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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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und schwarzen Krawatten. Das Bild war typisch englisch, auch wenn der enge Schulhof mitten in der Stadt nicht gerade an Hogwarts erinnerte.
    Nach fünf Minuten öffnete Schwester Cillian die Tür. Ihr Blick war freundlich, aber reserviert. Offenbar legte sie Wert auf eine gesunde Distanz.
    »Ich hoffe, Sie sind bald wieder fit.« Dann bat sie die Sekretärin, Georgia aus ihrer Klasse zu holen. »Wir werden für Sie beten und freuen uns darauf, Georgia nächste Woche wieder hier zu haben.«
    »Danke, Schwester.«
    Jax vibrierte geradezu vor Energie. Wie eine Glühbirne, kurz bevor der Faden durchbrennt.
    »Dieser Unfall hat mich doch etwas aus der Bahn geworfen. Ein wenig Zeit mit meiner Tochter wird mir guttun«, sagte sie.
    »Und, hast du die Direktorin vor möglichen Eindringlingen gewarnt?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme, als die Nonne verschwunden war.
    »Die Schule hat gute Beziehungen zur Metropolitan Police. Ich melde mich telefonisch, wenn wir unterwegs sind.« Ihre Stimme klang belegt, als hätte sie zu viel Novocain intus.
    Plötzlich wurden im Gang schnelle Schritte laut. Ehe ich es mich versah, stand Jax schon an der Tür und wurde mit einem freudigen Ausruf begrüßt.
    »Mami!«
    Jax breitete die Arme aus, und Georgia vergrub ihren Kopf an ihrer Brust. Mit geschlossenen Augen küsste Jax der Kleinen das Haar und drückte sie fest an sich.
    Georgia strahlte ihre Mutter an. Sie war noch ein echtes Kind. Das schwarze Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich ein paar widerspenstige Locken gelöst hatten. Ihre Haut war milchkaffeebraun, und ihre dunklen Augen blickten hellwach. Liebevoll rückte Jax die verrutschte Krawatte zurecht.
    Ich war unendlich erleichtert. Zumindest hielt Jax ihr kleines Mädchen nun sicher im Arm.
    »Darf ich vorstellen?«, sagte sie, als ich zu ihnen trat. »Das ist Georgia.«
    »Georgie«, verbesserte die Kleine und hob grüßend die Hand. »Hi.«
    Ich lächelte. »Hi, Georgie.«
    »Und das ist meine Freundin Kit.«
    Georgie musterte mich neugierig. Das mit der Freundin sollte wohl ein Seitenhieb sein, kam aber der Wahrheit näher, als Jax bewusst war. Allzu viele Freunde hatte sie bestimmt nicht.
    »Mum, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    »Mein Auto hat sich mit einem Telefonmast angelegt. Keine Sorge, Kleines, mir geht’s gut. Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    »Ehrlich?«
    »Ganz ehrlich. Ich erzähle dir im Auto davon.«
    Georgie klammerte sich an die Hand ihrer Mutter. »Mrs. Westerman sagt, du kommst mich abholen. Fahren wir in die Ferien?«
    »Für ein paar Tage. Lass uns mal deine Sachen packen.«
    »Wohin denn?«
    Georgie hüpfte aufgeregt an der Hand ihrer Mutter in Richtung Schlafräume, wobei sie ununterbrochen in ihrem bezaubernden britischen Englisch vor sich hin plapperte. Ich blieb einen Schritt hinter den beiden. Die Freude ihrer Tochter schien Jax neue Kräfte zu verleihen. Sie wirkte erstaunlich entspannt. Ich hatte sie noch nie so normal erlebt. Wir durchquerten einen Hof, in dem die Sonne kalte Schatten auf die bemooste Steinmauer warf. Die Mädchen aus dem Schulhof liefen mit von der Kälte geröteten Backen an uns vorbei und starrten Georgie neugierig an, doch sie ignorierte die Blicke. Cool bleiben war einfach alles, wenn man elf Jahre alt war.
    Unsere Schritte hallten durch die schmucklosen Gänge. Im Flügel mit den Schlafräumen erwartete uns eine weitere Statue von Maria Auxiliadora. Durch ein hohes Fenster über dem Treppenabsatz fiel Tageslicht herein. Gipsheilige, dunkle Ziegel und kaltes Linoleum. Nicht gerade ideal für Kinder. Georgies Zimmer ging auf den Hof hinaus. Der Raum wirkte aufgeräumt, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass unter der Oberfläche das Chaos lauerte. Über den Betten hingen Poster von Boygroups und Teenie-Fernsehstars. Einigermaßen wohnlich, aber es mangelte an Atmosphäre.
    Georgie stopfte einen MP3-Player, ein Buch und ihr Handy in ihren Rucksack. »Kann ich mich noch umziehen, Mami?«
    »Ja, aber das Taxi wartet. Also beeil dich.«
    Ich schlenderte zum Fenster und blickte auf den grünen Rasen hinaus, der mit den grauen Steinen der Mauern kontrastierte. »Noch neunzig Minuten«, erinnerte ich Jax nach einem Blick auf die Uhr. »Du hast den Stick nicht vergessen, oder?«
    Jax nahm einen Wintermantel aus dem Schrank und warf mehrere Kleidungsstücke aufs Bett. Georgie lockerte ihre Krawatte und griff nach einem Bügel. Plötzlich zögerte sie.
    »Nicht trödeln,

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