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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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ihn eindringen und mein ganzer Körper stand in Vorfreude unter Strom. Ich gebe hier und jetzt offen zu, dass die Beschreibung jener ähnelt, die ein Mensch in der Vorbereitung auf Sex empfindet. Leider ist das Nähren jedoch immer mit Tod verbunden. Zumindest, wenn man ein verantwortungsvoller Vampir ist, der zum einen sein Opfer nicht unnötig quält, und zum anderen nicht so töricht ist, durch falsche Gnade die Gesellschaft der Vampire zu verraten und diese damit der gezielten Verfolgung auszusetzen.
    Solange ihr euch nie sicher seid, ob es uns wirklich gibt, oder ob wir doch nur ein Gespinst eurer überdrehten Fantasie sind, so lange sind wir in Sicherheit.
    Nun, wie du bemerkt hast, habe ich mit dieser schriftlichen Aufzeichnung bereits gegen den Kodex verstoßen … und doch tat ich es nur, weil ich die Regeln ohnehin schon gebrochen habe.
    Man kann mir den Mord an einem unseresgleichen nicht verzeihen. Und ich kann nicht verzeihen, dass man mich dafür bis in unendliche Zeiten quälen will. Ich tendiere nämlich dazu, das zum einen persönlich zu nehmen, und zum anderen ist mir die Unendlichkeit ganz entschieden zu lang, wenn ich sie in Qualen verbringen soll.
    Als ich also José Rodriguez erreicht hatte, schob er scheinbar lässig die Hände in die Hosentaschen und bemühte sich darum, seine Stimme locker klingen zu lassen.
    „ Also, bist du nun ein Geist, oder nicht?“
    Ich muss dazu erklären, dass wir damals das Jahr 1914 schrieben. Das Jahr, in dem das Attentat von Sarajewo auf Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Gemahlin den Ersten Weltkrieg auslöste. Die Nachrichten verbreiteten sich damals allerdings noch nicht ganz so schnell, wie es heute der Fall ist. Unnötig, dir das zu erklären und doch ist es notwendig, damit du begreifst, dass damals die Menschen noch vornehmlich an die Dinge glaubten, die ihnen durch Erzählungen übertragen worden waren. Und eines kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen – Rodriguez interessierte sich keinen Deut für Franz Ferdinand, aber er glaubte felsenfest daran, dass ich einer jener Geister sein könnte, die laut seiner Großmutter Menschen zu ihrem willigen Spielzeug machen und Leid und Angst über diejenigen bringen, die nicht an sie glauben. Vielleicht war er deshalb so bemüht, mir klarzumachen, dass er an mich glaubte.
    „ Ich bin nicht Caviness, soviel kann ich dir schon mal sagen. Ich mag wie er aussehen, aber ich bin nicht der gleiche Mexikaner schikanierende Dreckskerl wie er. Wo ist nun diese Schlucht?“, fügte ich an, um ihn erstmal auf andere Gedanken zu bringen, und um mich selbst für das folgende Gespräch zu wappnen.
    Eigenartig, wie schwer manche Dinge einem selbst als völlig überlegener Vampir fallen.
    Wir spazierten durch die Dunkelheit und der Weg wurde immer staubiger. Rodriguez führte mich schließlich einen Hang hinauf, der von großen Kakteen gesäumt war. Die Schlucht, die er mir zeigte, war wirklich klein. Nichts Aufregendes, aber ich spürte, dass er eine Menge positiver Gedanken mit jenem Ort verknüpfte und sein Körper schüttete einen netten Mix aus Hormonen aus. Ich versuchte das zu ignorieren. Es ist manchmal schwierig mit euch Menschen … ihr wisst ja gar nicht, wie durchschaubar ihr seid. Rodriguez blieb plötzlich stehen, deutete im Dunklen auf eine Stelle, die recht gemütlich aussah und sagte: „Wollen wir uns hier hinsetzen?“
    Ich fragte mich, wie oft er das wohl eben dort scheinbar zufällig zu einem Mädchen gesagt hatte. Ganz so, als wäre er selbst zum ersten Mal dort, obwohl ich ihm deutlich anmerken konnte, dass dieser Ort sein ganz persönlicher Jagdgrund war. Mir wurde klar: Wir jagten beide - er die Weiber und ich … nun ja, ihn, wenn er nicht vorsichtig wäre.
    Wir setzten uns zeitgleich auf den sandigen Boden. Einige Zeit verging in Schweigen, während wir beide in die Ferne starrten. Er widmete sein Augenmerk den Sternen, ich hingegen betrachtete den Grund der Schlucht, auf dem einiges Getier unterwegs war, was dem Blick meines Begleiters mit Sicherheit entging.
    „ Wirst du mich umbringen? So wie Caviness, wenn wir hier fertig sind?“, fragte er plötzlich leise.
    Verdammt! Er war wirklich ein Visionär!
    „ Ich weiß es noch nicht“, erwiderte ich ebenso leise.
    Er zitterte nun leicht, was mich verlegen machte. Hatte ich ihm Angst einjagen wollen? Hatte ich nicht wesentlich wirkungsvollere Mittel, wenn ich das hätte tun wollen, statt eines Geflüsterten: Ich weiß es nicht.
    Er senkte den Kopf

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