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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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sich nur auf sie gestürzt, um seine Lust zu befriedigen und das Ereignis sofort wieder zu vergessen?
    Gewiss würden manche Leute behaupten, sie habe sich einem Mann geschenkt, der sie verachtete. Nun sei sie eine gefallene Frau, beschmutzt und verworfen. Niemals würde man ihr verzeihen. Stimmte das? Wie auch immer, eins ließ sich nicht bestreiten – sie hatte ihre Tugend geopfert, ihre Grundsätze, ihre Moral. Damit würde sie leben müssen. Trotzdem empfand sie keine Reue.
    Aber sie war verwirrt. Wahrheitsgemäß hatte sie betont, für sie würde nur Simons Respekt zählen. Und doch – was geschehen war, komplizierte die Beziehung. Würde sie jemals wieder in seine Augen schauen können? Wie sollte sie sich unbefangen und vertrauensvoll an ihn wenden? Würde er sie betrachten, ohne daran zu denken, wie sie sich unter seinem Körper in eine wollüstige Frau verwandelt hatte? Als wäre ein fremdes Wesen, ohne ihr Wissen in ihrem Innern gefangen, plötzlich befreit worden … Nie zuvor hatte sie so machtvolle sinnliche Gefühle empfunden, ihr ganzer Leib war von drängender Begierde erfüllt gewesen. Nun pochte und zitterte und schmerzte er immer noch, von einer sonderbaren Anspannung durchdrungen.
    Seufzend legte sie den feuchten Umhang auf ihre Schultern und trat vor die Höhle. Inzwischen regnete es nicht mehr. Warm schien die Sonne vom Himmel herab.
    Etwas mühsam stieg Christina auf ihre Stute, ritt aus dem dichten Wald und folgte dem Weg, der zum Haus führte. Im Stallhof angekommen, sah sie, wie Tom das Pferd ihres Bruders striegelte. Also ist er wieder da, dachte sie eher desinteressiert, nicht sonderlich besorgt.
    Die Lippen verkniffen, erklärte der Reitknecht, Lord Atherton leide an den Folgen einer durchzechten Nacht, die er in einer Taverne in Reading verbracht habe. Ohne nach William zu sehen, zog Christina sich in ihr Schlafzimmer zurück. Hier konnte sie sich verstecken und an die wunderbaren Freuden denken, die Simon ihr geschenkt hatte. Nichts anderes auf dieser Welt war wichtig.
    Auf direktem Weg ritt Simon zum Haus des Friedensrichters. Erst als er aus dem Sattel stieg, bemerkte er die Blutspuren auf seiner Kniehose.
    Ungläubig hielt er den Atem an. Dann schloss er gepeinigt die Augen. In ihm zerbrach irgendetwas und entriss all seine Gefühle einer vernünftigen Kontrolle.
    Christinas Blut. Eine andere Erklärung gab es nicht. Großer Gott! Sie war noch unberührt gewesen! Soeben hatte er einer Jungfrau die Tugend geraubt!
    Aus seiner Kehle entrang sich ein wilder Fluch. In diesem Moment verflogen all der verletzte Stolz und all die Rachegelüste, die ihn bewogen hatten, Christina seinem Willen zu unterwerfen. Sie war keine verlogene Verführerin. Völlig zu Unrecht hatte er sie beschuldigt. Und nun verdankte er ihr das schönste erotische Ereignis seines Lebens. Was immer sie in seinen Armen empfunden haben mochte, es war echt gewesen, kein Täuschungsmanöver, unbeeinflusst von Erfahrungen.
    Von bitterer Reue erfasst, erinnerte er sich an die grausamen Beleidigungen, die er ihr zugemutet hatte, an die Demütigungen, die vulgären Schimpfwörter. Und bei der Vereinigung hatte er keine Zärtlichkeit gezeigt, keine Rücksichtnahme. Wie ein betrunkener Rüpel war er über sie hergefallen.
    Hätte er die Wahrheit gekannt, wäre das niemals geschehen. Wie hatte er ihr das antun können? Wie verletzt und gekränkt musste sie sich jetzt fühlen, wie abgrundtief musste sie ihn hassen – wie verwirrt und einsam und verängstigt musste sie sein? Unfähig, sich zu beherrschen, in hemmungslosem Verlangen hatte er sie genommen – und bald danach die Flucht ergriffen, um Komplikationen zu vermeiden, die ihm lästig sein würden.
    Entgegen seiner so festen Überzeugung hatte der Anführer der Räuberbande nicht mit ihr geschlafen. Die ganze Zeit war sie unschuldig gewesen – bis zu dem Moment, wo er sie selbst berührt hatte. Andererseits – tugendhafte junge Damen besuchten Männer von Buckleys Charakter nicht deren Schlafzimmern. Als Simon in jenen schäbigen Raum getreten war, hatte er Christina im Bett des Schurken gesehen – und keine Gegenwehr beobachtet. Sie wirkte gefügig, offenbar bereit, die Wünsche des Banditen zu erfüllen. Hätte er sich nicht eingemischt, wäre sie vielleicht von dem elenden Kerl missbraucht worden.
    Aber wie er sich jetzt entsann, hatte ihn der Anblick des Verbrechers, der seine kleine Nichte getötet und den Bruder schwer verletzt hatte, mit wildem Zorn erfüllt.

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