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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Augen schloss, hörte er ein Wispern. Hellwach sprang er auf und griff nach dem Messer an seinem Schienbein, das er aus dem Holster zog. Gleichzeitig blendete ihn jedoch der helle Lichtstrahl einer Taschenlampe.
    »Stehen bleiben!«, rief jemand. »Lassen Sie das Messer fallen!«
    Michalski überlegte kurz. Mit einem gewagten Sprung aus dem Fenster hinter ihm, in dem die Glasscheiben fehlten, könnte er ihnen vielleicht entkommen.
    Doch etwas in ihm sträubte sich. Nicht nur, weil er sein Lager im zweiten Stock aufgeschlagen hatte. Er war das Leben im Untergrund satt.
    »Werfen Sie die Waffe weg!«
    Er öffnete die Hand, das Jagdmesser fiel auf den Boden. Einer der Bullen sprang auf ihn zu und riss ihm schmerzhaft den Arm auf den Rücken.
    »An die Wand!«
    Noch bevor Michalski die Chance hatte, dem Befehl zu folgen, versetzte ihm das Bullenschwein einen groben Stoß. Offensichtlich musste er dafür bezahlen, einen von ihnen niedergestochen zu haben.
    Nach einem einstündigen Verhör gestand Michalski zwei Vergewaltigungen; die erste im November des vergangenen Jahres, die zweite im März.
    Trotz dieses Geständnisses wurde er weiter vernommen. Dabei stritt er eine Beteiligung an den Familienmorden ab. Bereitwillig ließ er sich eine Speichelprobe entnehmen.

20
    Sein Freier summte unter der Dusche gut gelaunt ein Lied. Ein merkwürdiger Kerl, der zum Höhepunkt kam, wenn Sperma auf sein Gesicht klatschte. Aber nach dem Orgasmus beeilte er sich jedes Mal, es abzuwaschen.
    Thorsten Walther stand auf und schaute sich in dem Raum um. Zum siebten Mal hatte ihn dieser Freier bestellt und bislang immer einhundert Euro gelöhnt. Nach dem Duschen schoss er zum Abschluss stets ein paar Fotos von ihm.
    Walther war bei seinem ersten Besuch sofort aufgefallen, wie wohlhabend sein Kunde war. Das Schlafzimmer hatte dieser mit teuren Holzmöbeln ausgestattet, das Bad bestand größtenteils aus Marmor. Als er einmal einen kurzen Blick ins Wohnzimmer hatte werfen können, war seine Vermutung über die finanziellen Möglichkeiten des Wohnungsinhabers bestätigt worden.
    Du verdienst hier zwar leichtes Geld, dachte Walther, doch eigentlich könnte der Typ aufgrund seines Vermögens mehr springen lassen.
    Das Wasser prasselte in die Duschwanne und der Mann sang mit schiefer Stimme einen aktuellen Hit aus den Charts. Verstohlen ging Walther zum stummen Diener, über dem eine Markenhose hing. Die Ausbuchtung in der linken Gesäßtasche verriet den Aufbewahrungsort des Portemonnaies, das er herauszog.
    Als er es öffnete, traute er seinen Augen kaum. In den beiden Geldscheinfächern befanden sich mehrere Zweihundert-, Einhundert- und Fünfzigeuroscheine. Beim Nachzählen kam er auf 1.850 Euro. Warum gab ihm dieser Geizkragen nur einen lausigen Hunderter?
    Die Dusche wurde abgestellt.
    Walther beschloss, seinen Lohn zu verdoppeln, und zog einen grünen Schein aus der Brieftasche, die er anschließend zurück in die Hosentasche steckte. Ehe er sich wieder aufs Bett legte, schob er das Diebesgut in seine eigene Geldbörse.
    Eine Weile später trat der Freier nackt aus dem Bad. Mit einem Handtuch rubbelte er sein volles Haar trocken.
    »Heute möchte ich mal was anderes aufnehmen«, teilte dieser ihm mit. »Keine Fotos, sondern einen Videoclip, wie du mit einem Vibrator spielst.«
    »Das kostet extra«, erwiderte Walther aufgrund des eben entdeckten Geldes.
    »Wie viel?«
    »Fünfzig Euro für zwanzig Minuten.«
    »Was für ein Stundenlohn!«, sagte der Mann mit einem amüsierten Lächeln. »Dafür will ich aber eine überzeugende Show sehen.« Er holte den Vibrator aus einer Kommode und warf ihn auf die Matratze. Danach begab er sich ins Wohnzimmer. Walther hörte ihn eine Schranktür öffnen, kurz darauf kam er mit einem Camcorder und einem Stativ zurück.
    »Guckst du dir diese Fotos und Filme eigentlich ab und zu an?«, fragte Walther.
    »Natürlich. Warum sollte ich mir sonst die Mühe machen?« Er montierte die Videokamera aufs Stativ, überprüfte den Aufnahmewinkel und nickte ihm zu.
    »Warum schauen wir sie uns nicht einmal zusammen an? Ich kann öfter als bisher vorbeikommen.«
    Sein Gegenüber lachte spöttisch. »Das glaub ich gern, Kleiner. Aber zweimal im Monat reicht völlig. Mehr Kohle gibt es bei mir nicht zu holen. Und jetzt mach deinen Job. Einen lauten Job!«
    Wie ich es hasse, ausgelacht zu werden, schoss es Walther durch den Kopf. Doch in einem Punkt irrte sich der Kerl gewaltig. Hier gab es ganz sicher mehr zu holen.

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