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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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nutzte die Gelegenheit, um ein Armeemesser aus einem dicken Umschlag zu holen, der auch ein Knöchelholster beherbergte. Sie zog ihr Hosenbein hoch, befestigte das Holster mit Klettbändern an ihrer Wade und schob das Messer in die Halterung.
    »Eine Pistole wäre mir lieber, aber man nimmt, was man kriegen kann.«
    »Du schuldest mir eine Erklärung«, sagte ich.
    »Das Taxi hab ich schon vor dem Abflug in Bangkok bestellt. Der Fahrer hat das Päckchen für mich auf dem Weg nach Heathrow abgeholt. Mit der Klinge könnte man einen Ochsen enthaupten. Das Heft ist aus extrem widerstandsfähigem Tungstenkarbid.« Sie zog ihre Lippen nach. »Ein Messer gehört bei mir zur Standardausstattung.«
    »Eigentlich meinte ich Christian. Seine Mutter hat ihn auf den Strich geschickt.«
    »Was soll ich dazu sagen? Als er etwa dreizehn war, fing Rio an, ihn in den Clubs einzusetzen und ihren Freiern zu überlassen. Hank kümmerte sich nicht darum.«
    »Und Rio hat ihm tatsächlich Medikamente verabreicht, um die Pubertät zu verzögern und ihn wie ein Mädchen wirken zu lassen? Dieselbe Methode wie bei Bliss und Shiver, nehme ich an.«
    »Im Club hieß er Revel.«
    »War er das dritte Kind, vor dem du mich gewarnt hast?«
    »Ja. Die meisten Kunden hielten ihn für ein Mädchen und bemerkten ihren Irrtum erst, wenn sie mit ihm allein im Zimmer waren. Dann hatte Rio sie aber schon auf Band, wie sie an einem minderjährigen Jungen herumfummelten. Sie versuchte, uns die Aufnahmen zu verkaufen …« Sie stockte. »Phil konnte das nicht ertragen. Er wollte Rio das Handwerk legen und die Operation abbrechen. Aber dann verkaufte Hank mich an die Gegenseite. Ich hätte früher reinen Tisch machen sollen. Mein Fehler … Ach, vergiss es.«
    Ein grüner Mini flitzte an uns vorüber. Bei uns zu Hause hätte man so was Kleines gar nicht erst aus der Garage gelassen.
    »Wusstest du die ganze Zeit über Christian Bescheid? Und was war mit meinem Vater?«
    »Ich erfuhr erst kurz vor dem großen Showdown davon.«
    Ich starrte durch das Fenster auf die Graffitis, die seit meinem letzten Besuch deutlich zugenommen hatten. Den Sprayern fehlte es zwar noch am Stil ihrer kalifornischen Kollegen, dafür waren die Schmierereien allgegenwärtig.
    »Warum hast du mich angelogen, als ich dich nach Hank Sanger fragte?«
    »Wolltest du denn wirklich die Wahrheit wissen?«
    »Nein.«
    Ich hätte sie gern gefragt, ob sie damals schon gewusst hatte, dass mein Vater mit Hank Sanger auch den Erzeuger ihres Kindes getötet hatte, aber ich beherrschte mich.
    »Boyd Davies, der Kopfgeldjäger, den Tim erschossen hat, gab sich als Beamter der Einwanderungsbehörde aus«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat er Rio geholfen, Mädchen in die USA zu schmuggeln. Und das sollte er wohl auch bei Georgia tun.«
    »Das vermute ich stark.«
    »Wieso dieses plötzliche Interesse an dem Kind?«
    »Die Gelegenheit ist günstig. Und sie hat das richtige Alter.«
    »Aber meinen Vater hätten die Sangers jederzeit finden können. Was hat diese plötzliche Aktion ausgelöst?«
    »Gute Frage.«
    »Du sagst, Christian hat gesundheitliche Probleme.«
    »Ja. Ich nehme an, das rührt von den Drogen her, mit denen Rio ihn vollgepumpt hat. Rio flog immer nach Bangkok, um ihre Schönheitsoperationen und Verjüngungskuren durchführen zu lassen. Ich schätze, sie nimmt menschliche Wachstumshormone, um jung zu bleiben. Dieselben Hormone, die sie ihren Nutten vorenthält, damit sie wie Kinder aussehen.«
    »Zerstört das die Zähne?«
    Jax überlegte. »Das glaube ich nicht. Die schlechten Zähne verdanken sie eher dem jahrelangen Drogenkonsum.«
    Ich dachte daran, wie Christian in Santa Barbara unser Auto ins Visier genommen hatte. »Christian wirkte aber nicht wie ein Kind.«
    »Nein, in seinem Fall muss Rio den Plan geändert haben.«
    »Weißt du, was mit ihm nicht stimmt?«
    »Damals schien er unter Anämie zu leiden. Vermutlich eine durch die Medikamente verursachte Blutkrankheit.«
    Mir schwante Furchtbares. »Und jetzt sucht er seine Schwester. Kann das irgendwas mit seiner Gesundheit zu tun haben?«
    Jax starrte wortlos aus dem Fenster.
    »Jax, wenn er an einer Blutkrankheit oder einer anderen bösartigen Erkrankung leidet, geht es ihm vielleicht nicht nur um Rache.«
    Die niedrig stehende Sonne blendete uns. Am Straßenrand blühten goldgelbe Osterglocken, ein frühes Geschenk der Natur.
    Sie lehnte den Kopf gegen das Fenster. Auch wenn sie nicht antworten wollte, dachte sie offenkundig

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