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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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aus Oakbridge und ihrer Nähe verschwand, desto besser – bevor sie erneut schwach wurde und alle moralischen Bedenken vergaß.
    Als sie den Stallhof erreichten, merkte Christina dem Reitknecht sofort an, dass irgendetwas nicht stimmte. Halb zornig, halb unglücklich half er ihr aus dem Sattel, nahm die Zügel entgegen, um die Stute in ihre Box führen.
    Aber Christina hielt ihn zurück und legte eine Hand auf seinen Arm. „Was ist geschehen, Tom? Was bedrückt dich?“
    Zögernd blieb er stehen und schaute Lord Rockley an, der hinter ihr stand. Dann räusperte er sich. „Miss Christina, es ist sehr ernst – nun ja …“
    „Schon gut, Tom. Vor Lord Rockley kannst du offen sprechen. Erzähl mir, was passiert ist.“
    „Letzte Nacht wurde Mr und Mrs Simmons’ Kutsche überfallen.“
    „O nein!“, rief Christina und erblasste. „Was für schreckliche Neuigkeiten, Tom!“
    „Allerdings. Für Mr Simmons war die Aufregung zu schlimm.“
    „Was meinst du?“, flüsterte sie schweren Herzens und ahnte bereits, was sie hören würde. „Was sagst du da, Tom? Wurde er verletzt?“
    „Er ist tot, Miss Christina. Ja, Mr Simmons ist gestorben.“
    Ungläubig starrte sie ihn an. „Tot?“, würgte sie hervor. „Heißt das … die Wegelagerer haben ihn ermordet?“
    Seufzend schüttelte er den Kopf. „Nach allem, was ich hörte, erlitt er einen Herzanfall.“
    Wie festgewurzelt stand Christina da. Mr Simmons und seine Gemahlin hatten zu den respektabelsten, beliebtesten Bewohnern dieser Gegend gezählt. Gewiss würde der Tod des armen Mannes die Wut der Bevölkerung gegen die Räuberbande noch schüren.
    Und was bedeutet das für William und mich, überlegte sie. Wieder einmal glaubte sie, die Last ihrer Angst, die unentwegt wuchs, nicht länger zu ertragen. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig.
    Sie wusste, dass Lord Rockley dicht neben ihr stand und sie aufmerksam beobachtete. Doch sie wagte nicht, ihn anzuschauen. Deshalb sah sie den harten Glanz in seinen Augen und die angespannten Kinnmuskeln nicht.
    Von Scham und Schuldbewusstsein überwältigt, kam es ihr beinahe so vor, als hätte sie den alten Mann eigenhändig getötet. „Sicher ist Mrs Simmons außer sich vor Verzweiflung. Ich muss sofort zu ihr.“
    „Diese Diebe …“ Mit einem tiefen Atemzug gewann Tom seine Fassung wieder. Vor Lord Rockley wollte er sich keinen Wutanfall leisten. „Obwohl Mr Simmons bereits tot war, steckten sie alle Wertsachen ein. Nicht, dass die gute Dame besonders viel bei sich hatte … Schließlich nahmen sie ihrem toten Gemahl auch noch die Taschenuhr mit der goldenen Kette ab, dann verschwanden sie.“
    Mitfühlend berührte Christina die Schulter des Reitknechts. „Mit Fug und Recht regst du dich auf, Tom. Lass den Wagen anspannen, während ich mich umziehe. Dann werde ich Mrs Simmons sofort besuchen.“ Sie wandte sich zu Lord Rockley. „Tut mir leid, Sir, Ihr müsst ohne mich frühstücken. Nun werde ich mich um die bedauernswerte Witwe kümmern.“
    „Das verstehe ich. Trotzdem werden wir gemeinsam frühstücken; dann begleite ich Euch zu der Dame.“
    Verwirrt blinzelte sie. „Warum wünscht Ihr das? Dieser Todesfall betrifft Euch nicht.“
    „Doch, das scheint Ihr zu vergessen, Miss Christina“, erinnerte er sie brüsk, ergriff ihren Ellbogen und führte sie zum Haus. „Die Schurken, die das Ehepaar überfielen, müssen endlich geschnappt werden. Sicher hat Mrs Simmons ihre Gesichter lange genug gesehen und kann sie beschreiben.“
    Entrüstet über seine Absicht, befreite sie sich von seiner Hand und blieb stehen. „Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um die arme Frau zu verhören. Nach dieser grauenhaften Nacht muss sie erst einmal zur Ruhe kommen.“
    „Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen, solange ihr der Überfall noch frisch im Gedächtnis haftet.“
    „Frisch im Gedächtnis?“, wiederholte Christina in scharfem Ton. „So schnell werden ihr die Ereignisse dieser Nacht wohl kaum entfallen.“
    „Ihr habt doch nichts gegen meine Begleitung einzuwenden, Miss Christina?“, fragte Lord Rockley kühl.
    Dagegen hatte sie sogar besonders viel einzuwenden. Aber sie schwieg und folgte ihm ins Haus. Was sie empfand, verbarg sie. Zumindest hoffte sie, das würde ihr gelingen – vor diesen durchdringenden silbergrauen Augen, die alles zu sehen schienen.
    Beim Frühstück hatte sie keinen Appetit und aß nur ein bisschen Obst. Lord Rockley saß ihr gegenüber. Den Blick gesenkt, spürte sie, dass

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