Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Kennung der Stepperscheibe in Nikes Büro war in kein Verzeichnis eingetragen. Sie würde daher keinen Verbindungsaufbau zulassen und auch auf kein Notfall-Übersteuerungssignal reagieren. Wenn die allgemeine Panik nun auch noch das Geheime Direktorat ergriffen hätte ...
Baedeker schickte bewaffnete Leibwächter voraus. Dann schnellte er in die Überwachungszentrale des Geheimen Direktorats. Baedeker fand das Personal dort aufgelöst und in tiefer Verwirrung vor.
»Wer hat hier das Kommando?«, verlangte er zu wissen. »Was ist passiert?«
In devoter Haltung trat der Dienst habende Offizier vor seinen Hintersten. »Hinterster, ich heiße Triton. Viele werden vermisst. Ihre Kommunikatoren sind außerhalb der Reichweite oder abgeschaltet. Doch laut Stepperscheiben-Transportsystem und den Überwachungskameras an den Ausgängen hat keiner von ihnen das Gebäude verlassen.«
»Über wen reden wir? Wer wird vermisst?«
»Nike und sein ganzer Stab, Hinterster.«
»Wir begeben uns jetzt zu Nikes Büro«, sang Baedeker. »Sie begleiten uns!«
Baedeker, sein persönlicher Trupp Leibwächter und Triton schnellten in den Empfangsbereich vor Nikes Büro. Nessus erwartete sie dort bereits. Hinter der verriegelten Tür war nichts zu hören. »Öffnen Sie die Tür!«, befahl Baedeker.
Unterwürfig tat Triton wie geheißen und deaktivierte das Schloss.
Von Nike und seinem Stab fand sich im Inneren des geräumigen Büros keine Spur. Der Weidegras-Teppich auf dem Boden war ruiniert, anscheinend in Panik zertrampelt und zerfetzt von zahllosen Hufen. Der Schreibtisch war gegen die Wand geschoben worden. Seine Beine hatten tiefe, parallel verlaufende Furchen in den Echtgrasteppich gezogen. Dort, wo der Schreibtisch gestanden hatte, befand sich eine Stepperscheibe, die zuvor unter dem schweren Möbel verborgen gewesen war.
»Was ist das für ein Symbol? Das da, das auf der Stepperscheiben-Oberfläche eingraviert ist? Weiß das jemand?«, fragte Triton. Dabei drehte er sich zu der anderen Stepperscheibe im Raum um. »Und warum verbirgt man eine weitere Stepperscheibe in einem Raum, der bereits einen solchen Zugang hat?«
»Alle außer Nessus gehen hinaus in den Empfangsbereich!«, verlangte Baedeker. Er schloss und verriegelte die Tür hinter dem Sicherheitspersonal. Gleich darauf landete ein Ziergegenstand, der bisher auf dem Schreibtisch gestanden hatte, mit einem Klirren auf der ehemals verborgenen Stepperscheibe. Die Scheibe war inaktiv. Baedeker zog einen Transportregler aus einer der Taschen seiner Amtsschärpe. Es war ein ganz besonderes Gerät. »Weißt du, was das hier ist?«
»Ein Geheimausgang offenkundig«, sang Nessus. »Sie sind also auf und davon. Aber wohin wohl?«
Gedämpfte Stimmen waren aus dem Empfangsbereich vor dem Büro zu hören. Die Melodien waren schlecht zu verstehen, die Sorge darin allerdings offenkundig.
Baedeker drückte Lippen und Zunge gegen die biometrischen Sensoren des Transportreglers und gurrte leise den Zugangscode. Die LED-Anzeige, die bestätigen sollte, dass die Scheibe aktiviert war, blieb dunkel. Baedeker stieg auf die Scheibe. Nichts geschah. Das Diagnoseprogramm des Transportreglers meldete unverdrossen, die Stepperscheibe sei vollkommen in Ordnung und funktioniere. Das Wartungsprotokoll der Scheibe verzeichnete dreiundzwanzig Transfers an diesem Tag. Alles arbeitete korrekt.
Nur dass die Ziel-Scheibe eben nicht mehr reagierte.
»Beziehungsweise: Wohin können wir Nike und seinem Stab nun nicht mehr folgen?«, formulierte Nessus seine Frage von eben um.
Baedeker steckte den Transportregler wieder zurück in die Tasche. Mit einem Mal überkam ihn eine seltsame Ruhe. Er hatte eine Entscheidung weniger zu fällen. »Nike ist in die Zuflucht des Hintersten geflohen und hat die Tür hinter sich verschlossen.«
Nessus schaute sich selbst in die Augen. »Nun, dann wissen wir ja jetzt wohl, wer Achilles’ Informant ist.«
Tief in Gedanken versunken umrundete Achilles die verlassene Brücke ein weiteres Mal.
Er hatte die Remembrance nicht für sich, jedenfalls noch nicht ganz. Metope und Hecate waren zitternde Nervenbündel, kaum noch in der Lage, selbstständig zu essen. In keinem Fall aber waren sie für Achilles noch von Nutzen. Selbst wenn er gewusst hätte, was die Gw’oth vorhatten, selbst wenn er – verdammt sei Louis Wu! – noch Fusionssuppressoren besessen hätte, um die Gw’oth-Armada kampfunfähig zu machen, hätte er nicht mehr genug Besatzung, um die Sonden auch
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