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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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den Simmons zugestoßen war. Sie musste etwas unternehmen. Noch länger ertrug sie ihr Täuschungsmanöver und die ständige Angst nicht.
    Nach einer Weile beendete Simon die lastende Stille. „Ich bin weder blind noch dumm, Christina.“ Als sie ihn wieder anschaute, die Augen von sichtlichem Kummer umschattet, empfand er eine fast überwältigende Zärtlichkeit und glaubte ihre Gedanken zu erraten. „Heute bat ich Euch, mir zu vertrauen. Ihr fürchtet Euch, das merke ich Euch an. Und ich wünschte, Ihr würdet mir erklären, was Euch so sehr bedrückt. Ihr seid zu jung, um Euch an gewissen Dingen zu beteiligen, die ein Teil Eures Lebens geworden sind.“
    Wovon er sprach, wusste sie ganz genau. Trotzdem reckte sie rebellisch ihr Kinn vor. „Keine Ahnung, was Ihr meint, Sir …“
    „Spielt nicht mit mir, Christina. Hört mir zu.“ Seine Stimme klang so beschwörend, dass sie wieder einmal das Bedürfnis verspürte, ihm alles zu gestehen. „Für Euch ist Mark Buckley kein Fremder, das weiß ich. Und ich möchte nur ungern herausfinden, dass Euer Bruder unter einer Decke mit ihm steckt und in verbrecherische Machenschaften verstrickt ist.“ Als sie den Mund öffnete und protestieren wollte, hob er eine Hand und brachte sie zum Schweigen. „Wartet, lasst mich ausreden. Denn ich glaube, Ihr wisst nicht alles über Buckley, ebenso wenig wie Euer Bruder.“
    „Nicht alles?“ Irgendetwas am Klang seiner Stimme erregte Christinas Neugier. „Wovon sprecht Ihr, Lord Rockley?“
    „Die Buckleys sind Katholiken. Seid Ihr darüber informiert?“
    „Ja. Hier leben viele Katholiken. Ist das wichtig?“
    „Mark Buckley ist ein Jakobit.“
    Plötzlich fröstelte sie. „Oh, ich verstehe. Aber … was hat das zu bedeuten?“
    „Wisst Ihr, was die Jakobiten anstreben, seit der Hof von Jakob II nach Frankreich verbannt wurde?“
    „Natürlich, einige Leute wünschen sich einen katholischen König, der nach der protestantischen Königin Anna, die kinderlos ist, den Thron besteigen soll.“
    „Jakob III.“
    „Ja, ich weiß das. Ich bin nicht ungebildet. Behauptet Ihr, Mark Buckley sei ein Spion?“
    „Nein, er ist weder ein Spion noch ein Verschwörer – nur ein glühender, überaus eifriger Verfechter der jakobitischen Sache. Er lebte in Frankreich, als Jakob II dorthin übersiedeln musste. Zweifellos war Buckley in die Pläne verstrickt, die Jakob die Krone Englands zurückerstatten sollten – genauso, wie er sich jetzt für dessen Sohn Jakob Eduard einsetzt.“
    „Und Ihr kennt Mark Buckleys Charakter, Lord Rockley?“
    „Für seinen Charakter interessiere ich mich nicht. Nur die Taten eines Mannes zählen.“
    „Und wenn er weder ein Spion noch ein Verschwörer ist – was mag er sein?“
    „Das Geld, das er durch seine Raubüberfälle einnimmt, schickt er nach Frankreich, um die jakobitische Bestrebung zu finanzieren. Da gibt es nichts, was er nicht für Jakob Stuart tun würde. Man munkelt sogar von einer Revolte. Doch die Jakobiten brauchen viel Geld, um den Aufstand zu organisieren. Damit Ihr versteht, was ich meine – wenn Ihr Buckley zu Euren Freunden zählt, erweist Ihr Euch keinen Gefallen.“
    Mit dieser Bemerkung kränkte er sie zutiefst, und sie versteifte sich. „Er ist kein Freund. Sollte es stimmen, was Ihr mir erzählt habt, wird er wegen Hochverrats angeklagt – falls man ihn jemals erwischt.“
    „Gewiss, das stimmt. Auch Euren Bruder würde dieses Schicksal treffen, wenn er in Buckleys Verbrechen verwickelt ist. Und Ihr, Christina, würdet dem Gesetz ebenso wenig entrinnen. Man würde Euch der Papisterei bezichtigen. Für alle Zeiten könnte Euch dieser Makel anhaften.“ Nach einer kurzen Pause fuhr Simon fort: „Die Jakobiten halten Jakob Eduard für den rechtmäßigen König. Deshalb wollen sie ihm die Krone aufsetzen, bevor über die Thronfolge entschieden wird.“
    „Aber das ist unmöglich – solange die Königin lebt.“
    „Genau. Königin Anna ist zwar krank, doch sie könnte noch lange am Leben bleiben. Wer weiß? Ich fürchte, allzu lange werden sich die Jakobiten nicht mehr gedulden.“
    Entsetzt schüttelte Christina den Kopf und starrte Simon an. „Heißt das – die Jakobiten wollen die Königin ermorden?“
    Wortlos nickte er.
    Aus ihrem Gesicht wich alle Farbe. Das war noch schlimmer, als sie es vermutet hatte. Damit wollte sie nichts zu tun haben. Plötzlich gewannen Mark Buckleys Diebstähle einen ganz neuen Sinn. Die Gefahr, die William und ihr selbst drohte,

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