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Verr�ter wie wir

Titel: Verr�ter wie wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carr�
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Häuschen. Sie schliefen lange, und als sie ihr Frühstück auf dem Balkon beendet hatten, war es zu heiß zum Tennisspielen. Sie schwammen an dem zu drei Vierteln leeren Strand, nahmen ein einsames Mittagessen am Pool ein, zogen sich dann wieder ins Bett zurück und wurden abends um sechs im Pro-Shop vorstellig, ausgeruht, glücklich und richtig in Spiellaune.
    Aus der Entfernung betrachtet, bestand die Hotelanlage nur aus einem Grüppchen weißer Bungalows, verstreut um einen hufeisenförmigen Strand von puderfeinem Sand, der eine gute Meile breit war. Seine Endpunkte bildeten zwei Felshügel, beide mit krüppeligen Bäumchen bewachsen. Ein Korallenriff und eine Reihe grellbunter Bojen schirmten die Bucht vor lärmenden Motorjachten ab. Und auf mehreren dem Gefälle abgetrotzten Terrassen lagen die turniertauglichen Tennisplätze der Anlage versteckt. Kärgliche Steinstufen wanden sich zwischen blühenden Sträuchern hindurch bis zum Eingang des Pro-Shops. Hinterdieser Pforte tat sich der Tennishimmel auf – der wahre Grund für Perrys und Gails Wahl.
    Es gab fünf Plätze und den Centre-Court. Turnierbälle wurden in grünen Kühlboxen aufbewahrt. Silberne Trophäen in Glasvitrinen trugen die Namen der Champions von einst, und Mark, der übergewichtige australische Pro, war einer von ihnen.
    »Von welchem Niveau sprechen wir, wenn ich das fragen darf?«, erkundigte er sich demütig-jovial und taxierte mit schweigender Kennermiene Perrys verschrammte Schläger, seine dicken weißen Socken und abgetragenen, aber zweckdienlichen Tennisschuhe sowie Gails Dekolleté.
    Für zwei Menschen, die jung, aber nicht mehr blutjung waren, gaben Perry und Gail ein bemerkenswert attraktives Paar ab. Die Natur hatte Gail mit langen, wohlgeformten Beinen und Armen ausgestattet, hochangesetztem kleinem Busen, einem biegsamen Körper, klarem englischem Teint, feinem Goldhaar und einem Lächeln, das noch die dunkelsten Winkel des Lebens aufhellte. Perry sah man den Engländer auf andere Art an; er war schlaksig und auf den ersten Blick unproportioniert, mit langem Hals und einem stark vorspringenden Adamsapfel. In der Schule hatte er den Spitznamen Giraffe verpasst bekommen, aber nur so lange, bis diejenigen, die unklug genug waren, ihn laut so zu nennen, ihre Lektion gelernt hatten. Als Erwachsener jedoch hatte er – unbewusst und dadurch umso eindrücklicher – eine schwer festzumachende, aber unbestrittene Eleganz entwickelt. Er hatte dichte braune Locken, eine breite sommersprossige Stirn, und die großen Augen spähten mit einer Konsterniertheit durch die Brillengläser, die nicht ganz von dieser Welt schien.
    Gail als seine treue Beschützerin wollte nicht zulassen, dass er sein Licht unter den Scheffel stellte, darum beantwortete sie Marks Frage lieber gleich selbst.
    »Perry spielt die Qualifikation für Queen’s, und einmal hater’s sogar bis ins Hauptfeld geschafft, stimmt’s? Du warst bei den Assen dabei. Und das, nachdem er sich beim Skifahren das Bein gebrochen und ein halbes Jahr nicht mehr gespielt hatte«, fügte sie hinzu.
    »Und Sie selbst, Ma’am, wenn Sie gestatten?«, wollte der unterwürfige Mark wissen, wobei er dem »Ma’am« für ihren Geschmack eine Idee zu viel Topspin gab.
    »Ich dilettiere mehr so herum«, erwiderte sie kühl, worauf Perry »Völliger Blödsinn« sagte und der Australier die Luft durch die Zähne sog, zweifelnd den schweren Kopf wiegte und in den zerfledderten Seiten seiner Kladde blätterte.
    »Hm, hier hätte ich ein Pärchen, das was für Sie sein könnte«, sagte er und wischte sich mit einem schmuddeligen Handtuch den Schweiß von der Stirn. »’n Tick zu gut für meine anderen Gäste, wenn ich das mal so sagen darf. Wobei ich nicht behaupten kann, die volle Bandbreite der Menschheit zur Auswahl zu haben … doch, ihr vier solltet ruhig mal ein Spielchen wagen.«
    Ihre Gegner erwiesen sich als zwei Flitterwöchner aus Mumbai. Der Centre-Court war besetzt, aber die Nummer 1 war frei. Schon bald hatte sich eine Handvoll von Schaulustigen und Spielern von anderen Plätzen eingefunden, die den vieren beim Aufwärmen zusahen: flüssige Schläge von der Grundlinie, die lässig pariert wurden, Weitschüsse, nach denen niemand lief, ein unerwiderter Schmetterschlag vom Netz aus. Perry und Gail bekamen den Aufschlag, Perry ließ Gail den Vortritt, die zwei Doppelfehler nacheinander machte, so dass das Spiel an die anderen ging. Die indische Braut tat es Gail nach. Das Match blieb

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