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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Das Ritual begann, als meine Absicht verkündet wurde. Die Worte sind aus dem Mund meines Sohnes gekommen und können nicht dahin zurückkehren.«
    Garb nickte langsam. »Wenn mein Vater während des
troscud
stirbt und Abt Cild sich nicht dem Schiedsgericht stellt und seine Schuld bekennt, dann liegt die Schande auf ihm, und er ist verdammt in dieser Welt und der nächsten. Jedermann kann ihn ungestraft töten. Der Mann werde ich sein, und wenn es mir nicht gelingt, werden meine Verwandten dafür sorgen, daß die Sühne geleistet wird.«
    »Die Leute in diesem Land werden darin keine Gerechtigkeit sehen«, erklärte Eadulf.
    »Aber die Leute in meinem Land«, erwiderte Garb gleichmütig.
    »Ich möchte dennoch die Wahrheit auf eine andere Weise herausbekommen«, beharrte Eadulf.
    Der alte Fürst schaute ihn mit funkelnden Augen an.
    »Daran kann dich niemand hindern. Du kannst auf deine Weise vorgehen, aber versuch nicht, mich daran zu hindern, meinen Weg zu gehen.«
    Fidelma nickte ernst. »Niemand wird das tun, Gadra.« Sie warf Eadulf einen warnenden Blick zu und fuhr fort. »Was nun das Herausfinden der Wahrheit auf andere Weise angeht, so liegt die Schwierigkeit darin, daß alle Zeugen für das tatsächliche Schicksal Gélgeis’ tot sind.«
    »Mit Ausnahme eben des Mannes, der sie getötet hat. Möge ihr Schatten ihn bis ins Grab verfolgen«, grollte Garb.
    Eadulf fuhr auf, seine Augen weiteten sich.
    »Verfolgen?« rief er. »Wie kommst du darauf?«
    Garb lachte auf.
    »Erzähl mir nicht, daß dein Volk sich vor Geistern aus der anderen Welt fürchtet. Wenn das so ist, dann möge es dem Abt auch so gehen. Mich soll’s freuen, wenn er aus Furcht vor den Schatten zweimal in jede Ecke seines Zimmers guckt oder in jeden dunklen Gang, den er passieren muß.«
    Fidelma schüttelte den Kopf so leicht, daß es außer Eadulf niemand bemerkte. Sie stand auf und reckte sich mißmutig.
    »Ich fürchte, ich muß um eure Nachsicht bitten.« Sie lächelte die Versammelten an. »Ich hätte gern ein Bett für die Nacht. Nicht, daß es spät wäre, aber ich bin noch geschwächt von den Tagen der Krankheit, die mich in der Abtei festhielt.«
    Bruder Laisre trat mit besorgter Miene vor.
    »Natürlich, Schwester. Doch hast du vergessen, welcher Abend heute ist? Um Mitternacht feiern wir die Geburt des Christkindes.«
    Fidelma schaute verlegen drein. Sie hatte nicht daran gedacht, daß es der Heilige Abend war.
    »Wenn ich mich hinlegen darf, bis die Zeit für die Feier gekommen ist …?«
    »Selbst unter unseren ärmlichen Verhältnissen hier im Wald haben wir ein kleines Gästehaus eingerichtet«, antwortete Bruder Laisre mit Würde. »Wenn du erlaubst, weise ich einen der Brüder an, dich dorthin zu bringen und für ein ordentliches Feuer zu sorgen.«
    Fidelma blickte Gadra an.
    »Entschuldigst du mich, Gadra von Maigh Eo?«
    »Ruhe dich gut aus«, erwiderte der Alte ernst. »Wir werden morgen weiter sprechen.«
    Sie war auf dem Weg zur Tür, als ihr ein Gedanke kam und sie sich umwandte.
    »Eins fällt mir noch ein, bevor ich mich zurückziehe, Bruder Laisre. Ich nehme an, du bleibst in Verbindung mit der Abtei, um den Abt wissen zu lassen, wie das
troscud
verläuft. Mir scheint, wenn er den Stand des Rituals nicht kennt, wird es wenig Wirkung zeigen. Wer ersetzt nun Bruder Botulf als dein Verbindungsmann in der Abtei?«
    Es war Gadra, der die Antwort gab.
    »Du hast einen scharfen Verstand, Fidelma, wie es einer
dálaigh
deines Ranges geziemt. Die Verbindung wird durch den Apotheker der Abtei hergestellt. Er hat versprochen, den Abt auf dem laufenden zu halten.«
    »Der Apotheker? Bruder Higbald?« Eadulf war überrascht. »Und wie erfährt er es?«
    »Wir haben eine Anzahl von Brüdern, die abwechselnd die Abtei beobachten und Botschaften an einer vereinbarten Stelle niederlegen, wo sie der Apotheker findet und uns Botschaften hinterläßt, wenn er es für nötig hält.«
    Fidelma blieb nachdenklich.
    »Weshalb erklärte sich Bruder Higbald dazu bereit, als euer neuer Verbindungsmann zu dienen?« fragte sie.
    »Vor zwei Tagen führte der Abt einen Trupp hinaus ins Moorland«, sagte Garb. Dann lächelte er. »Nicht lange danach ritt einer der Brüder der Abtei allein auf einem Maultier hinaus und in dieselbe Richtung. Ihn wollten wir abfangen …«
    Eadulf schaute verblüfft drein und wollte sich schon als der einsame Reiter zu erkennen geben, als Garb fortfuhr.
    »Schließlich sahen wir, wie ihm noch einer der Brüder

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