Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
verschränkte die Arme. »Ja, bei der Polizei haben die was davon erwähnt, und ich hatte auch jeden Tag Broschüren und Flyer von irgendwelchen Selbsthilfegruppen in der Post.« Er wedelte wegwerfend mit der Hand. »Kein Interesse.«
    »Solche Organisationen können durchaus nützlich sein, wissen Sie. Im Austausch mit anderen wird einem klar, dass man nicht allein ist. Die meisten Menschen leiden, wenn sie jemanden verloren haben. Manche leiden sogar, wenn sie Dinge verlieren«, fügte er nachdenklich und wie zu sich selbst hinzu.
    Verwirrt sah Jack ihn an. »Nein, nein, Sie verstehen das nicht richtig – ich hab kein Problem damit, wenn etwas verloren geht, damit kann ich umgehen. Aber meine Familie hat Donal verloren, und keiner von den anderen reagiert darauf so wie ich, sie können sich anscheinend alle damit abfinden, dass er weg ist. Ich kann mir kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als in einer Gruppe zu sitzen und die gleichen Gespräche führen zu müssen wie daheim.«
    »Aber wenn ich recht verstanden habe, unterstützt Gloria Sie doch, oder? Das sollten Sie nicht für selbstverständlich nehmen. Bestimmt war es auch für sie schwer, Donal zu verlieren, und denken Sie vor allem daran – sie hat nicht nur ihn, sondern auch Sie verloren. Sie sollten Gloria zeigen, wie wichtig sie für Ihr Leben ist. Ich bin sicher, das würde ihr sehr viel bedeuten.« Aus Dr. Burtons Stimme klang ehrliches emotionales Engagement. Er stand auf, ging zum Wasserspender und holte sich ebenfalls einen Becher. Als er sich wieder setzte, hatte er sich etwas gefasst. »Lieben Sie Gloria?«
    Jack zuckte schweigend die Achseln. Er wusste es nicht mehr.
    »Meine Mutter hat immer gesagt, man muss auf sein Herz hören«, meinte Dr. Burton lachend, und die Stimmung wurde etwas leichter.
    »War sie auch Psychologin?«, erkundigte sich Jack grinsend.
    »Auf ihre eigene Art«, antwortete er. »Wissen Sie, Sie erinnern mich an jemanden, Jack, an eine Frau, die ich sehr gut kenne.« Er lächelte traurig, dann schaltete er wieder auf den Therapeutenmodus um. »Also, was sollen wir tun?« Er sah auf die Uhr. »Wobei wir nicht vergessen dürfen, dass wir nur noch ein paar Minuten Zeit haben.«
    »Ich hab schon angefangen, etwas dagegen zu tun.« Auf einmal erinnerte Jack sich daran, warum er hier war.
    »Erzählen Sie.« Dr. Burton beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf seine langen Oberschenkel.
    »Ich hab jemanden in den gelben Seiten gefunden, eine Agentur – für Personensuche«, setzte er hinzu.
    Dr. Burton zuckte nicht mit der Wimper. »Und?«
    »Ich hab zu dieser Frau Kontakt aufgenommen, wir haben uns ausführlich unterhalten, und sie wollte mir helfen, Donal zu finden. Letzten Sonntag wollten wir uns treffen, in Limerick.«
    »Ja?« Burton lehnte sich zurück, ganz langsam und mit vollkommen unbewegtem Gesicht.
    »Das Seltsame ist, dass wir uns unterwegs an einer Tankstelle begegnet sind, und dann ist sie nie an unserem vereinbarten Treffpunkt aufgekreuzt. Ich war am Boden zerstört, denn ich habe wirklich geglaubt, dass diese Frau mir helfen kann. Das glaube ich immer noch.«
    »Wirklich«, wiederholte Dr. Burton.
    »Ja, wirklich. Deshalb hab ich angefangen, nach ihr zu suchen.«
    »Sie haben also die Person gesucht, die vermisste Personen sucht«, stellte er trocken fest.
    »Ja.«
    »Und haben Sie sie gefunden?«
    »Nein, nur ihr Auto, aber in dem Auto lag die Akte meines Bruders, das Handy dieser Frau, ihr Terminkalender, ihr Portemonnaie und eine Tasche mit Klamotten, die allesamt Namensschildchen hatten. Sie etikettiert alles.«
    Dr. Burton begann auf seinem Stuhl herumzurutschen.
    »Ich mache mir Sorgen um diese Frau, vor allem auch deshalb, weil ich glaube, dass sie meinen Bruder finden könnte.«
    »Dann sind Sie jetzt also auf diese andere Frau fixiert«, fasste Dr. Burton etwas allzu nüchtern zusammen.
    Aber Jack schüttelte energisch den Kopf. »Sie hat am Telefon einmal zu mir gesagt, wenn es noch etwas Frustrierenderes gibt, als jemanden nicht zu finden, dann wäre das, nicht gefunden zu werden. Ich weiß, dass sie gefunden werden möchte.«
    »Vielleicht hat sie sich aber einfach nur für ein paar Tage aus dem ganzen Trubel zurückgezogen.«
    »Genau das hat der Mann von der Garda auch gesagt.« Als Jack die Polizei erwähnte, zog Dr. Burton die Augenbrauen hoch. »Ich habe mit einer Menge Leute gesprochen, die sie kennen, und auch die haben das Gleiche gesagt.« Jack zuckte die Achseln.
    »Nun, dann

Weitere Kostenlose Bücher