Verplant verliebt
nicht berufsbedingt Datingportale auseinandernimmst?“
„Dann verwüste ich mit meiner besten Freundin die Küche oder werde von meiner Katze auf Trab gehalten.“ Marie merkte, dass sie versehentlich seinen flirtenden Blick erwiderte.
Sie erzählte Richard von ihrem Leben in Stuttgart und von ihrer Familie. Richard stellte viele Fragen und sie fühlte sich durch seine Neugier geschmeichelt. Umgekehrt erfuhr sie auch viel von ihm. Seine Eltern lebten getrennt, waren aber immer noch befreundet. Richard hatte sich nach dem BWL-Studium dagegen entschieden, direkt in den Rohstoffhandel einzusteigen. Er wollte nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten, sondern eigene Spuren hinterlassen. So hatte er damals bei einer großen Unternehmensberatung angefangen. Nun stand er kurz davor, Partner in dieser Firma zu werden.
Das Edelpartner-Projekt trieb Richard eher nebenbei voran, zu seinem Vergnügen und seiner Mutter zuliebe. Frau von Bornheim hatte vor einigen Jahren, als ihr Mann geschäftlich viel reiste und sie alleine zu Hause saß, ihr Talent als Partnervermittlerin entdeckt. Sie war umgeben von reichen Damen und Herren, von denen viele irgendwann erkannten, dass sich Glück nicht kaufen lässt. So fing sie an, Menschen einander vorzustellen, die aus ihrer Sicht gut zueinander passten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Aus den von ihr initiierten Verabredungen gingen Beziehungen hervor, Hochzeiten folgten und die frisch Verliebten erzählten eifrig weiter, wer ihnen zu ihrem Glück verholfen hatte. Schnell kamen auch Menschen zu Frau von Bornheim, die sie zunächst nicht kannte. Richards Mutter fing an, Profile zu erstellen und sich ihren Service bezahlen zu lassen. Irgendwann hatte sie eine professionelle Vermittlungsagentur mit einer stattlichen Klientenkartei.
Für ihre Tätigkeit war seine Mutter immer auch belächelt worden. Ihrem Mann wäre es lieber gewesen, sie hätte sich ein Hobby gesucht, das keinen Wirbel verursachte, wie Malen oder Geldsammeln für Kinder in Not. Der Erfolg des Geschäfts gab seiner Frau jedoch recht.
Vor einem halben Jahr hatte seine Mutter beschlossen, sie hätte nun genug Menschen zusammengebracht. Sie fand es an der Zeit, mit ihrem neuen Lebenspartner in Kalifornien glücklich zu werden. Zuerst wollte sie die Agentur schlichtweg auflösen, doch Richard packte der Ehrgeiz. Als Unternehmensberater konnte er ein gut gehendes Geschäft doch nicht einfach aufgeben. Er hatte die Agentur übernommen, um sie einer Verjüngungskur zu unterziehen. Sehr zur Schmach seines Vaters, den es wenig amüsierte, dass sein einziger Sohn lieber in die „Verkupplungsbutsche“ seiner Exfrau einstieg als in die Geschäftsriege seines inzwischen weltweit agierenden Konzerns. Schmunzelnd verriet Richard Marie, dass ihm das Missfallen seines Vaters den größten Spaß an der Übernahme bereitet hatte.
Marie hörte Richards Geschichten gespannt zu. Kaum zu glauben, dass sich so ein faszinierender Mann für sie interessierte. Doch mehr als Bewunderung konnte sie ihm nicht anbieten. Marie fragte sich, wie sie Richard deutlich machen konnte, dass sein Werben vergebene Liebesmüh war.
Gerade als ihr Nachtisch serviert wurde – Kaiserschmarrn mit kandierten Äpfeln auf Sahne-Rum-Schaum – klingelte Maries Handy. Ein Blick auf das Display verriet ihr, dass es Karlo war.
„Entschuldige bitte, da muss ich kurz rangehen.“ Marie huschte auf den Flur.
„Hey“, begrüßte sie Karlo. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich. Zwar hatte sie nichts Verbotenes getan, aber auch noch nicht das Richtige.
„Und? Brav?“, fragte Karlo. Es klang scherzhaft, aber Marie meinte, Besorgnis in seiner Stimme mitschwingen zu hören.
„Ich bin sehr brav“, beteuerte Marie.
„Ich meinte nicht dich.“ Jetzt lachte Karlo.
Marie fielen wieder Karlos Worte vom Morgen ein. „Dir vertraue ich. Aber ihm nicht.“
„Wir sind im YoSH und unterhalten uns nett. Aber ich werde demnächst aufbrechen“, sagte Marie. Sie sah auf die Uhr, es war schon viertel zehn. Erschrocken fragte sich Marie, wo die Zeit geblieben war.
Marie hoffte, Karlo würde etwas Versöhnliches sagen, doch er sagte nur: „Gut.“
„Ich denk an dich“, antwortete Marie leise.
„Ich auch an dich. Pass auf dich auf. Wenn Schnösel von Borniertheim nicht anständig bleibt, ruf an. Dann komme ich und verprügle ihn.“
Als Marie an den Tisch zurückkehrte, schaute Richard sie besorgt an. „Alles in Ordnung?“
Marie wurde erst jetzt
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