Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Nessus’ Gepäck auf einen Lastschweber. Der Schweber folgte Nessus zum Shuttle-Hangar und begleitete ihn auch bei seiner kurzen Reise nach Hearth: in sein Apartment, das so lange leer gestanden hatte. Zu Baedeker. Zu der Besprechung, bei der Nessus den Auftrag erhielt, sämtliche von Achilles’ Spionen überall in der Regierung aufzuspüren.
Einen Augenblick lang, während Nessus über diese schier unlösbar wirkende Aufgabe nachdachte, wünschte er sich fast, er könnte wieder mit der Aegis ins All aufbrechen.
Achilles’ Unterlippen zitterten, als die Remembrance in den Normalraum zurückkehrte. Die schemenhafte Bedrohung, die vom Hyperraum ausging, hatte endlich die lebhafte Erinnerung an die heranrasenden Lenkflugkörper besiegt. Die Gw’oth mussten bestraft werden! Aufgehalten! Ausgelöscht!
»Das Retrovirus freisetzen!«, wies er Thalia an. Es war eine Aufzeichnung – sehr unbefriedigend. Denn aus dem Grenzbereich des Heimatsystems der Gw’oth musste dieser Befehl seinen Weg erst tief hinein in den Gravitationstrichter finden. »Bestätigen Sie die Anweisung, und dann erwarte ich täglich einen Fortschrittsbericht!«
Von allen, die zusammen mit Achilles aufgebrochen waren, dienten ihm jetzt nur noch Hecate und Metope. Der Rest war in Katatonie verfallen, tot oder – widerliche, treulose Menschen! – auf und davon. Daher steuerte Achilles, fast schon im Alleingang, sein Schiff nach Hearth. Welches Ziel sollte er auch sonst ansteuern? Er brütete: Was sollte er nach seiner Ankunft nur unternehmen?
Ihm würde schon etwas einfallen. Das war immer so.
Die aufsteigende Vorfreude trug ihn durch einen weiteren Hyperraumabschnitt. Die Gw’oth auf Jm’ho würden verhungern. Die Kolonie auf Kl’mo würde scheitern.
Thalia war so treu wie eh und je. Thalia würde eher sterben, als ihn enttäuschen.
Doch als die Remembrance das nächste Mal in den Normalraum zurückkehrte, war noch keine Bestätigung für Achilles’ Anweisung eingetroffen.
»Ein weiterer Bürger ist jetzt im Vorzimmer«, warnte Nessus.
»Ich schweige wie ein Grab«, erwiderte Voice. Sein Server stand auf einem Regal in Nessus’ Büro.
Nessus ging in sein Vorzimmer, wo der nächste Vorgeladene nervös hin und her ging. Nessus war gerade mitten in den Gesprächen, die seine Ermittlungen einleiteten: Gespräche mit all jenen aus dem Geheimen Direktorat, die Zugriff auf das Hyperwellen-Radarsystem hatten. Jeder Einzelne hätte die Möglichkeit gehabt, Achilles den Kurs der Gw’oth-Flotte und die errechneten Wiederaustrittspunkte zu übermitteln.
Nessus hoffte immer noch darauf, niemand aus dem Hohen Haus wäre daran beteiligt gewesen. Er hoffte, dass Achilles nur irgendeine technische Schwachstelle ausgenutzt hätte. Baedeker aber hatte Nessus gegenüber unterstrichen, ein solcher Fehler sei schlichtweg unmöglich. Im Gegensatz zu Nessus besaß Baedeker zumindest teilweise die Qualifikation, die ihm eine Beurteilung der Untersuchungsergebnisse ermöglichte.
Nessus reckte einen seiner Hälse, um zur Begrüßung seinen Kopf an dem seines Besuchers zu reiben. (»Es gilt, die zu befragende Person erst in Sicherheit zu wiegen und dann zu verunsichern«, hatte Sigmund ihm geraten.) »Danke, dass Sie gekommen sind. Nennen Sie mich doch bitte Nessus!«
»Circe«, sang sein Besucher. Für einen Bürger war Circe recht hochgewachsen und schlank; seine dunkle Mähne war auffallend gelockt. Er trug die Amtsschärpe des Direktorats, an der Spangen für mehrere weniger bedeutende Belobigungen glitzerten. »Ich versichere Ihnen, dass ich ...«
»Bitte kommen Sie doch mit in mein Büro!« Nessus ging voraus. Rittlings setzte er sich auf die hohe, gepolsterte Bank hinter seinem Schreibtisch. Für den Vorgeladenen gab es nur eine niedrige, harte Bank. Eine Deckenleuchte tauchte sie in grelles Licht. »Bitte nehmen Sie Platz!«
Circe ließ sich auf der unbequemen Bank nieder. »Ich versichere Ihnen, ich habe nichts Unrechtes getan!«
»Dann haben Sie ja nichts zu befürchten«, sang Nessus zurück. »Trotzdem ist es allgemein bekannt, dass der Flüchtige, Achilles nämlich, seine Informationen aus Regierungskreisen erhalten hat. Der Hinterste hat mir aufgetragen, die betreffenden undichten Stellen ausfindig zu machen.«
Nessus wartete.
»Wer nervös ist, neigt dazu, mit bestimmten Dingen herauszuplatzen«, hatte Sigmund Nessus erklärt. Nur: Wie sehr ließ sich Sigmunds Erfahrung hier anwenden? Jeder , den Nessus befragte, war nervös. Bürger
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