Verräter der Magie
zurückspringen. Pooka rollte mit den Augen. Sie fluchte, doch Kingsley schien schlau genug zu sein, das nicht zu kommentieren. Nachdem sie ein paar tiefe Atemzüge genommen hatte, wagte sie sich wieder vor.
Als sie sich schließlich dazu durchringen konnte, die Tür zu öffnen, war sie sehr darauf bedacht, sie nur mit dem Saum ihres Shirts zu berühren. Wie in Zeitlupe stieg sie ein.
Da saß sie nun, wie Espenlaub zitternd, erneut gefangen in einem Eisenkäfig, während die Magie langsam aus ihrem Körper wich. Sie hatte das Gefühl zu ersticken. Ohne darüber nachzudenken, schnellte ihre Hand zurück zum Türgriff.
Ruhig, Tinker Bell! Du schaffst das! Ich bin doch bei dir. Und wenn es hart auf hart kommt, besitze ich genug Magie für uns beide. Wir ziehen das jetzt gemeinsam durch, okay?
»Okay«, flüsterte sie mit schwacher Stimme. Sie ließ den Türgriff wieder los, dann führte sie den Schlüssel mit bebenden Fingern zu dem richtigen Schlitz – genau so, wie sie es im Fernsehen gesehen hatte. Jetzt musste sie dem Autopiloten nur noch sagen, wo sie hinwollte, dann würde er sie zum Ziel fahren. »Wo gibt man die Adressen ein?«
Plötzlich wurde es still in ihrem Hinterkopf. Kira vernahm so etwas wie ein Räuspern.
Ja, ähm … also die Sache ist … Evan ist total vernarrt in Oldtimer. Dieser Mercedes ist über dreißig Jahre alt. Damals gab’s noch keine Autopiloten. Du wirst den Wagen selbst fahren müssen.
Kira erstarrte. »Das soll ein Scherz sein, oder?«
Lass mich einfach das Fahren übernehmen, wie wär’s?
Kira dachte tatsächlich eine Weile darüber nach, sich bequem zurückzulehnen und Kingsley die Arbeit zu überlassen. Es war ein sehr verlockender Gedanke. Sie müsste nicht länger gegen ihre Beklommenheit und Panik ankämpfen. Könnte die Augen vor dem ganzen Metall um sie herum verschließen.
Am Ende siegte ihr Stolz. Lieber die Zähne fest zusammenbeißen, als Kingsley freiwillig die Oberhand zu überlassen. Entschlossen drehte Kira den Schlüssel um.
Das laute Gebrüll des Motors jagte sie beinahe unter den Autositz. Sie riss sich zusammen und setzte sich aufrechter hin. »Kingsley, sobald du einen neuen Körper hast, werde ich dich erdrosseln. Aber jetzt sag mir einfach, was ich tun soll.«
Kann es kaum erwarten, Tinker Bell. Als Erstes musst du auf die Kupplung treten.
»Kupplung? Was soll das nun wieder sein?«
»Ha, ist ja gar nicht so schwer, wie ich gedacht habe«, meinte Kira, nachdem sie schon eine Weile und ganz ohne Blechschaden durch das Magic Central Seven gefahren war.
Links und rechts von ihr reihten sich die Hochhäuser der Crème de la Crème der Gesellschaft aneinander. Nur wer bereit war, ein paar Scheine mit vielen, vielen Nullen hinzublättern, konnte sich heutzutage noch ein Apartment in dieser Gegend leisten. Doch so chic und edel es hier auch aussah, Kira wusste, dass sich in unmittelbarer Nähe kilometerlange Slums gebildet hatten. Gleich hinter den hübschen Reservaten.
Arbeitslose, Bettler und hungernde Kinder wurden an den Rand der Stadt getrieben.
War doch sehr angenehm, oder nicht? Hatte man sich früher noch über eine alte, zerlumpte Gestalt ärgern müssen, die um ein paar Pennys für ihr Frühstück bettelte, hielt man nun schon die Luft an, wenn auch nur ein Kaugummipapier es wagte, auf den Boden zu fallen und ihn möglicherweise zu beschmutzen.
»Warte, bis ich Elly erzähle, dass ich Auto gefahren bin. Das glaubt sie mir nie«, sagte Kira voller Freude und Stolz.
Du bist gerade über drei rote Ampeln gefahren , bremste Kingsley ihren Höhenflug.
Kira blickte stirnrunzelnd in den Rückspiegel. »Hätte ich da etwa stehen bleiben sollen?«
Sie hörte ihn seufzen. Weißt du, Autofahren besteht aus mehr, als Gas geben und das Lenkrad so zu drehen, dass man nirgendwo gegenfährt. Es gibt auch gewisse Regeln, an die man sich halten sollte.
»In den Filmen halten sie aber doch auch nie an roten Ampeln.«
In Actionfilmen vielleicht. Im wahren Leben bekommst du einen Strafzettel und jede Menge Ärger. Was nicht weiter schlimm wäre, aber bei unserem Glück entdecken die freundlichen Polizisten mit Sicherheit, dass du kein Eisenarmband trägst, und buchten uns ein.
»Dafür müssten sie aber erst einmal in der Lage sein, hinter meine Illusionen zu blicken.«
Tja, dummerweise tragen die meisten Polizisten einen Sidhedetektor als Standardausrüstung bei sich. Dafür habe ich persönlich gesorgt.
Kira wusste nicht gleich, was sie erwidern
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