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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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eine alberne Anspielung.«
    »Erklären Sie es mir!« Ich lächelte, und er wurde rot.
    »Ich wollte das gar nicht sagen, es ist mir wirklich nur rausgerutscht. Egal, reden wir von was anderem.«
    »Nein, Moment mal, so was lassen Sie bei mir nie durchgehen. Ich muss immer alles wiederholen, was ich mir in den Bart nuschle«, lachte ich, während ich beobachtete, wie er sich wand und zierte.
    Schließlich riss er sich am Riemen. »Das ist eine alte keltische Geschichte, und es war ein blöder Vergleich.«
    Ich gab ihm zu verstehen, dass mir das nicht reichte.
    Verlegen rieb er sich das Gesicht. »Oh, ich kann nicht glauben, dass ich dir das erzähle. Scathach war eine große Kriegerin, die den großen Helden ihrer Zeit das Kämpfen beigebracht hat. Die Legende sagt, dass es fast unmöglich war, auf ihre Insel zu kommen, und wenn einer es schaffte, erwarb er sich damit das Anrecht, von ihr in der Kriegskunst ausgebildet zu werden.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Sie haben mich nach einer Kriegerin genannt, die anderen das Kämpfen beibringt?«
    Lachend antwortete er: »Der Punkt ist, dass schwer an sie ranzukommen war.« Als er mein Gesicht sah, hörte er auf zu lachen, beugte sich vor und ergriff meine Hand. »Ich glaube, du hast das falsch verstanden.«
    »Hoffentlich«, erwiderte ich und schüttelte langsam den Kopf.
    Er stöhnte. »Nur die stärksten, mutigsten und würdigsten Menschen konnten zu ihr vordringen.«
    Das gefiel mir, und ich entspannte mich ein wenig. »Wie denn?«
    Auch er wurde wieder etwas lockerer. »Zuerst mussten sie die Unglücksebene überqueren, wo messerscharfe Grashalme wuchsen.« Er hielt inne und musterte mich, um zu entscheiden, ob er weitererzählen sollte oder nicht. Als er sah, dass ich nicht vorhatte, ihn zu ohrfeigen, fuhr er fort: »Dann kam das Tal des Todes mit den blutrünstigen Bestien. Und die letzte Prüfung war die Klippenbrücke, die nach oben kippte, wenn jemand sie zu überqueren versuchte.«
    Ich stellte mir die Menschen in meinem Leben vor, die sich mir zu nähern versuchten und mit mir Freundschaft schließen wollten. Und wie ich sie zurückstieß.
    Auf einmal überlief mich eine Gänsehaut, und ich hoffte, dass Mr. Burton sie nicht sah.
    Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare und schüttelte den Kopf. »Das gehört nicht zu meinem …«
Job
, hätte er fast gesagt. »Ich hätte das nicht sagen sollen. Entschuldige bitte, Sandy.«
    »Ist schon okay«, entgegnete ich, und er sah erleichtert aus. »Beantworten Sie mir nur die eine Frage: Wo sind Sie auf dieser Abenteuerreise?«
    Seine wunderbaren blauen Augen bohrten sich in meine. Er musste nicht einmal darüber nachdenken, er sah auch nicht weg. »Ich würde sagen, in diesem Moment habe ich die Unglücksebene überquert.«
    Ich überlegte. »Dann werde ich bei meinen blutrünstigen Bestien mal ein gutes Wort für Sie einlegen, wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir Bescheid sagen, wenn Sie die Brücke hinter sich haben.«
    »Das wirst du merken«, lächelte er und drückte meine Hand. »Ganz sicher.«
     
    * * *
     
    Jack hielt vor Alans Wohnung und blätterte in Sandys Terminkalender. Für gestern hatte sie um eins noch einen anderen Termin gehabt, und er wollte unbedingt wissen, ob sie ihn wahrgenommen hatte. Hoffentlich konnte man ihm unter der Nummer, die Sandy notiert hatte, weiterhelfen. Ungewöhnlich daran war, dass es eine Dubliner Nummer war, denn Sandy hatte geplant, sich am folgenden Tag – also heute – in Limerick mit Alan zu treffen. Der Termin in Dublin musste sehr wichtig gewesen sein, wenn sie seinetwegen bereit war, die lange Strecke hin- und zurückzufahren.
    Mit zitternden Fingern wählte er und hatte auch sofort eine Frau am Apparat. Sie klang etwas zerstreut. Im Hintergrund hörte man weitere Telefone klingeln.
    »Hallo, hier Scathach House. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo, ich wollte fragen, ob Sie mir vielleicht weiterhelfen können«, sagte Jack höflich. »Ich habe Ihre Telefonnummer in meinem Terminkalender und kann mich partout nicht mehr erinnern, warum ich Sie anrufen wollte.«
    »Kein Problem«, antwortete die Frau. »Sie sind mit der Praxis von Dr. Gregory Burton verbunden. Vielleicht wollten Sie einen Termin bei ihm vereinbaren?«
     
    * * *
     
    In meinem möblierten Zimmer in Dublin schrillte das Telefon. Ich zog mir das Kissen über den Kopf und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Krach schnell wieder aufhörte, denn ich hatte einen höllischen

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