Verr�ter wie wir
Spiel zu lassen. »Für Perry dagegen …« Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
»Für Perry dagegen …?«, wiederholte Luke, als Perry nicht reagierte.
Sie ruderte schon wieder zurück, stellte sich schützend vor ihren Liebsten. »Dich hat einfach das Ganze so fasziniert, oder, Perry? Dima – diese Urkraft, die er verkörperte, der vom Leben geformte Mann. Dieser Haufen russischer Outlaws. Die Gefahr. Überhaupt die Exotik. Da war ja ein Draht da. Tue ich dir da Unrecht?«
»Klingt für mich ein bisschen sehr nach Psychogelaber«, sagte Perry schroff, defensiv.
Der kleine Luke, verbindlich wie stets, beeilte sich dazwischenzugehen. »Also im Grunde gemischte Motive auf beiden Seiten«, schlug er im Ton eines Mannes vor, für den gemischte Motive das tägliche Brot sind. »Wogegen ja an sich nichts zu sagen ist, oder? War schließlich ein ziemlich gemischtesTerrain, mit dem Sie’s da zu tun hatten. Wanjas Pistole. Gerüchte über Waschkörbe voll russischem Bargeld. Zwei kleine Waisenmädchen, die Sie als ihre Retter ansahen – und die Erwachsenen ja vielleicht auch, weiß man’s? Und dazu noch der Geburtstag der Zwillinge. Ich meine, wie hätte ein anständiger Mensch da nein sagen können?«
»Auf einer Insel«, erinnerte Gail ihn leise.
»Eben. Und Sie brannten ja wohl auch vor Neugier, wenn ich das mal so sagen darf. Wie denn auch nicht? Ich meine, die Mischung konnte einem ja ziemlich zu Kopfe steigen. Ich wäre bestimmt schwach geworden.«
Das glaubte Gail auch. Sie hatte so das Gefühl, dass der kleine Luke seinerzeit bei so einigem schwach geworden war und dass ihn das selbst ein wenig beunruhigte.
»Und Dima «, insistierte sie. »Dima machte für dich den eigentlichen Reiz aus, gib’s zu, Perry. Das hast du selbst gesagt. Für mich waren es die Kinder, aber für dich war es letzten Endes Dima. Wir haben gerade erst vor ein paar Tagen darüber gesprochen, erinnerst du dich?«
Sprich: während du dein Drecksdokument abgefasst hast und ich wie eine Idiotin danebensaß.
Perry brütete über dieser Aussage eine Zeitlang, wie er über jedem anderen akademischen Postulat gebrütet hätte, ehe er mit dem Lächeln des guten Sportsmannes seine Richtigkeit anerkannte.
»Das stimmt. Ich hatte das Gefühl, von ihm auserwählt zu sein. Von ihm gepuscht , könnte man auch sagen. So ganz weiß ich offen gestanden nicht mehr, was ich empfand. Vielleicht wusste ich es damals schon nicht.«
»Aber Dima wusste es. Sie waren sein Professor für Fairplay.«
* * *
»Alsosind wir an diesem Nachmittag nicht an den Strand gegangen, sondern zum Einkaufen in die Stadt«, nahm Gail den Faden wieder auf. Sie sprach an Perrys abgewandtem Gesicht vorbei zu Yvonne, aber ihre Worte waren an ihn gerichtet. »Für die Geburtstagskinder bot sich natürlich eine Kricketausrüstung an. Das war deine Zuständigkeit. Es hat dir einen Riesenspaß gemacht, nach Kricketsachen zu suchen. Du warst völlig begeistert von diesem Sportgeschäft mit dem alten Ladenbesitzer und den Photos der großen westindischen Spieler an den Wänden. Learie Constantine? Wer hing da außerdem noch?«
»Martindale.«
»Und Sobers. Gary Sobers war da. Du hast ihn mir gezeigt.«
Er nickte. Sobers, genau.
»Uns gefiel auch das Verschwörerische an der Sache. Der Kinder wegen. Ambrose’ Idee, dass ich aus der Torte springen sollte, war gar nicht so abwegig, stimmt’s? Und ich hab Geschenke für die Mädchen ausgesucht. Mit ein bisschen Unterstützung von dir. Schals für die Kleinen, und für Natascha eine sehr hübsche Muschelkette mit Halbedelsteinen dazwischen.« Geschafft. Sie hatte Natascha wieder ins Spiel gebracht, ohne dass jemand nachhakte. »Du wolltest mir auch eine kaufen, aber das habe ich dir nicht erlaubt.«
»Aus welchen Gründen, Gail?« Yvonne mit ihrem zurückgenommenen, intelligenten Lächeln versuchte die Spannung ein bisschen herauszunehmen.
»Alleinstellung. Es war lieb gemeint von Perry, aber ich wollte nicht über einen Kamm mit Natascha geschoren werden«, erwiderte Gail beiden, Perry ebenso wie Yvonne. »Und Natascha auch nicht mit mir, da bin ich sicher. Danke, das ist eine sehr liebe Idee, aber heb sie dir für später auf, hab ich zu dir gesagt. Stimmt’s? Mal ganz abgesehen von der Unmöglichkeit, in St. John’s, Antigua, zumutbares Geschenkpapier aufzutreiben!«
Schnellweiter:
»Dann war da die Frage, wie man uns hineinschmuggeln würde. Da wir ja die große Überraschung sein sollten. Das fanden wir auch
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