Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
Vom Netzwerk:
Seinen Ärger herunterschluckend, griff er zu dem Sexspielzeug.
    Nachdem zwanzig Minuten verstrichen waren, stöhnte er ekstatisch auf und ließ sich in gespielter Erschöpfung aufs Bett fallen. Sein Kunde schaltete die Kamera mit einem Knopfdruck aus.
    »Du bist gut. Vielleicht solltest du über ein zweites Standbein im Pornogewerbe nachdenken. Wenn du Interesse hast: Ich hab ein paar Kontakte in dieser Branche.«
    Walther lehnte dankend ab, stand auf und zog sich langsam an. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie der Freier sein Portemonnaie aus der Hosentasche zog und zu seinem Entsetzen die Geldscheine nachzählte.
    »Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!«, fluchte dieser anschließend.
    Betont unschuldig schaute Walther ihn an. »Was ist denn los?«
    »Das weißt du genau!«
    »Wovon redest du?«
    »Behandle ich dich nicht gut genug?«
    Der Mann kam wütend einen Schritt auf ihn zu, Walther wich zurück.
    »Du hast dich selbst bedient, während ich geduscht hab, du elender Schwanzlutscher.«
    »Das ist nicht wahr!« Walther wurde lauter, um entrüstet zu wirken.
    »Warum fehlen dann einhundert Euro?«
    »Woher soll ich das wissen? Hast du dich verzählt?«
    »Sei vorsichtig, Junge! Und zieh schnell Leine!«
    Instinktiv wollte er diesem Ratschlag folgen, aber damit würde er den Diebstahl eingestehen. Also blieb er.
    »Ich gehe nicht ohne Bezahlung.«
    Der Freier schleuderte das Portemonnaie in seine Richtung. Walther versuchte, sich zu ducken, eine Kante der Brieftasche traf ihn allerdings an der Nase. Schmerzerfüllt spürte er, wie ihm Blut aus den Nasenlöchern rann.
    Wahrscheinlich hätte er anders reagiert, wenn er vor einigen Stunden nicht mit Jan aneinandergeraten wäre. Nun jedoch explodierte blinde Wut in seinem Kopf. Zum zweiten Mal am selben Tag das Ziel einer Wurfattacke zu werden, war eindeutig zu viel.
    »Hurensohn!«, brüllte er und sprang auf den Kerl zu. Sie prallten gegeneinander und stürzten zu Boden, wobei sie gegen das Stativ polterten, welches mitsamt dem Camcorder umfiel. In den ersten Sekunden hatte Walther den Vorteil, oben zu liegen. Er drückte seinen linken Arm auf die Kehle des Kunden und hielt ihn dadurch fest.
    »Schau, was du getan hast.«
    Sein Blut tropfte aufs Gesicht des Gegners. Doch plötzlich rammte ihm dieser ein Knie in die Weichteile, raubte ihm mit dem Volltreffer die Luft zum Atmen. Walther krümmte sich, der Freier gewann die Oberhand und wälzte sich auf ihn.
    »Ich hätte dich mit dem Hunderter ziehen lassen«, japste dieser. »Jetzt kriegst du keinen müden Cent.« Er tastete ihn ab, bis er die Geldbörse gefunden hatte.
    Erfolglos bäumte sich Walther auf, um ihn abzuschütteln. Der Typ war zu schwer. Deswegen suchten seine Hände nach etwas, das er als Waffe benutzen konnte. Mit der Rechten berührte er die Videokamera. Während ihm der Freier die Geldbörse aus der Hosentasche zerrte, zog Walther das Gerät zu sich. Er umklammerte es, hob es hoch und schlug es brutal von hinten gegen den Kopf seines Kunden. Mehrmals ließ er den Camcorder gegen den Schädel krachen, bis das Hightech-Produkt zerbrach und er den Körper endlich wegstoßen konnte.
    »Niemand vergreift sich an meiner Kohle«, schrie er. Walther sprang auf und trat dem regungslos auf dem Rücken liegenden Mann in die Rippen.
    Da entdeckte er die Blutlache unter dessen Kopf. Er stolperte zum Bett und sah, wie sie sich ausbreitete.
    »Scheiße«, flüsterte er. Aber trotz der außer Kontrolle geratenen Situation gelang es Walther, den aufkommenden Anflug von Panik zu unterdrücken.
    Er hockte sich neben den leblosen Mann und legte ihm zwei Finger auf den Hals, ohne einen Pulsschlag zu spüren. Danach nahm er seine Geldbörse wieder an sich.
    Vermutlich waren seine Fingerabdrücke überall im Schlafzimmer verteilt, ganz zu schweigen von dem Sperma auf dem Bettlaken. Doch bevor er begann, seine Spuren zu beseitigen, wurde ihm klar, dass der Tote mit der Knete nichts mehr anfangen konnte. Er hingegen hatte dafür eine verdammt gute Verwendung. Also schnappte er sich die Brieftasche des Freiers und steckte die Scheine ein.
    Die gleiche Gefühllosigkeit, die ihm beim Sex mit seinen Kunden den Job erleichterte, gewann nun die Oberhand. Bestimmt gab es in dieser Wohnung noch mehr zu holen.
    In aller Ruhe schaute er sich um. Zusammen mit weiterem Bargeld in Höhe von zweitausend Euro stieß er auf Schmuck, der ebenfalls in seinen Taschen verschwand. Die in den letzten Monaten geschossenen Fotos fielen

Weitere Kostenlose Bücher