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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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seiner Uhr, und die Anzeige schaltete sich ein: ein Uhr siebzehn. Dienstag, der 14. April.
    Mehr als ein Tag war vergangen. Wenn er sich doch nur erinnern könnte! Motorradrocker. Eine speedsüchtige Nutte, die ihm gegen den Schädel trat. Dann die Flucht, der Anruf bei Jesse.
    Sein Handy! Er tastete nach seiner Hemdtasche.
    Weg. Er stützte sich mit den Händen ab. Nun fielen ihm auch die Scheinwerfer auf dem Highway wieder ein, und wie Christian Sanger aus dem Auto gestiegen war, während die Königin der Verdammten sie lächelnd vom Wagen aus beobachtete.
    Da war es wieder, dieses Ächzen im Wind. Er lauschte noch angespannter. In der Ferne lief ein Motor. Er klatschte in die Hände. »Hallo!«
    Von links kam ein Echo, aber vor ihm dämpfte irgendetwas jedes Geräusch. Er holte sein Feuerzeug aus der Tasche seiner Jeans und ließ es aufleuchten.
    Das flackernde Licht fiel auf völlig verrostete Wellblechwände und einen verdreckten Boden. Eine riesige gepolsterte Tagesdecke hing an der einen Wand, eine andere lag zusammengeknüllt auf dem Boden. Und er verstand. Das Ächzen, der Wind, das fehlende Motorengeräusch.
    Die Bewegung, die er spürte, hatte nichts mit dem Rollen eines Schiffes auf hoher See zu tun. Es war das Schwanken eines Metallkastens in einem Stapel anderer Kästen. Er hockte in einem Schiffscontainer.
    Der Lichtspalt in der Wand rührte daher, dass die Containertüren nicht völlig dicht schlossen. Trotz der Schmerzen in seinem Knie rutschte er darauf zu und drückte gegen die Türen. Von außen verriegelt.
    Für einen Augenblick sank er in sich zusammen. Das Atmen fiel ihm schwer. Seit zwei Tagen hatte er weder gegessen noch getrunken. Sein Mund war völlig ausgetrocknet, aber das war nicht die eigentliche Gefahr.
    Was zum Teufel sollte er tun? Was hatten sie mit ihm vor? Er holte tief Luft. Dabei stieg ihm ein weiterer Geruch in die Nase: Wasser. Der Container war von innen feucht. Vom Regen, oder weil er ausgespritzt worden war. Nun roch er auch noch etwas anderes. Schweiß. Vertrocknetes Obst. Abgestandenen Urin.
    Er hielt sein Feuerzeug in die Höhe. In einer Ecke stapelten sich Schokoriegelverpackungen. Dahinter lag das Kerngehäuse eines Apfels. Neben der zerknüllten Decke entdeckte er einen Schuh. Der Mut drohte ihn zu verlassen.
    Es war ein mit rotweißen Gänseblümchen bedruckter Mädchenschuh. In die Schuhbänder waren Perlen mit Buchstaben geflochten. Die Perlen ergaben einen Namen: Lita. Nun bemerkte er auch die Markierungen an den Wänden, die ins Metall gekratzten Kerben, mit denen jemand die Tage gezählt hatte. Darunter waren Wörter eingeritzt – manche in Englisch, andere im barock anmutenden Alphabet der Thai. Und eines in Spanisch.
    Er musste hier raus, und zwar schnell.
    Der Container stand mit anderen in einem Stapel am Kai. Die Geräusche stammten von Gabelstaplern und Kränen. Wenn sein Container mit den anderen auf ein auslaufendes Schiff verladen wurde, bedeutete das ohne Wasser und Nahrung den sicheren Tod.
    Vielleicht hatte dieses Schicksal auch die kleine Lita ereilt. Er warf einen Blick auf das spanische Wort an der Wand. ¡Socorro! Hilfe!

13. Kapitel
     
     
     
     
    Christian parkte den Viper in der Einfahrt hinter Bliss’ Porsche und ging ins Haus. Die hektischen Lichter von L.A., die so gut zu seiner Stimmung passten, erhellten die Nacht.
    Als er den Hof betrat, hinter dessen Gittereinfassung der Hang steil abfiel, hörte er Musik. Die Callas sang Tosca. Bliss würde er eine ordentliche Abreibung verpassen. Er schob die Sonnenbrille zurück und öffnete die Tür.
    Scharf wie eine Messerklinge schnitt die Arie durch die Luft. An der Fensterwand stand Bliss vor dem Fünf-Millionen-Dollar-Panorama. Obwohl ihre Designerkleidung um die sechstausend Dollar gekostet haben musste, wirkte sie mit den vielfach gepiercten Ohren und den aufgekratzten Armen immer noch wie eine Ausreißerin aus der Provinz.
    Er marschierte auf sie zu. »Sie hat das Handy mit der Post an das Sheriff’s Department von Santa Barbara geschickt. Du hast sie entwischen lassen.«
    Er hob die Hand. Sie fuhr sich über den Arm, warf ihm einen verächtlichen Blick zu und starrte zum anderen Ende des Raumes. Jetzt erst stieg ihm das Parfüm in die Nase.
    Er drehte den Kopf. »Mom!«
    Seine Mutter thronte in einem scharlachroten, hautengen Kleid auf dem Diwan. Die Arme hatte sie dekorativ über die Lehne gelegt, die Beine verführerisch übereinandergeschlagen. Sie hielt ihm die Wange hin. Er holte

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