Verplant verliebt
hochgeklettert und hätte dieses Gefühl von Freiheit verpasst. Marie hatte sich, wie so oft, bereits mit verschränkten Armen ihren Bedenken ergeben. Karlo war es gewesen, der sie aus dieser Haltung hervorgelockt, sie verzaubert hatte. Marie wünschte sich mehr dieser Momente. Mehr spontane Momente. Mehr Momente mit Karlo.
Plötzlich hörte Marie ein Geräusch von der anderen Seite der Tür, als hätte sich dort jemand ebenfalls mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Marie hielt den Atem an und lauschte. Nichts, nur Simbas Schnurren. Marie spielte mit dem Gedanken, leicht an die Tür zu klopfen, hielt das aber doch für zu albern. Da hörte sie wieder ein Geräusch hinter sich. Es klang als würde jemand mit den Fingerspitzen gedankenverloren gegen das Holz klopfen, unregelmäßig und ganz leise. Simba spitzte die Ohren, sprang dorthin, wo sie das Geräusch ausgemacht hatte, und kratzte an der Tür. Nun wurde das leise Pochen zu einem spielerischen Trommeln. Simba sprang erschrocken weg. Dann packte sie all ihren Mut zusammen und hechtete mit einem Satz wieder zur Tür. Sie tippte mit der Pfote gegen das Holz, stellte das Köpfchen schief und mauzte fragend. Marie musste kichern. Auf der anderen Seite hörte sie Karlos schönes Lachen. Marie hätte gerne sein Gesicht gesehen, diese kleinen Fältchen um die grauen Augen, so wie vorhin im Wald. Ohne lange darüber nachzudenken, stand Marie auf und klopfte vorsichtig an die Tür.
Anstatt mit einem Klopfen zu antworten, öffnete Karlo die Tür. Er trug bereits seine Pyjamahose und Marie starrte wie tags zuvor auf seinen breiten Oberkörper. Ihr Blick wanderte hinunter zu seinen Bauchmuskeln, zu seinem Bauchnabel und weiter zu der feinen Haarleiste, die unter dem Bund seiner Hose verschwand. Karlos graue Augen, die eben noch vor Lachen geglänzt hatten, wurden ernst und folgten Maries unverhohlenem Blick. Er hatte seine Hand immer noch auf der Türklinke liegen, so als müsste er sich festhalten.
Marie tat einen Schritt auf ihn zu. Sie war wieder die Meerjungfrau, die wusste, was sie wollte. Dieses Mal war es nicht der unbekannte Matrose, sondern Karlo. Als Marie dicht vor ihm stand, so dass ihr Atem an seine Brust stieß, ließ Karlo ruckartig den Türgriff los und zog sie fest an sich. Marie hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich. Aus Karlos Augen sprach das Verlangen, das Marie selbst spürte. Dann endlich senkte er seinen Kopf und küsste sie fordernd. Marie schob ihre Finger über seine Brust zu seinem Nacken und zog seinen Kopf zu sich hinab. Karlo ließ seine Hände langsam zu ihrem Hintern hinuntergleiten und drückte ihren Rücken an den Türrahmen. Sie spürte seine Erregung und stöhnte auf.
„Ich wollte es eigentlich langsam angehen lassen“, raunte Karlo, hob Marie hoch und legte sie auf das breite Bett in seinem Zimmer. Anstatt sie auszuziehen, küsste er sie, ihren Mund, ihre Wangen, ihren Hals. Er überdeckte jede freiliegende Hautpartie mit kleinen Küssen. Zwischendurch hob er den Kopf, betrachtete sie und spielte mit ihren roten Locken. Marie wurde fast wahnsinnig vor Verlangen. Sie wollte mehr. Sie führte ihre rechte Hand an seiner Hüfte entlang unter seine Pyjamahose und strich über seinen Hintern. Dann hob sie ihm ihren Schoß entgegen.
„Oh, Marie ...“, flüsterte Karlo atemlos in ihr Ohr und gab auf.
38
Marie erwachte am nächsten Morgen schon um halb acht. Sie war nicht mehr daran gewöhnt, ihr Bett zu teilen. Karlo lag hinter ihr und hatte seinen Arm um ihre Taille geschlungen. Marie schwankte zwischen dem Wohlgefühl, das seine enge Umarmung in ihr auslöste, und dem Wunsch nach Freiraum, den sie brauchte, um sich sortieren zu können. Je klarer ihr Kopf wurde, desto mehr verkrampfte sie sich. Wieder lag sie mit Karlo im Bett. Sie hatte immer wieder erleben müssen, dass Karlo all das verkörperte, was ihr Verstand nicht wollte. Doch nun musste sie sich wohl langsam eingestehen, dass sie ihm trotzdem erlegen war. Die Dinge, die sie am Vorabend von Karlo erfahren hatte, besänftigten ihren Verstand zumindest ein wenig. Sie hatte einen Mann kennengelernt, der scheinbar dieselben Ziele und Prioritäten im Leben hatte wie sie. Einen Mann, mit dem sie sich wohlfühlte und der ihr half, neue Seiten an sich zu entdecken. Marie atmete tief durch und entspannte sich wieder. Sie kuschelte sich in Karlos Umarmung und spürte an ihrem Rücken das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust.
Als Marie fast wieder in den Schlaf geglitten
Weitere Kostenlose Bücher