Verplant verliebt
glaubten, alles sei in bester Ordnung.
„Was mir dich aber noch frage wolltet ...“, wechselte ihre Mutter das Thema, bevor Marie sich mit dieser neuen Information richtig auseinandersetzen konnte. „Karlo isch dein neuer Chef?“
Marie hörte das Frohlocken in der Stimme ihrer Mutter und konnte ihre Gedanken lesen: Ihre Tochter hatte nicht nur einen gutaussehenden, charmanten Fang gemacht. Wenn sie es Hannes bald gleichtun und eine Familie gründen würde, hätte sie auch noch einen guten Ernährer an ihrer Seite.
„Ja, das kam für uns auch recht überraschend.“ Zumindest war es für Marie überraschend gewesen. Für Karlo wohl weniger.
Bevor ihre Mutter weiterbohren konnte, steckte Karlo den Kopf in die Küche. „Gisela, Magret. Ich würde Bernadette gerne rüberbringen. Es wäre super, wenn eine von euch mitkäme und ihr ins Zimmer helfen könnte.“
Als Karlo Marie erblickte, bildete sich eine Falte zwischen seinen Augenbrauen und er sah sie besorgt an. Gisela setzte sich in Bewegung, um Bernadette ins Bett zu verfrachten. Karlo zögerte. Erst als Marie ihn dankend anlächelte und mit einem Kopfnicken signalisierte, dass sie in Ordnung war, verschwand er hinter der Küchentür, allerdings nicht, ohne ihr noch ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen. Marie wunderte sich, dass Karlo ihren Gemütszustand binnen Sekunden richtig deutete, während ihre eigene Mutter nichts zu bemerken schien und fröhlich weiterplapperte.
„Des isch ja fein, dann hascht du ja künftig gar keine Probleme mehr auf der Arbeit ...“
Marie unterbrach ihre Mutter. „Mama, ich bin müde. Kann ich dir noch irgendwie helfen? Sonst würde ich gerne ins Bett gehen.“
Ihre Mutter verneinte und konnte Marie gerade noch ein „Gut’s Nächtle“ hinterherrufen, bevor sie geflüchtet war.
31
Karlo war froh über seinen Geistesblitz, Gisela mitzunehmen. Wie erwartet warf Bernadette ihm kurz vor der Tür die Arme um den Hals und versuchte, ihn mit in ihr Zimmer zu ziehen. Er wäre sie sicherlich auch so irgendwie losgeworden, aber mit Gisela an seiner Seite war das Zubettbringen unverfänglicher.
„Mädle, I helf Ihne no, sich umzuziehen. Sie sen ja ganz nass gschwitzt. Der Alkohol dünschtet wohl scho aus.“
Gisela rümpfte die Nase und zwinkerte Karlo zu.
„Aber isch binn noch nischt müüde!“
„Oh doch. Wenn Sie erscht einmal im Bett liege, fallet ihre Augen glei zu. Des versprech i Ihne.“ Wäre nicht das förmliche Sie gewesen, hätte man annehmen können, Gisela spräche mit einem kleinen Kind. Sie löste Bernadettes Umklammerung und befreite Karlo. Dann fasste sie Bernadettes Ellenbogen und führte sie ins Zimmer.
Als Gisela wenige Minuten später Karlo sein Zimmer zeigte, wurde ihm plötzlich klar, warum Marie einen Hustenanfall bekommen hatte, als Bernadette ihn nach oben begleiten wollte. Das ganze Zimmer war rosa: der Bettvorleger, die Überdecke, die Tapeten. Er stellte seinen Koffer ab und spähte durch die offene Durchgangstür. Marie saß auf dem Boden, den Rücken an ihr massives Holzbett gelehnt. Sie schnäuzte sich die Nase, und als Karlo genauer hinsah, bemerkte er ihre roten Augen.
Dann blickte Marie auf einen Punkt neben seinen Füßen. „Simba, da bist du ja wieder.“
Die Katze lief zu ihr und fuhr ihr schnurrend um die angewinkelten Beine.
„Sie ist mal wieder ausgebüchst“, sagte Marie und zog halbherzig die Mundwinkel nach oben.
Karlo nickte und setzte sich ungefragt neben Marie. Er hatte keine Ahnung, was die Frauen in der Küche besprochen hatten, aber es musste etwas gewesen sein, das sie aus der Bahn geworfen hatte. Karlo hätte sie am liebsten in den Arm genommen, hielt sich jedoch zurück. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte er stattdessen.
Marie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. Aus ihrem rechten Auge löste sich eine Träne, die sie schnell wegwischte.
Scheiß drauf, dachte Karlo. Er legte seinen Arm um Maries Schultern und zog sie an sich. Sie vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Karlo streichelte ihr beruhigend den Rücken. So saßen sie sicher zehn Minuten, ohne dass einer von ihnen etwas sagte. Maries Tränen kullerten weiter auf sein Hemd.
Irgendwann merkte Karlo, dass Maries Atmung abflachte und die Tränen versiegten. Marie löste sich mit einem Ruck aus Karlos Umarmung, fast als wäre es ein Kraftakt, sich ihm zu entziehen.
„Danke. Es ist nur ... Hannes, mein Exfreund, wird Vater. Es ist lächerlich, aber ...“
Karlo streichelte
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