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Verrat der Finsternis

Verrat der Finsternis

Titel: Verrat der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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entfernt stehen. Wie gebannt betrachtete sie die dunklen Flügelspitzen. Sie waren nicht aus Federn, sondern schienen aus einer weichen Membran zu bestehen. Am unteren Ende waren sie heller als am oberen. Sie waren riesig, und sie bewiesen, was er war – was er sein musste: ein Dämon.
    So etwas hat Maev getötet. Das Wissen rauschte durch ihr Bewusstsein, und sie trat ein paar Schritte zurück.
    „Ich heiße Tegan.“
    Beim Klang seiner Stimme blieb sie stehen. Er hatte die Augen wieder geöffnet, und obwohl seine Miene schmerzverzerrt war, versuchte er, ihr erneut zuzulächeln.
    „Wie heißt du, Göttin?“
    „Nenn mich nicht so!“, entgegnete sie angespannt.
    „Ich wollte nicht respektlos sein. Ich will nur …“
    „Du hast Maev getötet!“, unterbrach sie ihn.

5. KAPITEL
    „Ich habe niemanden getötet“, widersprach er. Offenbar ohne sich dessen bewusst zu sein, machte er eine besänftigende Geste, und als er seinen Arm hob, sah Aine das Kurzschwert, das er auf Hüfthöhe trug.
    „Ich glaube dir nicht. Wie könnte ich auch? Du bist ein Fomorianer. Ein Dämon. Mein Feind.“ Aine wurde mulmig zumute, und sie sah sich panisch um. „Wo ist der Rest deiner Leute?“
    „Ich bin allein. Ich sollte nicht hier sein. Ich hätte nicht hineinschleichen sollen, aber ich wollte es sehen.“
    „Es?“
    „Partholon.“ Tegan sprach das Wort so andächtig aus, als würde er beten.
    „Aber es gibt noch mehr von euch?“
    „Natürlich. Im Brachland.“
    Aine trat einen weiteren Schritt zurück. „Ich muss den Wächtern Bescheid sagen. Ihr müsst aufgehalten werden.“
    „Aber ich bin doch ganz allein hier“, sagte er.
    „Nein … du hast Maev umgebracht.“ Da kamen ihr die Worte der Jägerin wieder in den Sinn. Die Krieger wissen es! Sie alle wissen es. Was war hier los? Wie konnten die Wächter von den Fomorianern wissen? Dann sollte es ganz Partholon erfahren. Maev hatte im Sterben gelegen. Sie hatte nicht mehr klar denken können. Vielleicht war auch alles so schnell gegangen, dass Aine sie missverstanden hatte. Sie schüttelte den Kopf und sprach mehr zu sich als zu dem gefallenen Dämon. „Das ist egal. Ich muss es ihnen sagen.“
    „Bitte, geh nicht!“ Obwohl sie weit außerhalb seiner Reichweite stand, streckte er die Hand nach ihr aus. Doch gleich darauf stöhnte er erneut vor Schmerz auf und sank wieder auf den Boden.
    Es ist deine Entscheidung, ob du ihm hilfst oder nicht, Tochter. Wie um Maevs Warnung zu entkräften, drang Eponas Stimme wieder in Aines Gedanken. Die Göttin hatte sie zu dieser Kreatur geführt. Sicherlich hatte sie sie hergebracht, damit Aine zur Burg zurückkehren und die Wachen informieren konnte. Aber warum hatte Epona dann gesagt, dass jemand in der Nähe sei, der ihre Hilfe brauchte? Als sie dem Stöhnen gefolgt war, hatte Aine nicht daran gezweifelt, dass sie demjenigen helfen sollte, wer auch immer verletzt war.
    So. Könnte sie nicht beides tun? Sie könnte seine Wunden versorgen und dann zur Burg zurückkehren, alle warnen und ihnen sagen, dass die Fomorianer in der Nähe waren. Aine warf einen Blick auf Tegans Bein. Er war vielleicht so schwer verletzt, dass er immer noch hier wäre, wenn sie mit den Kriegern zurückkäme. Ob im Karren ein Seil lag? Vielleicht könnte sie ihn fesseln.
    Sie atmete tief ein, riss den Blick von seiner Wunde und sah ihm in die Augen. „Woher weiß ich, dass du nicht versuchst, mich zu töten, nachdem ich dir geholfen habe?“
    „Ich bin kein Mörder“, erklärte er prompt.
    „Du bist ein Dämon“, sagte sie.
    Er runzelte die Stirn. „Nennst du mich ständig so, weil ich Flügel habe?“
    „Nein, ich nenne dich so, weil deine Leute den guten Glauben meiner ausgenutzt und versucht haben, mein Volk abzuschlachten.“
    „Wie lange ist das her?“, fragte er leise.
    „Was?“
    „Wie lange liegt der Krieg zwischen unseren Völkern zurück?“
    Nervös lockerte Aine die Schultern. „Davon handeln die Sagen. Die Barden singen darüber, wie dämonisch und abscheulich dein Volk ist.“ Sie schloss den Mund, als ihr bewusst wurde, dass dieser geflügelte Mann, der dort so schmerzhaft gefangen vor ihr auf dem Boden lag, vielleicht ein Dämon war, aber keinesfalls abscheulich.
    „Dreihundertundfünfundzwanzig volle Läufe aller vier Jahreszeiten sind vergangen, seit unsere Völker einander bekämpft haben.“ Tegan verzog das Gesicht vor Schmerz. Nachdem er mehrmals kurz und keuchend geatmet hatte, fuhr er fort: „Also hasst du mich

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