kam wieder die grummelige Stimme von der Gruppe.
    »Oh, entschuldigen Sie, wo hab ich denn meine Manieren gelassen?« Das Mondgesicht errötete.
    »Unter der Socke da drüben.«
    Unwillkürlich drehte ich mich nach der Quelle der ironischen Bemerkungen um und sah eine attraktive Frau um die fünfzig mit grauen Strähnen und einem zartlila Pashminaschal um die Schultern. Sie starrte ins Feuer, die tanzenden Flammen spiegelten sich in ihren Augen, und die Kommentare kamen aus ihrem Mund wie per Autopilot.
    »Mit wem habe ich denn die Ehre?«, fragte Bernard und reckte den Hals zu mir empor.
    »Ich heiße Sandy«, antwortete ich. »Sandy Shortt.«
    »Großartig«, antwortete er, errötete von neuem und schüttelte hektisch meine Hand, die ich ihm hingestreckt hatte. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Erlauben Sie mir, Sie mit dem Rest der Gang bekannt zu machen, wie wir uns immer nennen.«
    »Wer nennt uns denn so?«, grummelte die Frau.
    »Das ist Helena, sie liebt die gepflegte Plauderei. Hat immer was zu sagen, nicht wahr, Helena?« Er blickte sie an und wartete auf eine Antwort.
    Aber die Frau kniff nur die Lippen zusammen, wodurch sich die Falten um ihren Mund vertieften.
    »Ah«, machte Bernard wieder und wandte sich um, um mir eine Frau namens Joan vorzustellen. Der langhaarige Hippie mit der Gitarre hieß Derek, und ganz still in der Ecke saß Marcus. Ich betrachtete einen nach dem anderen. Sie waren alle ungefähr im gleichen Alter und schienen sehr entspannt miteinander umzugehen. Nicht einmal Helenas Sarkasmus sorgte für Missstimmung, fast so, als erfüllte sie mit ihren Kommentaren lediglich eine bestimmte Rolle.
    »Warum setzen Sie sich nicht, dann hole ich Ihnen was zu trinken …«
    »Wo sind wir eigentlich?«, fiel ich ihm ins Wort, denn ich hielt seine umständlichen Freundlichkeiten nicht mehr aus.
    Sofort verstummten alle, und sogar Helena hob den Kopf, um mich kurz anzustarren. Mit einem raschen Blick taxierte sie mich vom Scheitel bis zur Sohle, und ich hatte das Gefühl, dass sie mir mitten ins Herz schaute. Derek unterbrach das Gitarreklimpern, Marcus lächelte und sah dann weg, Joan und Bernard glotzten mich mit weit aufgerissenen, ängstlichen Bambiaugen an. Hier im Wald war es so still, dass man nur das Lagerfeuer hörte, das knisterte und knackte, wenn ein Funken in die Höhe sprang und zum Himmel emporzusteigen versuchte. Eulen riefen, und in der Ferne hörte man Zweige unter den Füßen später Wanderer knacken.
    Aber um das Lagerfeuer herum herrschte Totenstille.
    »Will nicht irgendwer der jungen Frau antworten?«, fragte Helena und schaute in die Runde. Noch immer sagte keiner ein Wort.
    »Na, wenn hier niemand den Mund aufmacht, werde ich eben meine Meinung kundtun«, verkündete sie, zog den Schal enger um sich und schlang ihn vor der Brust zusammen.
    Protestgemurmel erhob sich, was dazu führte, dass mich Helenas Ansicht umso mehr interessierte. Ihre Augen funkelten, und sie genoss ganz offensichtlich den Chor der Missbilligung.
    »Sagen Sie es mir, Helena«, rief ich und spürte, wie meine übliche Ungeduld gegenüber anderen Menschen zurückkehrte. Wie immer wollte ich so schnell wie möglich zum Punkt kommen und hasste es, wenn Leute um den heißen Brei herumredeten.
    »Oh, das sollten Sie sich aber gut überlegen!«, plusterte Bernard sich auf, dass sein Doppelkinn bebte.
    Trotzig hob Helena ihr silberhaariges Haupt und sah mir ins Gesicht. Ihre dunklen Augen blitzten, ihr Mund verzog sich spöttisch. »Wir sind tot.«
    Drei Worte, kühl, ruhig, energisch.
    »Also, Sie sollten ehrlich nicht auf sie hören«, mischte sich Bernard ein und tat sein Bestes, ärgerlich zu klingen.
    »Helena!«, mahnte auch Joan. »Wir haben doch schon so oft darüber geredet. Du darfst Sandy doch nicht erschrecken.«
    »Ich finde aber, sie sieht überhaupt nicht erschrocken aus«, entgegnete Helena mit amüsiertem Gesicht und festem Blick.
    »Na ja«, schaltete sich Markus jetzt ein und brach damit zum ersten Mal, seit

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