Verplant verliebt
bewusst, wie unhöflich sie gewesen war. „Entschuldige bitte, das war ein Kollege.“
„Herr Winterfeld?“
„Ja, Herr Winterfeld.“ Sollte er doch denken, was er wollte.
„Ihr arbeitet aber wirklich fleißig bei JCN. Ich hoffe, die Überstunden sind nicht wegen Edelpartner.“
„Nein, Herr Winterfeld ist bereits im Feierabend.“
„Herr Winterfeld mag dich, das sieht man.“
Marie wollte Richards Vermutung weder bestätigen noch ihn anlügen. So zuckte sie nur mit den Schultern.
„Ich verstehe sehr gut, warum“, fügte Richard hinzu.
Marie schluckte.
Der Rest des Abends verlief eher stockend. Ein Gespräch wollte sich nicht mehr so recht einstellen. Eine viertel Stunde nach Karlos Anruf drängte Marie zum Aufbruch. Dieses Mal fuhr Richard mit. Vor ihrem Haus angekommen, wollte er nach ihrer Hand greifen, doch sie zog sie weg. Dann hatte Marie auch schon ihre Hand auf dem Türgriff und schlüpfte nach draußen. Sie drehte sich um und sagte: „Danke.“
„Es war mir ein Vergnügen.“ Richard schaute traurig.
Marie zögerte, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. So lächelte sie ihn nur an und schloss die Autotür.
44
„Oder noch besser: Wir könnten das Schloss Solitude mieten und sie mit dem Hubschrauber hinbringen lassen. Das wäre dann das Paket ,Romantic Castle Date’“, rief Sven laut lachend.
„Ne, die bekommen gleich ein Dinner im Hubschrauber“, unterbrach ihn Wolfram. „Das ist das Angebot ,Love is in the Air‘. Das Catering wird selbstverständlich vom Käfer aus München eingeflogen.“
„Ach was, viel exklusiver: Die fliegen mit dem Helikopter zum Käfer und bekommen dort einen Kochkurs vom Chef höchstpersönlich.“ Sven schlug sich begeistert auf die Oberschenkel. „Das nennt sich dann ,Fly, Cook and Love’.“
Albert rief dazwischen: „Ich hab’s! Der Chefkoch vom Käfer sitzt bereits im Hubschrauber und kocht in der Luft. Das ist das Paket „Adventure Cooking Date.“
Marie schüttelte entnervt den Kopf. „Jungs! Bleibt bitte einfach bei der Liste, die ich euch gegeben habe, ja?“
Marie versuchte nun schon seit einer halben Stunde, die Inhalte für die Edelpartner-Website mit den Webdesignern und Programmierern durchzugehen, doch die hatten nichts Besseres zu tun, als sich über die Exklusivdates lustig zu machen. Marie würde tatsächlich mal checken, ob es im Schloss Solitude Privaträume anzumieten gab. Die Idee war gar nicht so schlecht, aber das musste sie den dreien ja nicht auf die Nase binden.
„Candlelight-Dinner auf dem Fernsehturm? Meinst du, das würde Sandra gefallen?“, fragte Albert, nachdem er die Liste der zur Verfügung stehenden Events überflogen hatte. Marie sah ihn strafend an. Sie war nicht hier, um über das perfekte Dinner fürs Firmenpärchen zu plaudern.
„Verstehe ich das richtig? Wenn ich mich anmelden möchte, muss ich einen Gehaltsnachweis oder Kontoauszug vorlegen, damit ich bei der Angabe der Einkünfte nicht schummeln kann?“, fragte Sven.
Marie nickte.
Sven wedelte mit Maries Memo herum und machte weiter: „Habe ich einen Titel, muss ich zusätzlich meinen Stammbaum einreichen. Dann kommt noch ein studierter Psychologe der Agentur Edelpartner – der sogenannte Personal Coach – und erschließt anhand von Tests meine Persönlichkeitsstruktur, stellt mir jede Menge schlaue Fragen, um herauszufinden, was ich möchte, und schreibt ein Profil über mich, das ich dann nur noch abnehmen muss. Außerdem kommen ein Fotograf und ein Friseur Schrägstrich Make-up-Artist zu mir nach Hause. Beide rücken mich für das Profilbild ins rechte Licht. Dann schlägt mir Edelpartner über die Website stinkreiche Partner vor. Das Matching geschieht allerdings nicht vollautomatisch, sondern der Personal Coach trifft eine Vorauswahl. Dann kommt der romantische Part. Ich kann mit meiner Favoritin eines dieser Exklusivdates vereinbaren. Styling- und Shoppingberater eilen auf Wunsch natürlich zu Hilfe, genau wie der Friseur. Dann endlich holt mich, so Gott will, der Chauffeur in der Limo ab und los geht's. Habe ich das richtig verstanden?“
Marie rollte mit den Augen. „Ja, so in etwa. Wärst du für den Verkauf des Konzepts zuständig, müsstest du allerdings noch etwas an deiner Einstellung arbeiten.“
„Na, dann hoffe ich mal, dass die minutiös geplanten Dates den gewünschten Erfolg bringen“, sagte Albert. „Sonst könnt ihr außer dem Friseur und dem Fotografen gleich noch einen Anwalt anheuern.“
Diese Jungs
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