Verr�ter wie wir
Centre-Court zuführte, hinter dem eine Welt für sich wartete, auf allen vier Seiten abgeschirmt durch Segeltuchwände und sechs Meter hohe Hibiskushecken.
Beim Anblick der drei trat der milchgesichtige Blonde einen halben Schritt vor und streckte mit mechanischem Lächeln die Hände aus, die klassische Gebärde des Filzens. Perry, baumlang und verwirrt, blieb stehen, noch gute zwei Meter außer Reichweite. Gail neben ihm stockte ebenfalls. Der Mann machte noch einen Schritt vorwärts, Perry einen zurück, wobei er Gail mit sich zog und laut rief: »Was soll das, verdammt?« – an Marks Adresse letztlich, denn weder das Milchgesicht noch sein dunklerer Kollege ließen in irgendeiner Weise erkennen, dass sie die Frage gehört, geschweige denn verstanden hatten.
»Reine Routinesache, Perry«, erklärte Mark, der sich an Gail vorbeidrängte, um Perry beruhigend ins Ohr raunen zu können. »Einfach zur Sicherheit.«
Perry blieb, wo er war, und reckte den Hals vorwärts und seitwärts, während er diese Auskunft verdaute.
»Wessen Sicherheit? Versteh ich nicht. Du vielleicht?« – zu Gail jetzt.
»Nein«,sagte sie.
» Dimas Sicherheit, Perry. Was dachten Sie denn? Er spielt ganz oben mit. Internationales Big Business. Diese Jungs hier führen lediglich Befehle aus.«
» Ihre Befehle, Mark?« Perry drehte sich um und starrte anklagend durch seine Brillengläser auf ihn hinab.
»Dimas Befehle, nicht meine, Perry, seien Sie nicht kindisch. Das sind Dimas Jungs. Begleiten ihn überallhin.«
Perry richtete den Blick wieder auf den blonden Leibwächter. »Sprechen die Herren zufällig Englisch?«, fragte er. Und als sich die Züge des Blonden als einzige Reaktion leicht verhärteten: »Offenbar nein. Sprechen nicht nur keins, sondern hören auch keins.«
»Himmelherrgott, Perry«, flehte Mark, und sein biergerötetes Gesicht wurde noch röter. »Ein kleiner Blick in Ihre Tasche, und das war’s schon. Hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Reine Routine, wie gesagt. Genau wie an jedem Flughafen auch.«
Perry wandte sich wieder an Gail. »Hast du dazu eine Meinung?«
»Allerdings.«
Perry neigte den Kopf nach der anderen Richtung. »Nicht dass ich hier irgendetwas missverstehe, Mark«, erklärte er in strengem Oberlehrerton. »Mein avisierter Tennispartner Dima wünscht sicherzustellen, dass ich keine Bombe auf ihn werfe? Ist es das, was diese Männer mir sagen wollen?«
»Es ist eine sehr gefährliche Welt da draußen, Perry. Vielleicht haben Sie davon noch nichts gehört, aber wir anderen schon, und wir versuchen, damit zu leben. Bei allem Respekt würde ich Ihnen doch sehr dazu raten, mit dem Strom zu schwimmen.«
»Es sei denn, ich mähe ihn einfach mit meiner Kalaschnikow nieder«, sagte Perry und hob seine Sporttasche ein paar Zentimeter an. Daraufhin trat auch der zweite Mann ausdem Schatten der Büsche und stellte sich neben dem ersten auf. Aber ihren Mienen war nach wie vor nichts zu entnehmen.
»Also wirklich, Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten, Mr Makepiece«, protestierte Mark, dessen mühsam antrainierte Manieren unter der Anspannung zu bröckeln begannen. »Da drin wartet tolles Tennis auf Sie. Diese Jungs tun nichts als ihre Pflicht, und sie tun sie sehr höflich und professionell, wenn ich das mal so sagen darf. Ganz ehrlich, ich verstehe Ihr Problem nicht, Sir.«
»Ah. Mein Problem. « Perry wiederholte das Wort sinnend, als sähe er darin einen geeigneten Einstieg in eine Gruppendiskussion mit seinen Studenten. »Dann gestatten Sie mir, Ihnen mein Problem darzulegen. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich sogar mehrere Probleme. Problem Nummer eins: Niemand schaut in meine Sporttasche, wenn ich es nicht erlaube, und in diesem Fall erlaube ich es nicht. Dasselbe gilt für die Tasche dieser Dame« – mit einer Kopfbewegung in Gails Richtung.
»Und zwar strikt«, sekundierte Gail.
»Problem Nummer zwei: Wenn Ihr Freund Dima denkt, ich möchte ihn umbringen, warum will er dann mit mir Tennis spielen?« Und nachdem er reichlich Zeit für eine Antwort eingeräumt und keine erhalten hatte außer einem geräuschvollen Lippenschmatzen, fuhr er fort. »Und mein drittes Problem ist, dass das Ansinnen in seiner jetzigen Form einseitig ist. Habe ich gebeten, in Dimas Tasche schauen zu dürfen? Nein, habe ich nicht, und ich verspüre auch keinerlei Verlangen danach. Vielleicht können Sie ihm das erklären, wenn Sie mich bei ihm entschuldigen. Was meinst du, Gail, wollen wir dieses dicke
Weitere Kostenlose Bücher