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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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sollten Sie darauf hören. Halten Sie sich raus, konzentrieren Sie sich lieber darauf, erst mal mit dem Verschwinden Ihres Bruders zurechtzukommen, bevor Sie sich in etwas Neues stürzen. Vielleicht hat diese Frau gute Gründe, sich nicht bei Ihnen zu melden.«
    »Ich hab sie nicht belästigt, falls Sie etwas in der Richtung andeuten wollen, Dr. Burton. Ich bin auch nicht der Einzige, der sich Sorgen macht, deshalb werde ich mich demnächst auch mit ein paar anderen Leuten treffen und überlegen, was wir machen können.«
    »Aber vielleicht ist es für diese Frau ganz normal, zu verschwinden«, wandte er ein. »Vielleicht möchte sie nur ein paar Tage in Ruhe gelassen werden.«
    »Ja, vielleicht. Aber es ist jetzt fünf Tage her, dass ich ihr begegnet bin, und noch länger, seit jemand anderes sie gesehen hat. Wenn ich jemanden finde, der weiß, wo sie gerade ist oder der sie nach mir noch gesehen hat, gebe ich mich zufrieden und lasse sie in Ruhe. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass sie einfach allein sein wollte«, erwiderte er leise. »Ich möchte sie finden, um ihr dafür zu danken, dass sie mir Mut gemacht hat. Durch sie habe ich wieder Hoffnung geschöpft, und diese Hoffnung hat mir zu der Erkenntnis verholfen, dass ich sie auch finden kann.«
    »Warum glauben Sie eigentlich, dass sie verschwunden ist?«
    »Das sagt mir mein Herz, und in dieser Sache höre ich auf mein Herz.«
    Mit einem grimmigen Lächeln nahm Dr. Burton das Zitat zur Kenntnis.
    »Und falls mein Herz Ihnen als Beweis nicht genügt, hab ich auch noch das hier.« Jack fasste in die Hosentasche, holte Sandys Uhr heraus und legte sie sachte auf den Schreibtisch.

Einunddreißig
    Es waren drei Jahre vergangen, seit ich Dr. Burton das letzte Mal gesehen hatte. Schon von ferne konnte ich erkennen, dass ihm das Älterwerden gut zu Gesicht stand. Genau genommen sah es aus, als wären wir beide überhaupt nicht älter geworden. Aus der Ferne war alles perfekt, und nichts hatte sich verändert.
    Ich hatte mich sechsmal umgezogen, bevor ich mein Zimmer verließ. Als ich mit meiner äußeren Erscheinung mehr oder weniger zufrieden war, machte ich mich zum vierten Mal in diesem Monat auf den Weg in die Leeson Street. An diesem Montagmorgen hüpfte ich die Treppe hinunter wie eine Vierzehnjährige, so sehr freute ich mich auf das, was vor mir lag. Ich rannte von Harold’s Cross zur Leeson Street, hinauf zu der schicken schwarzen Tür, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, aber auf dem Weg zur Klingel erstarrte meine Hand. Aus der Nähe sah auf einmal alles ganz anders aus.
    Ich war nicht mehr das Schulmädchen, das zu ihm kam und Hilfe suchte. Jetzt, wo ich wusste, wer ich war, suchte ich das Weite, wenn jemand mir Hilfe anbot. Schon zweimal hatte ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite gewartet, unfähig, die Straße zu überqueren, und beobachtet, wie er morgens zur Arbeit kam und abends wieder ging.
    Beim vierten Besuch setzte ich mich auf die Steintreppe, stützte die Ellbogen auf die Knie, das Kinn auf die Fäuste und starrte auf den Boden und die vorbeieilenden Füße und Beine. Ein Paar braune Schuhe und eine Jeans näherten sich. Ich erwartete, sie würden an mir vorbeigehen und durch die Tür in meinem Rücken verschwinden, aber nein. Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte, dann blieben sie stehen, und ihr Besitzer ließ sich neben mir nieder.
    »Hi«, sagte die Stimme leise.
    Ich hatte Angst aufzublicken, tat es aber trotzdem. Sein Gesicht war direkt vor meinem, die blauen Augen so strahlend wie an dem Tag, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    »Mr. Burton«, sagte ich und lächelte.
    Er schüttelte den Kopf. »Wie oft muss ich dir noch sagen, du sollst mich nicht so nennen?«
    Gerade wollte ich mich zu seinem Vornamen bekennen, da fügte er hinzu: »Übrigens heißt es jetzt
Doktor
Burton.«
    »Herzlichen Glückwunsch,
Doktor
Burton«, grinste ich, während ich ihn aufmerksam musterte und mir jedes Detail einzuprägen versuchte.
    »Meinst du, diese Woche könntest du dich losreißen und mit ins Haus kommen? Ich habe genug davon, dich immer nur aus der Ferne zu bewundern.«
    »Komisch, ich hab gerade gedacht, wie viel leichter es ist, die Dinge von fern zu sehen.«
    »Ja, aber man hört nichts.«
    Ich lachte.
    »Mir gefällt der Name«, stellte ich mit einem Blick auf das Messingschild fest. »Scathach House.«
    »Es stand bei den Vermietungen in der Zeitung, und ich fand es perfekt. Vielleicht ist der Name ein gutes

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