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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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seitwärts hindurchquetschen mußten. Und dann sahen sie die Brücke vor sich.
    Es war still, wenn man vom Pfeifen des Windes absah und vom Krachen des Donners. Dann beleuchtete ein Blitz die leere Brücke mit ihren Pfeilern und die Hütten am Pier.
    »Dort.« Der Sklave deutete. »Dort war es.«
    »Bleib du lieber hier«, riet Mradhon.
    »Es ist still.« Morias Stimme zitterte, obgleich sie sich um Festigkeit bemühte. »Mann, beeil dich!« Sie stieß Mradhon und wurde ihrerseits gestoßen. Er packte ein paar Falten ihres Kittels und zog daran.
    »Stoß mich nicht! Halt deine Sinne beisammen, Weib, und sorg für einen kühlen Kopf, oder ich mache nicht mehr mit!«
    »Ich schleiche um die Fensterseite«, sagte sie fröstelnd. »Ich sehe mich um. Aber wenn du mich im Stich läßt ...«
    »Ich übernehme die andere Seite. Haught und ich. Wenn sie nicht in der Übermacht sind, werfen wir uns auf sie. Sind sie es aber, ziehen wir uns zurück und lassen uns etwas anderes einfallen.«
    Sie nickte, holte tief Luft und rannte auf leisen Sohlen los. Ihre Knie waren so weich wie bei ihrem ersten Auftrag, und sie fühlte sich so verwundbar wie damals und seither nicht mehr. Alles ging schief. Sie bemühte sich um einen kühlen Kopf, wie Mradhon es geraten hatte, und machte sich vor, daß es nicht Moram war, da drinnen, in dieser Stille, wo der Sklave zuvor die Schreie gehört hatte.
    Sie nahm eine Hintergasse und scheuchte bloß ein kleines Straßenmädchen aus dem Schlaf; dabei machte sie einen Umweg an klaffenden Brettern vorbei, die ihr möglicherweise einen Blick oder Laut vergönnten, doch da war nichts. Weiter schlich sie, in ihre Augenblick-um-Augenblick-Überlegungen versunken, und mußte feststellen, daß die Fenster, auf die sie gehofft hatte, mit Läden verschlossen waren. Aber da war ein Spalt.
    Sie lauschte, und ihr Magen verkrampfte sich. Eine leise Stimme war es, die die Wege mit tödlicher Genauigkeit beschrieb, eine angespannte Stimme, die kleine Lügen aussprach.
    Moram! Der alles verriet!
    Und es waren mehr als drei im Innern.
    »Da ist noch ein Haus«, sagte ihr Bruder eifrig und ungefragt. »Im Westviertel. Von dort gibt es einen Weg zu einem niedergebrannten Haus ... Wir benutzten es früher oft ...«
    Halt den Mund! dachte sie inbrünstig, und hatte Schwierigkeiten zu schlucken.
    Da rührte sich etwas hinter ihr. Mit dem Messer in der Hand wirbelte sie herum, traf den Angreifer in den Bauch, sprang zur Seite und sah andere.
    »Ai!« schrie sie, dabei wild um sich stechend. Ein Schrei, der besagte, daß keine Hoffnung mehr bestand. Sie versuchte wegzulaufen.
    Immer mehr kamen aus dem Dunkeln. Ein ganzer Trupp Männer, deren Klingen blitzten. Vom Fluß her stürmten sie auf das Haus und die Gasse zu. Sie stach und tötete. Das kleine Straßenmädchen schrie gellend auf und floh in tiefere Dunkelheit hinaus, während Bettler davonzulaufen versuchten und Gardisten Befehle brüllten.
    Brennender Schmerz stach Morias Seite entlang. Sie stieß zu, stolperte rückwärts, immer weiter, als Holz krachte, Gebrüll und Schreie im Haus laut wurden und aus der Hintertür Männer rannten.
    Sie stürzte. Jemand stieg auf ihren Rücken. Sie stemmte sich auf dem Boden hoch und rollte gegen die Wand, während der Kampf in der anderen Richtung fortgeführt wurde. Sie kroch zur Gasse, mühte sich auf die Füße, als sie die Ecke der Hütte erreichte.
    Jemand packte sie von hinten und zerrte sie zur Seite. Der Sklave Haught quetschte ihre Messerhand unter seinen Arm, und Finger preßten sich auf ihren Mund, als sie eng beisammen alle drei gegen den schiefen Bretteranbau fielen.
    »Pssst!« zischte Mradhon in ihr Ohr, da Kämpfende an ihrem Versteck vorbeikamen. Unweit von ihnen starb ein Mann, gerade als der Regen einsetzte. Sie lag still und spürte die Schmerzen in ihrer Seite, während sie atmete, ansonsten fühlte sie sich wie mit einem Prügel geschlagen.
    Moram!
    Feuer flammte auf, zuckendes oranges Licht in Richtung der Hütte.
    Da versuchte sie hochzukommen. Die zwei hielten sie fest.
    »Du kannst ihm nicht helfen!« Mradhon hatte die Arme fest um sie gelegt.
    »Sie ist verletzt«, flüsterte Haught. »Sie blutet.«
    Sie versorgten ihre Wunde, sie beide. Moria achtete nicht einmal darauf.
    »Er ist es!« Der Stiefsohn blickte ekelerfüllt auf das menschliche Wrack, das sie auf die Straße legten, die von der Brücke zu ihnen führte. Der Regen wusch die Wunden aus, dunkle Blutfäden spülten mit dem Wasser über die

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