Verplant verliebt
war, klopfte es an der Tür. Erschrocken rollte sie sich sofort aus Karlos Umarmung. Doch Karlo, der das Klopfen offensichtlich nicht gehört hatte, rutschte hinterher und nahm sie wieder in den Arm. Marie starrte gebannt auf die Tür, die sich langsam öffnete. Sie hätten abschließen sollen!
Dann erkannte Marie den roten Haarschopf und den kugeligen Po, mit dem ihre Mutter die Tür aufgestoßen hatte. Ihre Mutter drehte sich um, in den Händen ein Tablett mit Kaffeekanne, Brotkorb und Eierbechern. Auch wenn Marie froh war, dass es kein Kollege war, der sie bei Karlo im Bett erwischt hatte, war sie genauso wenig erpicht darauf, ihre Mutter zu sehen. Jedes Mal, wenn Karlo und Marie eine Nacht miteinander verbrachten, tauchte sie am Morgen auf. Es war wie verhext! Wenigstens ging ihre Mutter davon aus, dass die beiden das Bett schon länger miteinander teilten. Wenn sie wüsste ...
„Na, ihr seid mir zwoi Süße. Schlafed wie die Löffel inner Schublad. Des habet mir au immer gemacht, als mir no jünger wared“, schnatterte ihre Mutter los.
„Mama!“ Marie sah ihre Mutter vorwurfsvoll an. Karlo kam langsam zu sich. Er rieb sich die Augen mit einer Hand und schaute irritiert zu ihrer Mutter hoch.
„I hen mir dacht, ihr hättet vielleicht gern a schees Frühstück am Bett. Im Haus isches noch recht ruhig. Die andere Gäscht hen wohl älle einen über’n Durscht getrunken.“
„Und warum gehst du davon aus, dass wir schon aufgeweckt werden wollen?“, fragte Marie ihre Mutter barsch.
„Danke, Magret. Ich habe einen Bärenhunger“, sagte Karlo, der nun ganz wach zu sein schien. Sein Grinsen verriet, das er wohl auch an ihre erste Begegnung dachte.
„Des mit der Verbindungstür hemmer gschickt g’macht, gell?“ Ihre Mutter strahlte über das ganze Gesicht, so als wäre sie die Frischverliebte. Marie warf ihr einen ermahnenden Blick zu.
„So a schöns Paar“, jauchzte Magret unbeeindruckt.
„Danke, Mama.“ Marie wies zur Tür.
Nach einem letzten verzückten Blick trat ihre Mutter endlich den Rückzug an. Marie lehnte sich erleichtert in die Kissen. Es hätte sie nicht gewundert, wenn ihre Mutter auf der Bettkante Platz genommen und für sich selbst ein Brötchen geschmiert hätte.
„Ich muss mich für meine Mutter entschuldigen“, sagte Marie.
„Warum?“ Karlo sah sie mit ehrlichem Erstaunen an und tauchte einen der kleinen Löffel in die hausgemachte Himbeermarmelade und ließ sie auf ein Croissant tropfen. „Hmmm, Frühstück im Bett.“
„Wir sind ausgesprochen überzeugend darin, unsere fiktive Beziehung vor meiner Familie aufrechtzuerhalten“, witzelte Marie.
Karlo lachte, doch dann wurde seine Miene ernst. Er legte sein Croissant zur Seite und sah Marie eindringlich an.
„Sag mal, Marie ...“ Karlo stockte, nahm ihre Hand und streichelte über ihre Daumenwurzel.
Marie wartete gespannt.
„Wollen wir es nicht wirklich mal miteinander versuchen?“, brachte Karlo schließlich hervor.
Marie war überrascht. Sie hatte alles erwartet, aber nicht, dass Karlo sie das fragen würde. Er und sie, eine wirkliche Beziehung? Es war komisch, darüber zu sprechen. Ergab sich so etwas nicht von alleine? Aber dazu war bei ihnen wohl alles schon zu verworren. Marie dachte über seine Frage nach. Sie lauschte in sich hinein, ob sich immer noch Zweifel meldeten. Stille. Nur das kleine Wort „Arbeit“ hallte leise in ihrem Kopf nach.
„Ich würde es sehr gerne versuchen“, setzte Marie an.
Karlo strahlte und drückte ihre Hand.
„Mir wäre es aber lieber, unsere Beziehung im Büro ...“ Marie stockte und suchte nach dem passenden Ausdruck. „Mir wäre es lieber, unsere Beziehung vor den Kollegen nicht zu thematisieren.“
„Du hast recht, ist wohl besser so“, stimmte Karlo zu und drückte Marie einen Kuss auf den Mund.
Um kurz nach zehn ging Karlo in den Frühstücksraum. Marie wollte ihm erst ein paar Minuten später folgen, um ja kein Misstrauen zu wecken.
„Guten Morgen, mein lieber Karlo.“ Niko strahlte ihn an und rückte zur Seite, damit sich Karlo neben ihn setzen konnte.
Normalerweise hätte Karlo so eine überschwängliche Begrüßung am Morgen genervt. Nach dem Aufstehen bevorzugte er Stille, doch heute ließ er sich nur zu gerne von Nikos guter Laune mitreißen, klopfte ihm auf den Rücken und sagte: „Na, Kumpel?“
Nikos Grinsen wurde noch breiter. Er plusterte sich auf und knuffte Karlo auf den Oberarm.
Zehn Minuten später kam Marie dazu.
„Wie du
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