Verräter der Magie
ihm mein Leben lang dankbar gewesen. Aber dein untoter Freund spukt in meinem Kopf herum – und nebenbei gesagt ist er ein verdammt nerviger Geist –, also habe ich gar keine andere Wahl, als mich mit all dem auseinanderzusetzen.«
Das war ein wirklich hübscher Vortrag, Kira , schimpfte Kingsley. Vor allem der Teil mit dem Schulterklopfen und dem nervigen Geist hat mir mächtig imponiert.
Kira wusste, dass sie ihn schwer erzürnt hatte. Er nannte sie bei ihrem richtigen Namen. Aber dass sie ihn nicht leiden konnte, war nun wirklich ganz allein seine Schuld. Dafür hatte er mit seinem gnadenlosen Sidhe-Verfolgungsprogramm-bis-auf-den-Tod schon selbst gesorgt. Um einen draufzusetzen, malte sie sich in Gedanken aus, wie er auf einem Scheiterhaufen in Flammen aufging, wofür sie von ihm ein Leck mich doch! erntete.
Seine eigenen Worte schienen ihn zu inspirieren, denn er unterstrich diese Aussage, indem er ihr passend dazu ein ziemlich eindeutiges Bild schickte.
»Perverser Mistkerl!«, grummelte sie mit hochrotem Kopf. Da hallte ihr Kingsleys schadenfrohes Gelächter durch den Kopf.
»Was?«, fragte Evan und holte sie, Danu sei Dank, aus ihrer Gedankenwelt.
»Nicht du!«, fauchte sie gereizt. »Kingsley nervt mich mal wieder, was uns auch gleich zu unserem ursprünglichen Problem zurückbringt: Ich will ihn aus meinem Kopf haben!«
»Schön«, meinte Evan und diesmal war der Ausdruck auf seinem Gesicht eindeutig feindselig. Ihre kleine Rede hatte ihm wahrscheinlich genauso gut gefallen wie Kingsley. War es nicht beruhigend zu wissen, dass man von Freunden umgeben war? »Aber wie ich bereits erwähnt habe, geht das nicht ganz so leicht. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Sein Körper ist tot. Also was soll ich eurer Meinung nach bitte anstellen? Einem anderen Magier den Körper klauen? Oder einen neuen basteln? So einen Fall hat es noch nie gegeben, und bevor ich irgendetwas unternehmen kann, muss ich mich erst einmal mit anderen Magiern beraten. Sehen, ob die vielleicht eine Idee haben.«
»Das ist ja alles schön und gut, aber kann ihn bis dahin nicht irgendwer anders in seinem Kopf aufnehmen? Ich sehe nicht ein, weshalb ein untoter Magier ausgerechnet mein Problem sein sollte.«
»Ich denke nicht, dass wir ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft in der gegenwärtigen Situation entbehren können«, erwiderte Evan mit einem herablassenden Lächeln auf den Lippen. »Außerdem will ich euch zwei nicht schon wieder trennen. Ihr scheint gerade so gut miteinander auszukommen.«
Kira bedachte ihn mit einem bittersüßen Lächeln. Das wirst du mir noch büßen, du Hund , dachte sie sich. Laut sagte sie: »Und was sollen wir in der Zwischenzeit machen? Während ihr mächtigen Magier versucht, irgendwelche Lösungsvorschläge aus euren hohlen Birnen zu quetschen?«
Evan griff in seine Hosentasche und holte ein kleines silbrig glänzendes Bündel hervor, das er ihr mit einer schnellen Handbewegung in den Schoß warf.
Kira schnappte nach Luft, als das Eisen den plötzlich viel zu dünnen Stoff ihres Bademantels berührte. Sie musste sich beherrschen, um nicht kreischend aufzuspringen. Die Genugtuung wollte sie Evan nicht geben.
»Was soll das sein?«, fragte sie und starrte das kleine Bündel finster an, als könnte sie es durch die Kraft ihrer Gedanken in den Tiefen der Hölle verschwinden lassen.
»Das sind die Schlüssel zu meinem Mercedes. Du fährst damit zu meinem Apartment in der Armor Street. Cian kennt den Weg und ihr dürftet dort sicher sein, bis es eine Lösung für … ja halt für das hier gibt.«
Kira sah ihn ungläubig an. »Du willst allen Ernstes, dass ich mich in so einen Eisenkäfig auf Rädern setze? Freiwillig?«
Evan lehnte sich unangenehmerweise ein Stück weiter zu ihr herüber, sodass ihre Schultern sich berührten. »Tu mir einen Gefallen und fahr ihn bitte nicht zu Schrott. Ja, Kira-Mäuschen?« Ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen.
»Ich kann dich auf den Tod nicht ausstehen«, sagte sie rundheraus.
Evan tat getroffen. »Oh, wie schrecklich! Wo ich dich doch so niedlich finde.« Beherzt kniff er ihr in den nackten Oberschenkel.
Im nächsten Moment geschahen mehrere Dinge auf einmal. Nachher konnte keiner von ihnen mehr sagen, wer als Erster die Entscheidung getroffen hatte, Evan eine zu verpassen. Er war einfach zu weit gegangen.
Kira wollte ihm nur eine verwarnende Ohrfeige geben, dabei entlud sich aber all die aufgestaute Wut von Kira und Kingsley,
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