Verplant verliebt
das Problem mit der Arbeit ist auch lösbar. Wenn eure Beziehung hält, wechselt einfach einer von euch den Job.“ Paula kicherte. „Oder du wirst schwanger.“
Marie schnalzte missbilligend mit der Zunge. Das wäre wohl ein wenig zu schnell. Aber im Grunde hatte Paula recht. Es sollte eben Karlo sein. Da konnten noch tausend Richards um die Ecke kommen.
„Vielleicht sollte ich meine Liste umschreiben“, schlug Marie vor.
Paula verdrehte die Augen. „Vielleicht solltest du einfach mal akzeptieren, dass dein Herz keine Liste braucht.“
Marie nickte und rührte gedankenversunken im Topf umher.
Dann lächelte sie Paula herausfordernd an. „Du bist also in Gregor verknallt?“
„Oh ja!“, rief Paula voller Inbrunst.
Marie hatte das Gefühl, dass es Paula dieses Mal wirklich ernst war. Sie hoffte sehr, dass Gregor ebenso empfand.
46
Karlo drückte Gregor den Wischmopp in die Hand. Der nahm ihn nur widerstrebend entgegen und sagte: „Alter, deine Eltern kommen. Also solltest du feudeln!“
„Aber du bist der Chaot, der überall Dreck hinterlässt. Ich habe schon alles gesaugt, das Wischen ist dein Part. Ich schwinge derweil den Staublappen.“
Gregor schüttelte den Kopf. „Ich dachte, ich wohne mit einem echten Kerl zusammen.“ Er schraubte seine Stimme nach oben und wedelte feminin mit der Hand: „Aber nein, es ist einer, der den Staublappen schwingt.“
Auch Karlo hätte das Putzen lieber jemand anderem überlassen, doch seine Eltern kamen schon morgen, keine Zeit also, eine Putzfrau anzuheuern.
„Gregor, warum liegen M&M’s hinter der ,Herr der Ringe’-Trilogie?“ Karlo zog die angebrochene Packung aus dem Bücherregal.
„Keine Ahnung. Müssen da schon eine Weile liegen.“ Gregor griff in die Tüte und warf sich eine bunte Schokokugel zielsicher in den Mund.
„Jetzt sag endlich, wie sie so ist.“
Gregor versuchte schon den ganzen Abend, in Erfahrung zu bringen, wie Marie im Bett war. Er stützte sich auf den Wischmopp und blickte gedankenverloren in die Ferne. „Meine Güte, was habe ich davon schon geträumt!“
Karlo wandte sich wieder dem Bücherregal zu. Er wollte nicht wissen, welcher Film gerade vor Gregors geistigem Auge ablief.
Gregor wrang den Lappen aus und machte sich ans Wischen.
„So sauber war unser Habichthorst noch nie“, sagte er.
Dann hielt er in der Wischbewegung inne und sah Karlo fragend an: „Sag mal, sind Habichte eigentlich monogam?“
Karlo lachte. Er hatte keine Ahnung vom Paarungsverhalten der Habichte, sagte aber: „Ich denke, das würden die hinbekommen.“
Gregor hatte es tatsächlich ziemlich erwischt. Karlo dachte an ihre Studienzeit zurück. Damals hatte es keines der Mädels geschafft, Gregor einzufangen. Doch Paula machte keinerlei Anstalten, ihn einfangen zu wollen – im Gegenteil. Wenn das ihre Taktik war, ging sie auf.
Gregor wurde vor lauter Verliebtheit scheinbar sentimental. Er klopfte Karlo auf die Schulter und sagte: „Ich freu mich für dich, Alter. Du warst nach Tizianas Tod nicht mehr derselbe, weißt du? Es ist cool, dass dein altes Ich wieder da ist.“
Gregor war der Einzige, der ihn nie dazu genötigt hatte, über Tiziana zu sprechen, und Karlo war ihm dankbar dafür. Es war befreiend gewesen, dass er in Stuttgart nicht ununterbrochen mit Tizianas Tod konfrontiert worden war. Inzwischen blieb der Schlag in den Magen aus, den die Erinnerung an seine Frau ihm sonst versetzt hatte. Tiziana war ein wichtiger Bestandteil seines Lebens und würde es immer bleiben, aber mittlerweile hatte sich jemand anderes einen Platz in seinem Herzen erobert.
Marie hätte sich gar nicht stärker von Tiziana unterscheiden können. Seine Frau war temperamentvoll gewesen, laut, vollkommen irrational und sie hatte sich immer auf ihren Bauch verlassen, wenn es um wichtige Entscheidungen ging. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, für irgendetwas eine Liste zu schreiben. Auch äußerlich unterschieden sich die beiden Frauen. Auf Karlos Lieblingsfoto war Tiziana bei einem Strandspaziergang zu sehen. Sie hielt eine Muschel in seine Kamera und strahlte. Tizianas schwarzes Haar glänzte wie Seide und umflatterte ihr ovales Gesicht. Ihre braunen Augen funkelten und ihr Teint war von der Sonne noch dunkler gefärbt als sonst. Sie schaute nach oben, denn sie war viel kleiner als er.
Die Unterschiede zwischen Tiziana und Marie beruhigten Karlo. Einen Ersatz für seine Frau zu suchen, hätte nur schief gehen können. An Marie schätzte er andere
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