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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gegessen zu haben.«
    Mit einem Seufzer der Resignation nahm Beryl die Speisekarte. »Hier haben wir die Antwort. Jordies Magen hat gesprochen.«
    Amiel Fochs Telefon klingelte exakt um 19 Uhr 15.
    »Ich habe einen neuen Auftrag für Sie«, sagte der Anrufer. »Es ist dringend. Vielleicht haben Sie diesmal mehr Erfolg.«
    Die Kritik saß, und Amiel Foch, der seit fünfundzwanzig Jahren im Geschäft war, fiel es schwer, darauf nicht zu reagieren. Der Anrufer saß am längeren Hebel; er konnte sich die Beleidigung erlauben. Für Foch ging es auch darum, nicht zum alten Eisen abgeschoben zu werden. Heutzutage bekam er nur noch selten Aufträge. Mit zunehmendem Alter wurden die Reflexe eben nicht gerade besser.
    Foch sagte gelassen: »Ich habe die Bombe exakt nach Ihren Anforderungen angebracht. Sie explodierte zur vorgegebenen Zeit.«
    »Und sorgte für nichts als einen Höllenlärm. Das Zielobjekt wurde nicht einmal verletzt.«
    »Sie tat das Unerwartete – so etwas liegt nicht in meiner Macht.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass sie diesmal die Situation unter Kontrolle haben.«
    »Wie lautet der Name?«
    »Es sind zwei. Bruder und Schwester, Beryl und Jordan Tavistock. Sie wohnen im Ritz. Ich will wissen, wohin sie gehen und wen sie treffen.«
    »Sonst nichts?«
    »Fürs Erste reicht das. Aber das kann sich jederzeit ändern, je nachdem, was sie herausfinden. Mit etwas Glück verschwinden sie einfach wieder nach England.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werden wir weitere Maßnahmen ergreifen.«
    »Und was ist mit Madame St. Pierre? Soll ich es noch mal versuchen?«
    Der Anrufer zögerte. »Nein«, sagte er schließlich. »Das hat Zeit. Die Tavistocks haben Priorität.«
    Während des Essens – sie hatten Wildlachs und Ente mit Himbeersauce bestellt – spielten sich Beryl und Richard geschickt Fragen und Antworten zu. Richard war versiert in derlei Wortgefechten und gab nur das Nötigste über seine eigene Person preis. Er war in Connecticut geboren und aufgewachsen. Sein Vater, ein ehemaliger Polizist, lebte noch. Nach seinem Abschluss an der Princeton University kam Richard zum US-Außenministerium und trat in den diplomatischen Dienst ein. Vor fünf Jahren verließ er den Staatsdienst und machte sich mit einer Firma für Sicherheitsberatung selbstständig. Das war die Geburtsstunde von Sakaroff und Wolf in Washington D.C.
    »Und deshalb war ich letzte Woche in London«, sagte er.
    »Diverse amerikanische Unternehmen forderten uns als Security an. Ich war der leitende Sicherheitsberater.«
    »Mehr hast du nicht gemacht in London?« hakte Beryl nach.
    »Mehr habe ich nicht gemacht in London. Bis ich Hughs Einladung nach Chetwynd erhielt.« Sein Blick traf sie.
    Seine Direktheit machte sie nervös.
Ob er mir die Wahrheit sagt oder etwas erfindet? Oder ein Mittelding aus beidem?
Sein routiniert heruntergespulter Lebenslauf kam ihr irgendwie einstudiert vor, aber wahrscheinlich war er sogar wahr. Diese Leute vom Geheimdienst hatten immer so einen akkuraten Lebenslauf, in dem sich Wahrheit und Erfindung zu einer perfekten Einheit verbanden. Was wusste sie wirklich über ihn? Nur, dass er gern und viel lachte. Dass er einen beeindruckenden Appetit hatte und seinen Kaffee schwarz trank.
    Und dass sie ihn wahnsinnig attraktiv fand.
    Nach dem Essen bot er an, sie zurück zum Ritz zu bringen. Jordan setzte sich auf den Rücksitz, Beryl nahm vorne neben Richard auf dem Beifahrersitz Platz. Sie sah ihn immer wieder an, als sie den Boulevard Saint-Germain in Richtung Seine entlangfuhren. Der starke und chaotisch wirkende Verkehr schien ihm nichts auszumachen. An einer roten Ampel drehte er sich zu ihr und sah sie an, und dieser eine Blick im Halbdunkel des Wageninneren ließ ihr Herz Purzelbäume schlagen.
    Er wendete seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
    »Es ist noch früh«, sagte er. »Willst du wirklich schon zurück ins Hotel?«
    »Wie lautet die Alternative?«
    »Wir könnten noch etwas spazieren fahren. Oder spazieren gehen. Was du willst. Schließlich sind wir in Paris. Das sollten wir genießen.« Seine Hand griff zum Schaltknüppel und streifte dabei ihr Knie. Ein Schauer durchfuhr sie – ein warmer, süßer, erwartungsvoller Schauer.
    Er will mich verführen. Er will, dass mir schwindelig wird in Anbetracht sämtlicher Möglichkeiten. Oder ob das vom Wein kommt? Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft könnte nicht schaden.
    Sie fragte nach hinten: »Was meinst du, Jordie? Hast du Lust auf einen

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