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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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hierbleiben.
    Wenig später saßen sie in der Kutsche. Schweigend legten sie die anderthalb Meilen zurück. So viele Dinge gab es, über die er nachdenken musste.
    Vor allem lag das an seinem Gespräch mit Christina am letzten Abend, an ihrem heimlichtuerischen Verhalten, als er das Thema Mark Buckley angeschnitten hatte. Was Mr Simmons zugestoßen war, schürte sein Misstrauen. Und laut Henry, der schon zeitig auf den Beinen gewesen war, um die Dienerschaft zu belauschen, hatten die Straßenräuber nicht nur den Wagen der Simmons überfallen.
    Schon die ganze Zeit erregten verschiedene Beobachtungen auf Oakbridge seinen Argwohn. Christinas Vertrautheit mit Buckleys Hund, die zornig erhobenen Stimmen in der Nacht, eine männliche und eine weibliche, gewiss Christinas … Danach hatte er sie gefragt und die wenig überzeugende, stockende Antwort erhalten, abgesehen von der Trunkenheit ihres Bruders sei alles in Ordnung gewesen.
    Ich muss meine Anstrengungen, Buckley dingfest zu machen, noch verstärken, nahm Simon sich vor.
    In Mrs Simmons Haus herrschte tiefe Stille. Wie Schatten huschten die Dienstboten umher. Seit Mr Simmons Leiche hierher gebracht worden war, begleitet von der Nachricht über den Angriff der Räuber, erfüllte die Trauer der Witwe alle Räume. Zusammengesunken saß die alte Dame neben ihrer Tochter auf einem Sofa.
    Beschämt sah Christina die Verzweiflung der Nachbarin, nahm an deren anderer Seite Platz und ergriff ihre Hand. „Es tut mir so furchtbar leid.“
    Die Augen rot geweint, wandte Mrs Simmons sich zu ihr. „Das weiß ich, meine Liebe. Es ist sehr freundlich von Euch, mich zu besuchen. Was geschehen ist – fasse ich einfach nicht. Es war so … grauenvoll. Gestern Abend hätten wir Euren Ball nicht besuchen dürfen, Miss Atherton. Mein Gemahl fühlte sich nicht wohl. Aber ich versicherte ihm, die Gesellschaft unserer Freunde würde ihm guttun. Und ich freute mich so sehr auf das Fest in Oakbridge Hall, das mich an alte Zeiten erinnerte – wenn Eurer Großvater …“ Abrupt verstummte sie und senkte den Blick. „Diese Wegelagerer kannten keine Gnade. Sogar meinen armen, armen verstorbenen Mann raubten sie aus. O Gott, niemals hätte ich ihn drängen dürfen, mit mir nach Oakbridge zu fahren!“
    Nun brach ihre Stimme. Das Gesicht in den bebenden Händen vergraben, schluchzte sie herzzerreißend. Christina schlang einen Arm um die Schultern der alten Frau und erinnerte sich bedrückt an ihre letzte Begegnung mit Mr Simmons, an seine gute Laune, sein lachendes Gesicht.
    „Bitte, liebe Mrs Simmons, quält Euch nicht. Glaubt mir, Ihr habt Euch nichts vorzuwerfen.“
    Beklommen schaute sie zu Lord Rockley hinüber, der am Fenster stand. Jetzt ging er zu den Frauen. Nachdem er Mrs Simmons und ihrer Tochter sein Beileid ausgesprochen hatte, bat er: „Verzeiht mir, Madam. Ich möchte Euch in Eurer Trauer nicht zusätzlich belasten. Aber ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr die Ereignisse schildern würdet.“
    Taktvoll befragte er die Witwe, und sie antwortete bereitwillig, konnte die Räuber – es waren zwei gewesen – aber nur unzulänglich beschreiben. „So leid es mir tut, Lord Rockley, ich kann mich an nichts erinnern, was Euch weiterhelfen würde.“ Seufzend betupfte sie ihre tränenfeuchten Lider mit einem zerknüllten Taschentuch. „Einer dieser Gauner sah aus wie der andere. Ich glaube, sie hatten sich maskiert. Aber es war dunkel … Und weil ich mich so sehr um meinen Mann sorgte, achtete ich kaum auf die beiden. Ich hoffe, sie werden ihre schurkischen Gesichter nicht mehr in dieser Gegend zeigen. Bevor sie hinter Gittern sitzen, finde ich keine Ruhe.“
    „Ganz bestimmt werden sie geschnappt, Madam, darum kümmere ich mich“, versprach Lord Rockley.
    Simon half Christina in die Kutsche und setzte sich ihr gegenüber. Schuldbewusst und angespannt starrte sie vor sich hin.
    Er presste die Lippen zusammen, dann schnitt er eine Grimasse, fast außerstande, seinen Zorn zu zügeln. „So darf es nicht weitergehen. Es muss aufhören. Und zwar möglichst schnell. Das Grauen der letzten Nacht – das war Buckleys Werk. Nun, es wird nicht mehr lange dauern, bis ich ihn aufspüre.“
    „Darauf hoffe ich, Lord Rockley.“ Unglücklich wich sie seinem prüfenden Blick aus und schaute aus dem Wagenfenster, ohne die Landschaft wahrzunehmen, die an ihr vorbeiglitt. Von bitterer Reue gepeinigt, beklagte sie den Verlust ihres Stolzes, ihrer Würde. Niemals hätte sie zulassen dürfen, was

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