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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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alle verstummt, und obwohl ein Soldat wie er nichts von einer Handvoll Fischern zu befürchten hatte, fühlte er sich doch nicht sonderlich behaglich.
    Selbst das Bier schmeckte nach Fischöl, trotzdem würgte er es hinunter. Das erstaunlich starke Gebräu brachte ihm die Stumpfheit, nach der er sich gesehnt hatte. Er bestellte nacheinander drei weitere Krüge des scheußlichen Gesöffs und rülpste ausgiebig, während die Fischer seine Anwesenheit hinnahmen.
    Ihre sanftmütigen, gekränkten Blicke vertrieben ihn, ehe er auch bloß halb so betrunken war, wie er es gern sein wollte. Die scharfriechende Luft des Hafens bekam ihm nicht. Er übergab sich ins Wasser und war sofort wieder nahezu nüchtern. In düsterer Stimmung zog er die Kapuze tief ins Gesicht und hielt die Kutte mit verkrampfter Hand geschlossen. Sein Weg führte ihn zum Basar, wo Illyra wohnte und in den S’danzokarten die Zukunft sah.
    Es war Markttag auf dem Basar, und auf jedem der zusätzlichen Marktstände häuften sich Köstlichkeiten für den Winter: Marmeladen und Gelees, eingelegtes Obst und süßes Gebäck. Er ging daran vorbei, ohne daß ihn etwas verlockt hätte. Bald näherte er sich dem Basarteil mit den Buden, die immer hier aufgebaut und zum Teil auch bewohnt waren. Aus all dem Lärm hob sich Dubros Hämmern hervor. Illyra hatte wenigstens einen fähigen Beschützer gefunden. Er blieb vor dem Mann stehen, der von gleicher Größe war wie er und ebenso alt, doch dessen gemächliche Kraft unübertroffen war.
    »Ist Illyra drinnen?« fragte er höflich. Er wußte, daß er erkannt werden würde. »Liest sie gerade für jemanden, oder wäre es möglich, daß ich mit ihr spreche?«
    »Du bist hier nicht willkommen«, antwortete Dubro ruhig.
    »Trotzdem möchte ich meine Schwester sehen. Ich habe ihr noch nie etwas getan und beabsichtige nicht, jetzt damit anzufangen. Stell dich neben sie, wenn du willst, aber ich werde mit ihr sprechen!«
    Dubro seufzte und legte das Werkzeug an seinen richtigen Platz. Er dämpfte das Feuer und stellte ein paar Wassereimer dicht vor die Stofftür der einfachen Bude, die ihm und Illyra als Zuhause dienten. Walegrin wollte vor Ungeduld bereits aufbrausen, als der bedächtige Riese den Stoff hob und ihm bedeutete einzutreten.
    »Wir haben Besuch«, rief Dubro.
    »Wer ist es?«
    »Sieh selbst.«
    Walegrin erkannte die Stimme, doch nicht die Frau, die durch das Halbdunkel herbeikam. Er war es von Illyra gewöhnt, daß sie ihre Jugend durch dicke Schminke und formlose Kleidung vertuschte - trotzdem erschien ihm die Frau, die sich ihm näherte, viel zu dick, um seine Halbschwester sein zu können. Da sah er ihr Gesicht - das Gesicht seines Vaters, denn sie hatte viel von seinem Aussehen geerbt -, und nun gab es keinen Zweifel mehr.
    Schwerfällig sank sie tief in Dubros Sessel, und Walegrin nahm an - obwohl er davon wahrhaftig kaum etwas verstand -, daß sie in anderen Umständen war.
    »Du kriegst ein Kind!« platzte er heraus.
    »Nun, nicht sofort«, antwortete sie lachend. »Mondblume ist sicher, daß es noch ein paar Wochen dauern wird, ehe es soweit ist. Und ich bin sicher, daß es ein Junge wird wie Dubro, denn so groß könnte ein Mädchen gar nicht sein.«
    »Und es geht dir gut?« Walegrin hatte immer angenommen, daß sie keine Kinder würde haben können -verflucht, wie sie beide waren. Darum erschien es ihm jetzt fast unglaubhaft, daß sie in gesegneten Umständen und so kräftig war.
    »O ja«, versicherte sie ihm. »Meine Figur leidet zwar darunter, aber ich habe noch alle meine Zähne.«
    Wieder lachte sie. »Hast du gefunden, was du suchtest?«
    »Ja, und mehr.« Walegrin traute dem Schmied nicht, der dicht hinter ihm stand, aber Illyra würde ihm ohnedies alles erzählen, was sie von ihrem Bruder erfuhr. »Ich habe das Erz nach Freistatt gebracht. Doch durch gemeinen Verrat verlor ich alle meine Männer, bis auf fünf. Mit meiner Entdeckung schuf ich mir mächtige Feinde. Ich brauche deine Hilfe, Illyra, wenn es mir gelingen soll, meine Männer und mich zu beschützen.«
    »Du hast den Stahl von Enlibar gefunden?« wisperte Dubro ehrfürchtig, während Illyra sich um eine würdigere Haltung im Sessel bemühte.
    »Ich habe das Erz gefunden«, verbesserte ihn Walegrin. Plötzlich wurde ihm bewußt, daß dieser stämmige Ochse wahrscheinlich hoffte, die Schwerter schmieden zu dürfen.
    »Was erwartest du von mir?« fragte Illyra. »Ich würde eher meinen, du brauchst Dubros Hilfe, nicht

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