Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
vorhersagbaren Muster ergäben, erfolgten die Hyperraumsprünge ohne jeden erkennbaren Grund außer dem, alle anderen möglichst zu verunsichern.
Louis’ Brückendisplay zeigte ein sich ständig veränderndes Hin und Her von Schiffen, die hier auftauchten und dort verschwanden. Das Display zeigte Raum, den Hyperwellen kräuselten wie Wasser, in das man Steine wirft. Die Wellen, die den Raum krümmten, stammten von den Schiffen und den unzähligen Sonden, die überall im Sonnensystem in den Hyperraum sprangen oder aus diesem zurückkehrten.
Die meisten der Schiffe waren bis zu den Zähnen bewaffnet. Keiner auf diesen Schiffen konnte mit Ol’t’ros rasend schneller Gedankenflut oder Sigmunds Paranoia mithalten. Und noch eine Schwierigkeit: Wenn die einzelnen Gw’oth-Fraktionen direkt miteinander verhandelten, blieb den Menschen nur, Spekulationen über das Verhandelte auszutauschen.
Es gab viel zu bereden, manchmal zu viel. Die Probleme, die die Gw’oth untereinander hatten: Welche der vorgebrachten Anklagen entsprachen den realen Ereignisabläufen, was darunter war allein auf Achilles’ Provokationen zurückzuführen? Die Spitzfindigkeit in den Angeboten, die die Menschen den Konfliktparteien machten: New Terras Neutralität, Alices Status als unparteiische Vermittlungsinstanz und Louis, der als Nicht-New-Terran unabhängig von allen anderen Gruppierungen handelte. Die Bedrohungen und Abschreckungsmittel der jeweiligen Parteien und die garantierte wechselseitige Auslöschung. Was ein Krieg die einzelnen Parteien kostete und die Risiken, die sich bei einer Beilegung des Konflikts ergäben. Ob die Ankunft zweier Menschen-Schiffe vor Kl’mo genau in dem Augenblick, wo Achilles’ Angriff begann, Zufall, ein Ablenkungsmanöver des Gegners gewesen oder aus besten Absichten heraus erfolgt sei. Mögliche Maßnahmen zur Vertrauensbildung. Und so weiter und so fort ...
Von allen, die an den Verhandlungen beteiligt waren (sofern man die allgemein herrschende Kakophonie überhaupt so nennen durfte), hatte Louis mehr Zeit mit Achilles verbracht als jeder andere. Wieder und wieder wurde Louis gebeten, Achilles’ Schurkenstück zu erklären, Motive des Puppenspielers zu nennen. Wenn Louis’ Antworten bei den Verhandlungsparteien nicht überzeugten, zog er Enzio Walker-Wong und Sigmund als weitere Zeugen heran. Die Gw’oth befragten sogar den Hintersten über Achilles. Baedeker versicherte jedem und allen, Achilles sei herdenlos, ein Geächteter und bösartiger Verbrecher, den man vor Gericht bringen und verurteilen werde.
Besonders Ol’t’ro zeigten viel Interesse an Achilles. Louis wünschte sich sehr, er würde begreifen, warum.
War das Intervenieren der New Terrans eine Hilfe bei der Beilegung des Konflikts? Das Einzige, dessen sich Louis wirklich sicher war, war, dass zumindest bisher keine Katastrophe stattgefunden hatte. Es waren keine Lenkflugkörper mehr auf Planeten oder Schiffe abgeschossen worden. Kein Schiff war gestartet, um anderenorts zur Bedrohung für das Leben auf ganzen Welten zu werden.
Alles hätte sehr viel schlimmer sein können.
Endlich konnten Alice und Louis sich wieder miteinander unterhalten. Wenigstens. Für beide war es schwer zu ertragen, dass sie dabei Millionen, hin und wieder sogar Milliarden Meilen voneinander entfernt waren und Louis mit halber Lichtgeschwindigkeit im Raum unterwegs war, während Alice sich in einer festen Umlaufbahn um Kl’mo befand. Es würde Tage dauern, bis sie die Geschwindigkeit ihrer Schiffe miteinander abgleichen könnten. Aber Sigmund hatte entschieden, dass sowohl die Addison wie die Metternich ihre jeweilige Geschwindigkeit beibehielt. Er hatte dafür keinen rationalen Grund zu nennen gewusst, außer dass man so flexibler bleiben könne.
Flexibel. Anpassungsfähig. Einfühlsam. Fügsam. Louis verfluchte die Assoziationen, die ihm mit diesem Begriff sofort durch den Kopf schossen. Tanj, er vermisste Alice so sehr!
»Du bist wunderschön«, sagte er bestimmt zum tausendsten Mal. Vielleicht wuchs seine Zuneigung ja zu ihr, gerade weil sie nicht zusammen sein konnten. Tatsache aber war, dass er sie noch nie so schön gefunden hatte wie jetzt: Sie schien ihm von innen heraus förmlich zu leuchten.
»Ich vermisse dich auch«, sagte Alice dann häufig, sicher auch schon zum tausendsten Mal. »Du hast keine Ahnung, wie sehr.«
»Komm zu mir an Bord, dann kannst du es mir zeigen!«
»Jepp, genau!« Sie lächelte und sah noch entzückender aus.
Die
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