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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Rechner gelöscht.«
    »Nein, Jax. Bitte nicht.«
    »Wie gesagt, du hast es nicht anders gewollt.«
    Die Amok laufenden Buchstaben waren also ein Virus, der nach Nahrung verlangte.
    »Das Programm wird noch geschrieben. Die ersten Filmsequenzen aus diesem Download werden in etwa zwölf Stunden verfügbar sein. Viel Spaß mit Riovision.«
    Zwölf Stunden? Das war viel zu lang.
    »Und komm gar nicht erst auf den Gedanken, den Code knacken zu wollen. Wenn der nächste Teil des Quellcodes nicht geladen wird, ist Schluss. Alle USB-Sticks müssen rechtzeitig und in der richtigen Reihenfolge eingespeist werden. Noch einmal: Die Daten können weder kopiert noch verschickt werden. Spar dir den Versuch. Dir bleibt keine Zeit.«
    Ich stützte die Ellbogen auf und raufte mir die Haare. Alle USB-Sticks?
    »Gut, mach dich auf die Socken. Willst du wissen, wohin es geht?«
    »Lass die Spielchen«, sagte ich.
    »Dreh das Buch um. Unten links auf der Rückseite findest du Angaben zur Titelseite.«
    Mein Blick wanderte über die Seite. Coverfoto: Bonaventure-Friedhof, Savannah.
    »Nein«, flehte ich. »Das kannst du mir nicht antun. Schick mich nicht fünftausend Kilometer quer durchs La…«
    »Drück die Escape-Taste und gib den Namen ein, dann erfährst du, wo du hinmusst.«
    Meine Finger waren wie taub, aber ich folgte der Anweisung.
     
    Ajahn Niram
2 Sanamchai Road
Bangkok 10700
Thailand
     
    »Nimm das Buch mit. Und pass gut auf das Medaillon mit La Virgen auf. Du wirst sie noch brauchen.«
    Auf dem Bildschirm öffnete sich ein neues Fenster: eine Uhr. Der Countdown lief. 29:59:00. 29:58:59.
    »Hit the Road, Jack«, sagte Jax mit ausdrucksloser Stimme.

10. Kapitel
     
     
     
     
    Hastig stopfte ich alles in meinen Rucksack und sprang auf. Ein nervöses Kribbeln hatte mich gepackt. Dreißig Stunden, um mir einen USB-Stick in Bangkok zu besorgen. Hatte Jax den Verstand verloren?
    Am liebsten hätte ich mir das verdammte Ding per Kurier schicken lassen. Leider kannte ich keine Menschenseele in Südostasien. Ich musste schon selbst hinfliegen.
    Dreißig Stunden. Soeben wechselte die Hintergrundmusik zu Can’t Stop. Ich warf einen wütenden Blick auf die Lautsprecher.
    Bei dem Gedanken an eine Reise um die halbe Welt schwindelte mir. Im Fernen Osten war ich noch nie gewesen. Für mich endete die Welt hinter Hawaii, der gesamte asiatische Kontinent hätte ebenso gut eine Erfindung des National Geographic sein können. Was wusste ich schon über Thailand? Ich sprach kein Wort Thai und hatte nicht die geringste Ahnung, ob man sich als Amerikanerin in Bangkok frei bewegen konnte. Dass ich sechsmal Der König und ich gesehen hatte, war wohl kaum eine ausreichende Vorbereitung auf diese Mission.
    Unterdessen hatten sich die jugendlich-dynamischen Crescendo-Mitarbeiter an den Fenstern versammelt und deuteten nach unten. Ein Mädchen stellte sich sogar auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Im Vorübergehen warf ich einen Blick nach draußen. Sofort wurde das Kribbeln unerträglich.
    Ein Stück weiter unten an der Straße standen zwei Streifenwagen, und ein Beamter näherte sich dem Gebäude.
    Meine Manga-Barbie telefonierte immer noch, blickte jetzt aber auf. »Alles erledigt?«
    Ich trat vom Fenster zurück und hastete zum Ausgang.
    »Ja. Danke für Ihre Hilfe.«
    Draußen lächelte mir die Gemeindesekretärin unter ihrem türkisfarbenen Turban entgegen und wünschte mir einen gesegneten Tag. Im Hintergrund jubilierte ein Chor »I’ll Fly Away«.
    Ich wäre auch gern geflogen, musste mich aber mit dem Aufzug begnügen. Der verseuchte Computer in meinem Rucksack wog bleischwer. Um den Hals trug ich den gelöschten Stick und das Medaillon mit der Jungfrau Maria. Ein Bild, das einem als Gipsstatue zehntausendfach in den Kirchen begegnete. Was es mit Jakarta Rivera, der Schutzheiligen der Listigen, zu tun hatte, war mir ein Rätsel. Ich schaute auf die Uhr: noch dreißig Minuten bis zu meinem Treffen mit Tim.
    Passenderweise war ich die Einzige aus meiner Familie, die noch nie in Thailand gewesen war. Mein Bruder hatte dort einen Urlaub verbracht, und meine Mutter kannte das Land aus ihrer Zeit als Flugbegleiterin. Und mein Vater? Der Bundesanwalt würde mir seine Kontakte nach Thailand sicher gleich im Dutzend unter die Nase reiben. Tatsächlich nagte dieser Gedanke schon seit einigen Minuten an mir. Zu den Andenken an die Zeit meines Vaters bei der Marine gehörten unter anderem Fotos, die ihn mit seinen Kameraden vor

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