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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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weiß, wo ihre Uhr ist?«
    »Sie ist neu hier.« Das sagte alles. Es bedeutete:
Sie hat von nichts eine Ahnung
. Und Joseph hatte recht. Ich hatte keine Ahnung, aber ich lernte schnell.
    »Sie ist neu?« Jetzt hatte sich Bobbys Ton verändert. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass auch Joseph es merkte. »Vielleicht kann ich mit ihr sprechen und mir die Uhr beschreiben lassen.«
    »Ich habe dir die vollständige Beschreibung gegeben.« Ja, er hatte die Veränderung ebenfalls wahrgenommen. Dann quietschte die Tür, und das Glöckchen bimmelte.
    »Stand ein Name auf der Uhr?«, rief Bobby in letzter Sekunde. Das Quietschen verstummte, die Schritte kamen wieder näher.
    »Warum fragst du das?«
    »Weil die Leute manchmal ihren Namen eingravieren lassen«, antwortete Bobby aufgeregt, und seine Stimme klang plötzlich eine Oktave höher. »Mit so was kenne ich mich aus.« Ein Klopfen wie auf Glas, vermutlich die Schmuckvitrine.
    Mir gefiel die Atmosphäre da draußen überhaupt nicht.
    »Sag mir einfach Bescheid, wenn du die Uhr findest. Aber erzähl es nicht weiter, du weißt, wie die Leute reagieren würden, wenn sie hören, dass auch hier Dinge verloren gehen.«
    »Natürlich, womöglich würden sie sich Hoffnungen machen.«
    »Bobby«, sagte Joseph nur, aber in einem Ton, dass mir ganz kalt wurde.
    »Jawoll, Sir«, antwortete dieser zackig.
    Dann quietschte wieder die Tür, die Glocke klingelte, die Tür fiel endgültig ins Schloss. Ich wartete eine Weile, bis ich sicher sein konnte, dass Joseph nicht noch einmal zurückkam. Bobby war ganz still. Gerade wollte ich aufstehen, als Joseph wieder am Fenster vorbeiging, diesmal viel näher, und seinen Blick misstrauisch über das Gebäude wandern ließ. Schnell duckte ich mich und legte mich flach auf den Boden. Allerdings fragte ich mich gleichzeitig, warum ich mich vor Joseph versteckte.
    In diesem Moment kam Bobby herein. »Was machen Sie denn da?«
    »Bobby Stanley!«, rief ich, setzte mich auf und klopfte mir den Staub aus den Kleidern. »Sie haben mir eine Menge zu erklären.«
    Seine Antwort überraschte mich. Er kreuzte die Arme vor der Brust und meinte kühl: »Und Sie auch. Wollen Sie wissen, warum ich nicht zum Vorsprechen gekommen bin? Weil mir niemand Bescheid gesagt hat. Wollen Sie auch wissen, warum? Weil ich hier unter dem Namen Bobby Duke bekannt bin. Ich habe niemandem verraten, dass ich in Wirklichkeit Bobby Stanley heiße. Also – woher wissen Sie das?«

Vierunddreißig
    »Mr. Le Bon, nehme ich an?«, sagte Dr. Burton, lehnte sich zurück und schlug die Arme übereinander.
    Jack wurde rot, war aber wild entschlossen, nicht klein beizugeben und sich auch nicht als Irrer abstempeln zu lassen. Er beugte sich vor. »Dr. Burton, es gibt eine ganze Menge Leute, die Sandy finden wollen …«
    »Mehr brauche ich nicht zu hören«, unterbrach Burton, schob seinen Stuhl zurück, schnappte sich Jacks Akte vom Tisch und stand auf. »Unsere Sitzung ist vorbei, Mr. Ruttle, Sie können sich draußen mit Carol über das Honorar unterhalten.« Er wandte Jack den Rücken zu und ging zurück an seinen Schreibtisch.
    »Dr. Burton …«
    »Leben Sie wohl, Mr. Ruttle.« Seine Stimme wurde lauter.
    Jack nahm die silberne Uhr und erhob sich. Dann ergriff er die letzte Chance und sagte leise: »Ich möchte gern noch sagen, dass ein Polizist namens Graham Turner Sie eventuell kontaktieren …«
    »Es reicht!«, brüllte Burton und knallte die Akte auf den Tisch. Sein Gesicht war knallrot, seine Nasenflügel bebten. Jack zuckte zusammen und schwieg.
    »Offensichtlich kennen Sie Sandy weder sehr lange noch sehr genau, und Sie sollten Ihre Nase nicht in Angelegenheiten stecken, die Sie absolut nichts angehen.«
    Jack öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Dr. Burton ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Aber ich glaube, dass Sie und Ihre seltsame Hilfstruppe es ehrlich meinen«, fuhr er fort, »und deshalb will ich Ihnen etwas sagen, bevor Sie die Polizei womöglich noch weiter unnötig mit reinziehen.« Er strengte sich sichtlich an, seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. »Ich kann Ihnen verraten, was die Polizei Ihnen erzählen wird, wenn sie Erkundigungen über Sandy einzieht, und ich kann Ihnen auch verraten, was Sandys Familie sagen wird.« Wieder flammte die Wut auf. »Und jeder Mensch, der Sandy kennt, wird Ihnen das Gleiche erklären. Nämlich, dass es typisch für Sandy ist, einfach mir nichts dir nichts zu verschwinden!« Er warf hilflos die

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