Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
Vom Netzwerk:
springen Sie verdammt noch mal rein«, hatte ihm Hector gestern Abend bei einem hastigen Abschieds-Malt am Flughafen Charles de Gaulle eingeschärft. »Wenn einer baden geht, dann bin ich es, zweiten Preis gibt’s keinen, Prost, und Gott schütze uns alle!«
    In diesem Moment war etwas in Luke aufgewallt, ein Gefühl der Verbundenheit, der Nähe zu Hector, das über das Kollegiale weit hinausging.
    »Wie geht’s Adrian denn?«, erkundigte er sich, weil er an Matlocks übergriffige Frage denken musste und sie gern wiedergutgemacht hätte.
    »Ach, besser, danke. Viel besser«, sagte Hector. »Die Therapeuten haben ihn jetzt ziemlich gut eingestellt, sagen sie. Wenn er sich benimmt, kann er in sechs Monaten draußen sein. Wie geht’s Ben?«
    »Sehrgut. Bestens. Eloise auch«, erwiderte Luke und wünschte, er hätte nicht gefragt.
    Unten an der Rezeption teilte eine unglaublich schicke Empfangsdame Luke mit, der Herr Direktor absolviere seine übliche Runde unter den Gästen an der Bar. Luke marschierte schnurstracks zu ihm hin. Darin war er gut, wenn es sein musste. Weniger ein Künstler der Hintertür, so wie Ollie, eher der unverfroren agierende, präpotente kleine Brite.
    »Sir? Brabazon mein Name. John Brabazon. Bin zum ersten Mal hier. Dürfte ich wohl kurz was sagen?«
    Das durfte er, und der Herr Direktor, dem Übles schwante, stählte sich dafür, es zu hören.
    »Sie haben hier eins der schönsten, unverfälschtesten Jugendstilhotels – edwardianisch sagt man hier ja wohl nicht –, das mir bei meinen Reisen je untergekommen ist.«
    »Sind Sie Hotelier?«
    »Leider nein. Nur einer von diesen lästigen Journalisten. London Times, Rubrik Reisen. Völlig unangekündigt, tut mir leid, ich bin rein privat hier …«
    Die Tour begann:
    »… Das hier ist unser Ballsaal, der Salon Royal, wie wir ihn nennen«, stimmte der Direktor seinen wohlgeübten Monolog an. »Hier sehen Sie unseren kleinen Bankettraum, den sogenannten Salon du Palais, und das ist unser Salon d’Honneur, in dem wir unsere Cocktailempfänge abhalten. Auf unsere finger foods ist unser Chef de Cuisine besonders stolz. Hier unser Restaurant, La Terrace, einer der begehrtesten Treffs für das modische Berner Publikum, aber auch für unsere internationalen Gäste. Hier haben schon viele Prominente gespeist, auch Filmstars, nehmen Sie gern die Liste mit, und selbstverständlich auch die Speisekarte.«
    »Und die Küche?«, erkundigte sich Luke, der nichts demZufall überlassen wollte. »Darf ich da ganz kurz reinspitzen, wenn das Küchenteam nichts dagegen hat?«
    Und als der Herr Direktor ihm in erschöpfender Ausführlichkeit alles gezeigt hatte, was es zu zeigen gab, und Luke pflichtschuldigst ins Schwärmen geraten war und sich ausgiebig Notizen gemacht hatte und dazu ein paar Photos mit seinem Handy, wenn der Herr Direktor gestattete, rein zur Erinnerung, aber natürlich würde die Zeitung noch einen Profiphotographen schicken, wenn’s recht war (war es), kehrte er an die Bar zurück, wo er sich mit einem unsagbar köstlichen Clubsandwich und einem Glas Dôle stärkte, und ergänzte dann seinen journalistischen Rundgang noch um ein paar unerlässliche letzte Punkte (darunter so banale Details wie Toiletten, Feuerleitern, Notausgänge, Parkmöglichkeiten und das momentan noch im Bau befindliche Fitnessstudio oben auf dem Dach), ehe er von seinem Zimmer aus Perry anrief, um auch dort nach dem Rechten zu sehen. Gail schlief schon. Perry hoffte, in Bälde so weit zu sein. Als er auflegte, sagte sich Luke, dass er jetzt eben Gail im Bett so nahe gewesen war, wie er es jemals hoffen durfte. Er wählte Ollies Nummer.
    »Alles prima, danke der Nachfrage, Dick. Und das mit dem Transport ist auch in trockenen Tüchern, falls Ihnen das Magenschmerzen bereitet hat. Was meinen Sie übrigens zu diesen arabischen Polizisten?«
    »Schwer einzuschätzen, Harry.«
    »Geht mir genauso. Trau niemals einem Bullen, sage ich immer. Ansonsten alles in Ordnung?«
    »Bis morgen, ja.«
    Und als Letztes rief Luke Eloise an.
    »Geht es dir gut, Luke?«
    »Ja, sehr gut, danke. Bern ist eine wunderschöne Stadt. Wir sollten irgendwann mal zusammen hinfahren. Mit Ben.«
    Soreden wir immer: Ben zuliebe. Auf dass er in den vollen Genuss zweier glücklicher heterosexueller Eltern kommt.
    »Möchtest du ihn sprechen?«, fragte sie.
    »Ist er denn noch auf? Sag bloß, er paukt noch seine Spanischvokabeln.«
    »Du bist uns eine Stunde voraus, Luke.«
    »Ach ja, natürlich. Dann

Weitere Kostenlose Bücher