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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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bestimmt so groß wie ein dreistöckiges Haus. Eine ausgezeichnete Deckung, aber nur, wenn uns das andere Boot nicht vorher einholte. Gischtumtost rasten wir auf das Schiff zu.
    Leise hörte ich Jesse aus dem Handy rufen.
    Ich hielt mir das Telefon ans Ohr. »Was hast du gesagt?«
    »Du musst vorsichtig sein, Ev.«
    Nun waren wir auf Höhe des Lastkahns. Er war schmutzig schwarz und viermal so groß wie das Langboot. Der Bootsführer legte die Pinne um. Das Boot legte sich schräg, schwang mit dem Heck nach außen und glitt auf die Flussmitte zu. Vor uns erhob sich der Lastkahn. An den Seiten befestigte Reifen schützten das Schiff vor einem etwaigen Aufprall. Die gewaltigen Motoren dröhnten, und die V-förmige Bugwelle schwappte auf uns zu.
    Das zweite Boot näherte sich stetig. Die Kobolde kauerten mit flatterndem Haar am Bug. Der Wind presste ihre Kleidung an die mageren, elend wirkenden Körper. Die Thailänderin bedeutete dem Bootsführer, dichter an uns heranzufahren. Und hinter ihr – ich konnte es nicht fassen. Das zweite Monster war die Blonde, die Tim vor dem Century Plaza Hotel attackiert hatte.
    Nun lag das Boot zwischen uns und dem Lastkahn. Die beiden machten sich zum Entern bereit. Der Kahn tuckerte langsam weiter.
    Die zwei Frauen ließen mich nicht aus den Augen. Doch plötzlich geriet ihr Boot in die Bugwelle des Lastschiffs. Das Langboot hob sich aus dem Wasser. Mit einem Schrei ging eine der deutschen Touristinnen über Bord. Der Bootsführer verlangsamte die Geschwindigkeit und drehte bei, um sie aus dem Wasser zu fischen.
    Ich lachte laut vor Erleichterung, als ich beobachtete, wie die Deutsche wieder auftauchte. Die Kobolde brüllten ihrem Fahrer etwas zu, aber wir hatten sie schon hinter uns gelassen. Ich reckte mein Gesicht in den Wind.
    »Hörst du mich?«, brüllte Jesse. »Bangkok ist nicht Santa Barbara. Vergiss auf keinen Fall …«
    Dann rauschten wir selbst in die Bugwelle. Wir tauchten in ein gewaltiges Wellental, und das grüne Flusswasser ragte vor mir auf wie eine Wand. Die Welle traf mich voll ins Gesicht.
    »Du darfst das Wasser auf keinen Fall trinken«, brüllte Jesse mir ins Ohr.

16. Kapitel
     
     
     
     
    Die Gäste unter der Markise des Restaurants blickten von ihren kühlen Drinks auf, als ich vorbeischlurfte. Die Fische, die sich auf dem Eis in der Vitrine stapelten, glotzten mit toten Augen. Meine Wanderschuhe quatschten, meine Kleidung war völlig durchnässt, mein Haar tropfte. Ich gab durch Zeichen zu verstehen, dass ich einen Tisch für eine Person wünschte, und wurde in einer überhitzten Ecke neben der Küche platziert. Ein stickiger Gang führte zu den stinkenden Toiletten.
    Ich brauchte nur eine Tür, die ich abschließen konnte. Mein Handy war über Bord gegangen, ich stank nach Flusswasser, und mein Rucksack war durchnässt. Hilfreiche Mutter Gottes, mach, dass mein Computer trocken geblieben ist.
    Ich hielt meine Hände unter den Trockner, stellte den Laptop auf das Waschbecken und schaltete ihn ein. Dann riss ich das Paket auf, das ich am Wat Po erhalten hatte. Es verbarg ein kleineres Päckchen in Zeitungspapier. Genauer gesagt, handelte es sich um eine Karte der Schlacht von Jonesborough im Jahre 1864, die Teil von Shermans Feldzug gegen die Südstaaten gewesen war. Darin eingerollt lag der USB-Stick.
    Die Startmelodie meines Laptops klang mir wie Engelsmusik in den Ohren. An die Wand gelehnt, wartete ich darauf, dass der Rechner hochfuhr. Rios Leute hatten mich also gefunden. Eine schöne Spionin war ich! Sie mussten mir seit Los Angeles auf den Fersen sein.
    Demnach wussten sie auch, dass ich in dem Gästehaus abgestiegen war. Gott sei Dank hatte ich Computer, Pass und Geld bei mir getragen. Das kleine Zimmer, das ich gemietet hatte, war bestimmt schon durchsucht worden und wurde seitdem überwacht. Ich konnte nicht zurück.
    Das Display leuchtete auf. Die Zeituhr in der Ecke zeigte 1:08. Ich steckte den Stick ein.
    Der Bildschirm wurde weiß. Streifen zuckten über die Anzeige, dann wurde der Monitor wieder dunkel. Die Zeitanzeige verschwand.
    Diesmal schenkte sich Jax die Einleitung. Ein grobkörniges Bild eines Schlafzimmers mit Rattanmöbeln und Glastüren, die sich auf eine Veranda öffneten, erschien. Hinter einer anderen Tür war ein Wohnzimmer zu erahnen. An der Decke drehte sich müde ein Ventilator.
    Stimmen näherten sich. Im Wohnzimmer tauchte Hank Sanger auf. Er ließ seine Baseballkappe auf den Couchtisch fallen, ging zu einem Sideboard

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