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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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– wie gesagt, roch er unglaublich gut und geradezu verlockend.
    „ Ich weiß nicht, wer Sie sind“, sagte er plötzlich mit gedämpfter Stimme, „aber ich weiß, dass Sie unmöglich S eñor Caviness sein können. Es sei denn, Sie führen etwas im Schilde. Sind die Drinks etwa vergiftet?“
    Wie betäubt schüttelte ich den Kopf und überlegte mir zugleich, ob ein Nicken mich vielleicht eher aus dem Schlamassel gezogen hätte.
    „ Aber Sie sind nicht er“, beharrte Rodriguez und führte dann noch leiser aus: „Meine Großmutter beschäftigte sich mit Seelenwanderungen. Sie hatte Vorfahren, von denen Sie überzeugt war, dass sie diese Kunst beherrschten. Sie hat mir oft davon berichtet, als ich noch klein war. Ich hatte es nur für unterhaltsame Geschichten gehalten, die sie mir erzählte, um mich zu beschäftigen, und die sie selbst genoss, weil sie eben viel Fantasie hatte und gerne über Mystisches sprach. Ich glaubte ihr zuletzt immer weniger … Aber nun … sind Sie in Caviness Körper gewandert? Ich meine, haben Sie ihn besetzt? Und wenn ja, wer sind Sie dann in Wirklichkeit? Oder wer waren Sie? Sind Sie so etwas wie ein … Geist?“
    Er war ein verdammter Visionär und seiner Zeit viel zu weit voraus! Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Vielleicht hatte er auch nur schon zu viel Tequila getrunken, redete ich mir ein - aber er hatte ja verdammt noch mal absolut recht mit seiner Vermutung! Zumindest mit der, dass mit mir – dass mit Caviness – etwas nicht stimmte.
    Ich beschloss, vertraulicher zu werden und passte meine Anrede dementsprechend an.
    „ Wenn ich bereit wäre, dir mein Geheimnis zu verraten, wärest du dafür bereit, dich mit mir gemeinsam an einen anderen Ort zu begeben? Einen, an dem wir … ungestörter sind?“
    „ Du meinst einen Ort, an dem man uns nicht belauschen kann?“, fragte er nun ebenso vertraulich zurück.
    Ich nickte bestätigend.
    „ Nicht weit von hier ist eine Schlucht. Es gibt dort ein gemütliches Fleckchen, an dem man, von der Straße aus unbemerkt, ein Feuer entzünden kann. Ich war manchmal mit einem Mädchen dort … ist ein netter Platz“, erklärte er.
    Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Information mit dem Mädchen eine ganz besondere Gewichtung für ihn hatte und er sie mir gezielt zukommen ließ. Ich ging nicht näher darauf ein, denn ehrlichgesagt war mir ohnehin nicht nach Sex, selbst wenn er Interesse bekundet hätte. Dafür war ich viel zu aufgewühlt durch den Gedanken, dass meine Tarnung versagt hatte.
    Wir verließen die Bar nicht gemeinsam, sondern in einem zeitlichen Abstand von etwa zehn Minuten. Er ging zuerst und ich konnte mir gut vorstellen, wie er hinter der nächsten staubigen Straßenbiegung in der Dunkelheit auf mich wartete.
    Vermutlich war er aufgeregt, weil er kurz davor war, die Lösungen zu den Rätseln offenbart zu bekommen, die seine Großmutter ihm von klein an aufgegeben hatte. Zudem sorgt Dunkelheit bei Menschen oftmals für eine gesteigerte Aufmerksamkeit und ein gewisses Maß an Erregung. Es ist einfach die Tatsache, dass Menschen nicht für ein Leben in der Nacht geschaffen wurden. Zwar kann der denkende Mensch sich über diese biologische Gegebenheit willentlich hinwegsetzen, aber es bleibt ein gewisser Anteil an Instinkt, der sich für einen Vampir in einem Geruch äußert, dem nur schwer zu widerstehen ist. Ein wenig Angst steht euch Menschen einfach fantastisch und es lässt meine Zähne um genau das Stückchen wachsen, das sie benötigen, um sauber und beinahe schmerzfrei in eure Halsschlagader einzudringen.
    Als ich mich schließlich selbst der Stelle näherte, an der Rodriguez auf einem Felsstück saß und auf mich wartete, verlängerten sich meine Zähne bei seinem Anblick und Geruch tatsächlich. Er glaubte natürlich, ich könne ihn noch nicht sehen, da die Dunkelheit für das menschliche Auge eine Barriere darstellt, die nur eine entsprechende Annäherung ausgleichen kann.
    Aber natürlich konnte ich ihn sehen, denn ich bin kein Mensch … nicht mehr.
    Es war beinahe rührend, wie er sich nervös durchs Haar strich und seine feuchten Hände am groben Stoff seiner Hose abwischte, als er meine Schritte hörte. Ich ließ ihm etwas Zeit, indem ich langsamer ging, doch ich merkte an seinem Geruch, dass ihn das nur noch nervöser machte. Meine Zähne hielten seine Aufregung für eine leckere Angelegenheit und waren inzwischen bereit, durch seine verletzliche Haut gestoßen zu werden. Sie wollten in

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