Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
nicht akzeptabel«, erklärten Ol’t’ro. »Unsere Experten und ein Frachtschiff werden sofort nach Kl’mo starten. Unser Schiff darf kein Teilstück der Strecke nach Jm’ho ohne Eskorte bleiben. Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass wir die Bioproben dringend benötigen! Jedes Schiff aber, das von New Terra aus startet, wird Tage damit vergeuden abzubremsen.«
»Scheiße!« Das Wort rutschte Louis einfach heraus. »Sie wollen die Metternich als Eskorte. Sie wollen dich, Alice!«
»Selbstverständlich«, bekräftigten Ol’t’ro.
Sigmund sagte: »Auf der Strecke könnte die Metternich durch ein Schiff abgelöst werden, das von hier aus startet.«
»Wir haben Alice und ihre Besatzung kennen gelernt und vertrauen ihr. Oder ist das ein Problem?« Ol’t’ros Frage bedeutete: Oder dürfen wir euch Menschen nach allem immer noch nicht trauen?
»Ich übernehme den Auftrag«, sagte Alice leise. Auf einem anderen Kanal setzte sie für Louis hinzu: »Das ist nun mal mein Job. Der Auftrag muss erledigt werden.«
»Ich weiß«, sagte Louis. Und ich mag es überhaupt nicht.
Es dauerte einen ganzen Tag, bis die Gw’oth der Kl’mo-Kolonie so weit waren, dass ihre Expedition aufbrechen konnte. Für ein Andockmanöver von Louis’ und Alice’ Schiffen war das zu wenig Zeit. Aber es war viel zu viel Zeit, um sich Lebewohl zu sagen; es waren sich schmerzlich in die Länge ziehende Stunden.
»Ich liebe dich«, sagte Alice. Sie war den Tränen nahe. »Du hast keine Ahnung, wie sehr. Wartest du auf mich?«
War sie je schöner gewesen? Louis spielte den Tapferen. »Wohin sollte ich denn sonst gehen? Dank Nessus habe ich keine Ahnung, wohin ich mich absetzen könnte.«
»Klugscheißer!«
»Und? Du siehst aus, als wolltest du mir noch etwas sagen.«
Derselbe seltsame Blick. »Nichts, das nicht warten könnte.«
Heh? Er versuchte Alice mit anderen Augen zu sehen, kritischer. Da war doch etwas!
Alice war so traurig. (Nun, traurig war er auch. Aber etwas an ihrer Art der Trauer war anders. Irgendwie, aus welchem Grund auch immer, war Alice niedergeschlagener als er.) Dabei war sie das blühende Leben. Ihr Gesicht wirkte runder als damals, als sie einander das erste Mal begegnet waren. Na, wenn schon: Dann hatte sie eben ein, zwei Pfund zugenommen. Vielleicht wirkte Alice’ Gesicht auch nur runder, weil die Kamera es seltsam groß heranzoomte.
Die Teile des Puzzles fielen plötzlich alle an den richtigen Platz.
»Du bist schwanger! «, platzte Louis heraus.
»Ja.« Alice lächelte reuevoll. »Dir das zu sagen, hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt.«
»Du kannst nicht auf diese Mission!«, entschied Louis. »Lass mich bei dir sein, damit ich dir beistehen kann! Es ist so wunderbar! Ich bin so glücklich, glücklicher geht’s nicht! Aber ein Kriegsschiff ist kein Platz für eine schwangere Frau!«
»Es handelt sich um eine Friedensmission!«
Was durchaus etwas anderes war als eine friedliche Mission! Aber das war eigentlich nicht das, was Louis beschäftigte, ihn störte. Was ihn beschäftigte, war eine bestimmte Rechenaufgabe: Etwa sechzig Tage waren vergangen, seit sie das letzte Mal zusammen gewesen waren, und nichts sprach dagegen, dass die Empfängnis auch schon früher stattgefunden haben könnte. Es waren etwa dreißig Lichtjahre bis Jm’ho. Das bedeutete eine allein schon neunzigtägige Reise im Hyperraum. Hin und zurück. Zuzüglich Phasen im Normalraum zum Erhalt der geistigen Gesundheit. Zuzüglich der Zeit, die die Gw’oth bräuchten, um das benötigte Biomaterial auszusuchen und zu laden und am anderen Ende der Reise ihre wertvolle Fracht wieder zu entladen. Dann waren da noch ungefähr zehn Lichtjahre im Hyperraum und noch mehr Pausen im Normalraum, ehe Alice von Kl’mo aus wieder im Orbit von New Terra einträfe.
»Du wirst das Baby unterwegs bekommen«, stellte Louis fest.
Alice schüttelte den Kopf. »Ich werde die Fahrt hauptsächlich in medizinisch überwachter Stasis verbringen. Ich möchte dieses Baby nicht ohne dich bekommen!«
Da war noch etwas anderes, was Louis ihr ins Gesicht geschrieben fand. Etwas, das sie verschwieg. Etwas, das sie vorsichtig machte, misstrauisch vielleicht sogar. Wehmut? »Versprochen?«
»Versprochen!«
44
Sonden stoben in alle Richtungen davon. Sie taten dies mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass Raum und Zeit eine neue Bedeutung bekamen. Die Berechnungen dafür waren faszinierend.
Sonden sprangen in den Hyperraum und zurück in den
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