machten sie fertig.
Sandra steckte den Kopf in den Konferenzraum: „Seid ihr noch mittendrin?“
Marie verneinte und stand auf. „Okay, Jungs, euren Vorschlag für den Aufbau der Website brauche ich bis Ende der Woche. Macht keinen Blödsinn.“
Albert schnappte sich seinen Laptop und ging zu Sandra: „Dann lass uns Essen gehen.“
„Sorry, Schatz, aber heute bin ich mit Marie verabredet.“
„Na super.“
„Du kannst gerne mitkommen“, wollte Marie schlichten.
Doch Sandra sagte: „Nein, Girls only.“
„Wie machst du das eigentlich?“, fragte Marie Sandra, als sie gemeinsam zur Kantine gingen.
„Was denn? Mit so einem Kindskopf fertig werden?“
„Naja.“ Marie zögerte. „Ich meine, wie schaffst du es, mit deinem Freund zusammenzuarbeiten?“
Marie hatte Karlo am Morgen wie die anderen Kollegen begrüßt und sich dann in Meetings herumgetrieben, um ihn zu meiden. Sie war nicht gerade erpicht darauf, ihren Ausflug ins YoSH auszuwerten.
„Ich finde das mittlerweile gar nicht mehr so schlimm“, sagte Sandra. „Am Anfang war es natürlich doof. Die Königin war nicht gerade amüsiert, als sie davon erfuhr, und bat uns, diskret zu sein. Dabei guckte sie, als hätte sie uns beim Rauchen auf dem Schulhof erwischt.“ Sandra verdrehte die Augen.
Marie graute bei der Vorstellung, die Königin könnte von ihr und Karlo Wind bekommen.
„Inzwischen sagt sie fast nichts mehr. Nur beim Teamwochenende haben wir noch einmal böse Blicke geerntet. Aber da sind wir wohl auch ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen.“ Sandra kicherte.
Marie erinnerte sich daran, wie die beiden nach der Weinprobe auf der Sitzbank geknutscht hatten. Auch sie und Karlo waren an diesem Abend unvorsichtig geworden. Ahnte die Königin etwas? Marie meinte, in ihrem Blick Sorge gesehen zu haben, als sie ihr die Handtasche zurückgegeben hatte. Damals hatte sie die zusammengezogenen Augenbrauen der Königin mit ihrem nächtlichen Verschwinden begründet. Doch vielleicht hatte die Königin eine ganz andere Befürchtung. Marie wurde mulmig zumute. Auch Richard hatte schließlich gemerkt, dass Karlo sie mochte, dabei hatte er sie nur ein paar Mal zusammen gesehen. Da waren sie wieder, all die guten Gründe, warum man sich nicht in seinen Kollegen verlieben sollte.
Nach der Mittagspause konnte sich Marie nicht länger darum drücken, sie musste an ihren Schreibtisch zurück.
„Hey Marie!“ Karlo lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er lächelte, aber seine Augen funkelten angriffslustig. Ohne etwas zu sagen, beobachtete er jeden ihrer Handgriffe. Laptop auf den Tisch, Schreibblock mit Aufgabenliste daneben, ein Blick aufs Telefon. Marie sah, dass sie jemand auf Rückruf gelegt hatte, die Nummer kannte sie nicht. Karlo schaute sie immer noch erwartungsvoll an.
„Ist irgendetwas?“ Angriff war die beste Verteidigung.
„Nö.“ Sein Lächeln verwandelte sich in ein amüsiertes Grinsen.
„Gut.“ Atmen, lächeln, ignorieren. Marie wandte ihren Blick ab und drückte die Rückruftaste.
Am anderen Ende nahm jemand ab: „Von Bornheim.“
Marie hätte schreien können. Das fehlte ihr gerade noch.
„Oh, hallo Richard. Du wolltest mich sprechen?“
Karlo beobachtete sie weiter ungeniert über den Schreibtisch hinweg.
„Ja, ich wollte nur kurz hören, ob du gut nach Hause gekommen bist.“
Was hätte auf den Metern zwischen Autotür und Wohnungstür schon passieren sollen?
„Oh, dumme Frage“, stellte Richard selbst fest. „Ich wollte mich eigentlich bei dir für den Abend bedanken.“
„Nicht doch. Ich habe zu danken.“
Peinliche Stille in der Leitung.
„Ja, dann ...“, hob Richard an.
„Dann bis morgen. Wir sehen uns beim Meeting“, sagte Marie. Immer schön geschäftlich bleiben.
„Genau. Bis morgen.“ Schon machte es Klick in der Leitung.
Marie hatte ein schlechtes Gewissen, Karlo wie auch Richard gegenüber. Zwar hatte sie Richard nicht ermutigt, allerdings auch nicht direkt zurückgewiesen. Doch spätestens jetzt musste Richard gemerkt haben, aus welcher Richtung der Wind wehte. Besser hätte sie auch Karlo nicht zeigen können, dass ihr Richard nichts bedeutete.
Marie wandte sich ihren Mails zu. Sie hatte eine neue Nachricht von Karlo.
Richard?
Mit freundlichen Grüßen
Karlo Winterfeld
Senior Consultant
Mail to:
[email protected] JCN Jordan Consulting Network
1. Ja, Richard.
2. Wie versprochen war ich brav um zehn Uhr zu Hause.
3. Ich musste den ganzen Abend an